Viersen "Rigoletto": Entführung in der Festhalle

Viersen · Nach dem erfolgreichen "Carmen"-Gastspiel des Osnabrücker Theaters in der vergangenen Spielzeit blickte das Publikum in der wieder ausverkauften Festhalle gespannt auf die Interpretation der beliebten Oper "Rigoletto" von Giuseppe Verdi - zumal erneut die Berliner Erfolgsregisseurin Adriana Altaras die szenische Umsetzung in die Hand genommen hatte.

 Rhys Jenkins gab in der Titelrolle einen grobschlächtigen Narren mit furchterregend ausdrucksstarken Bariton.

Rhys Jenkins gab in der Titelrolle einen grobschlächtigen Narren mit furchterregend ausdrucksstarken Bariton.

Foto: F.H. Busch

Die tragische Geschichte vom sarkastischen Hofnarren Rigoletto und seiner wohlbehüteten Tochter Gilda, die einen Weiberhelden liebt, der sich als Student ausgibt - der Herzog von Mantua -, von dessen Vasallen entführt wird und trotz aller Enttäuschung für ihn stirbt, ist von besonderer Suggestionskraft. Es gelang Altaras dank überlegter Personenführung und klarer Zeichnung der Charaktere, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu halten.

Eine geschickt ausstaffierte, dreiseitige Drehbühne zeigte einmal eine edle hölzerne Wendeltreppe, die zum Schlafzimmer des Herzogs führte und auf deren Absätzen sich die mehr oder weniger exklusive Männergesellschaft traf; auf der zweiten Seite waren Landschaftsbilder zu sehen. Die dritte Seite war - zum Erstaunen des Publikums - ein weiß glänzender Waschsalon, in dem Gilda mit ihrer Amme Giovanna arbeitete. Diese schmuggelte den vermeintlichen Studenten in einem fahrbaren Wäschewagen herein - von dort wurde Gilda von einer Horde dem Herzog höriger Männer entführt. Ein ungewöhnlicher, aber zündender Einfall.

Über die musikalische Umsetzung der Musik Verdis ist nur Bestes zu berichten. Daniel Inbal am Pult wachte mit Akkuratesse über ein klangschön und temperamentvoll spielendes Orchester - der Herrenchor (plus Extrachor) hätte punktgenauer und dabei voller vokaler Pracht nicht agieren können.

Carlos Moreno Pelizari mit lyrischem Tenorschmelz war auch optisch ein Bilderbuch-Herzog. Rhys Jenkins gab einen darstellerisch weitgehend grobschlächtigen Narren mit furchterregend ausdrucksstarkem Bariton. Erika Simons war seine der häuslichen Enge überdrüssige Tochter mit intensivem Spiel und einem bewundernswert höhensicheren Sopran. Der mächtige schwarze Bass von José Gallisa in der Rolle des Auftragsmörders Sparafucile und der markante Mezzo von Katarina Morfa als dessen Schwester Maddalena vervollständigten den ausgezeichneten Eindruck.

(oeh)
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