Niederkrüchten Räuber hielt Frauen eine Waffe in den Nacken

Niederkrüchten · Vier Angestellte der Sparkassen-Filiale in Niederkrüchten und eine Kundin zeigten gestern im Prozess vor dem Mönchengladbacher Landgericht auf den Angeklagten: "Ja, das war der Mann, der uns am 27. Mai 2008 überfallen hat." Der 34-Jährige, ein Weißrusse aus Minsk, senkte den Kopf, als ihn die Opfer als brutalen und kaltblütigen Räuber schilderten. Erpresserischen Menschenraub und bewaffneten Banküberfall wirft der Staatsanwalt dem Angeklagten vor, der nach dem Verbrechen aus der Bundesrepublik verschwunden war und später ausgeliefert wurde.

Nach einigen Beratungspausen ließ der Angeklagte seinen Verteidiger eine kurze Erklärung abgeben. Den Bankraub in Niederkrüchten habe er begangen, Er sei damals mit seiner kleinen russischen Firma in finanzielle Not geraten. Dabei nannte der 34-Jährige auch den Namen eines Mittäters, der stamme aus Moskau, lebe aber schon länger in Deutschland. Mehr sagte er nicht zu dem bis jetzt unentdeckt gebliebenen Komplizen. "In der Nacht vorher haben wir am Bahnhof in Düsseldorf Wodka getrunken, wir waren total besoffen", ließ der Mann gestern vor der Zweiten Strafkammer ungerührt übersetzen. Bei dem Überfall habe man 10 372 Euro erbeutet. "Wir hatten keine richtigen Waffen, das waren nur täuschend echt aussehende Feuerzeug-Pistolen", behauptete der Angeklagte.

Die Opfer des Verbrechens, die damals wochenlang arbeitsunfähig waren, erinnerten sich dagegen an "eine kalte Waffe, die aus Eisen war". Die vier Bankkauffrauen mussten sich sofort zu "Boden werfen, die Hände über dem Kopf", als die beiden bewaffneten, aber nicht maskierten Räuber kurz vor der Mittagspause die Filiale betraten. "Wo ist der Chef ?', habe der Angeklagte gerufen. Doch der hatte an dem Tag frei. Eine 41-jährige Angestellte übernahm die Rolle des Chefs, öffnete die Schublade, in der die Münzen waren. "Aufmachen", schrie der Mann aus Minsk. Die Frau öffnete den Tresor. Aber nach einem Umbau der Filiale war das Geld nicht mehr so schnell erreichbar. Von den Räubern war Geduld gefordert. "Ich hatte damals Todesangst", erinnerte sich die 41-Jährige. Schließlich verließen die Männer mit den zusammengerafften Geldscheinen fluchtartig den Schalterraum.

Eine zweite Anklage warf dem 34-Jährigen und dem unbekannten Mittäter vor, in Vreden einen weiteren Überfall begangen zu haben. Doch die Sparkassen-Filiale wurde bargeldlos geführt. Der Angestellte , ebenfalls mit einer Waffe bedroht, gab in seiner Not 20 Euro aus seiner eigenen Geldbörse heraus. Dieses Verfahren stellte das Gericht aus formalen Gründen ein.

(RP)
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