Schwalmtal Schwalmtal: Platz für 150 Flüchtlinge

Schwalmtal · Die Gemeinde bereitet sich auf neue Flüchtlinge in den nächsten Wochen vor. Nun hat man im ehemaligen Naafi-Verwaltungsgebäude neuen Raum gefunden.

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten

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Foto: dpa, rwe lof

In den letzten drei Wochen sind 43 Flüchtlinge in Schwalmtal angekommen. Die Zahl klingt klein im Verhältnis zu den vielen Menschen, die täglich nach Deutschland kommen. Aber für Schwalmtal bedeutet sie eine Menge: Im Jahr 2014 waren zu Spitzenzeiten 103 Menschen in der gesamten Gemeinde untergebracht. Im Augenblick sind es 220. Vorige Woche hatte die Gemeinde mit allen Reserven 225 Plätze insgesamt. Inzwischen konnten einige Privatwohnungen angemietet werden, so dass 270 Plätze zur Verfügung stehen. Aber 50 Plätze könnten - wenn die Zuweisungen nur gleich bleiben und nicht weiter steigen - in drei bis vier Wochen belegt sein.

"Also haben wir mit der Politik gemeinsam überlegt", sagt Bürgermeister Michael Pesch. "Wir mussten dabei zwangsweise auch über größere Einheiten nachdenken, als es bisher stets unsere Philosophie war."

Herausgekommen ist eine Lösung im ehemaligen Naafi-Verwaltungsgebäude an der Dülkener Straße. Der Eigentümer selbst war vor einiger Zeit auf die Verwaltung zugegangen und hatte Gesprächsbereitschaft signalisiert, falls eine Notsituation einträte. Und die ist jetzt da.

1500 Quadratmeter stehen auf drei Etagen zur Verfügung. Dort ist Platz für etwa 150 Menschen. Die Aufteilung des Gebäudes ist gut geeignet für diesen Zweck. Viele Fenster, viel Licht, eine Anordnung der Zimmer entlang breiter Flure. Platz für den Einbau von Duschbereichen, Toiletten sind bereits vorhanden. Großzügige Gemeinschaftsräume auch. Küchen müssen teilweise noch eingebaut werden. Etwas mehr Arbeit als in den anderen beiden Geschossen steht im Erdgeschoss an, denn dort war bereits einmal ein Umbau zu Wohnungen vorgenommen worden, der jetzt rückgängig gemacht wird.

Der Eigentümer übernimmt die Umbauarbeiten, die Gemeinde mietet das Gebäude zunächst für drei Jahre. Es gibt aber eine Option auf ein viertes und auch ein fünftes Jahr. Die ersten Besprechungen mit dem Kreis haben bereits stattgefunden, auch eine Begehung aus brandschutz-technischer Sicht ist schon gelaufen. "Uns ist die Sicherheit der Bewohner wichtig", betont Pesch. "Die Unterbringung muss menschenwürdig sein." Deshalb seien Zelte oder auch Container keine Lösung gewesen. Auch eine Turnhalle als Notlösung wolle man unbedingt vermeiden.

Welche Kosten damit auf die Gemeinde zukommen, ist noch unklar. Die Erstattungen, die der Bund über das Land weiterleite, seien nicht kostendeckend. "Damit sind wir bei etwa 60 Prozent", macht Pesch deutlich. Das werde bei der Aufstellung des Haushaltsplans für das kommende Jahr sicher noch zu Problemen führen. Der Städte- und Gemeindebund habe am Mittwoch noch einmal gefordert, dass 100 Prozent der Kosten von Bund und Land getragen werden müssten.

Möglicherweise kann die erste Etage bereits recht kurzfristig bezogen werden, spätestens im November soll aber alles fertig sein. Dass damit "das Ende der Fahnenstange" erreicht sei, daran glauben die Verantwortlichen der Gemeinde nicht.

Nach dem Königssteiner Schlüssel, der die Zuweisungen der Flüchtlinge in Bundesländer und Gemeinden regle, hat es im Jahr 2014 in Deutschland 200.000 neue Flüchtlinge gegeben - gut 100 davon waren in Schwalmtal gelandet.

"Wenn jetzt offiziell von 800.000 Menschen die Rede ist, dann müssen wir mit bis zu 400 Menschen rechnen, die wir aufnehmen dürfen", macht der Bürgermeister deutlich.

(hah)
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