Kreis Viersen Radklima: Stadt Viersen bei Test weit hinten

Kreis Viersen · Das Stadtzentrum ist gut erreichbar, aber die Fahrradwege sind holprig — das ist die Bilanz einer neuen Befragung des ADFC

 Die Stadt Viersen hat die Fahrradwege an Kreuzungen rot markiert. An etlichen anderen Ecken hapert es für Radler noch.

Die Stadt Viersen hat die Fahrradwege an Kreuzungen rot markiert. An etlichen anderen Ecken hapert es für Radler noch.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat die Ergebnisse seines Fahrradklima-Tests für das Jahr 2016 veröffentlicht. Für den Kreis Viersen fällt die Bilanz ernüchternd aus: In der Stadt Viersen hatten sich nur 55 Fahrradfahrer beteiligt. Mit der Durchschnittsnote 4,3 landete die Stadt auf einem der hinteren Plätze. Bundesweit liegt sie auf Rang 89 von 98, im NRW-Ranking erreicht sie sogar nur Platz 35 von 37. Die Stadt Nettetal und die Gemeinde Brüggen tauchen anders als noch beim letzten Fahrradklima-Test 2014 in der aktuellen Erhebung gar nicht auf - dort gab es nicht genug Teilnehmer für eine belastbare Bewertung, heißt es vom ADFC.

Im Vergleich zur Auswertung von 2014 hat sich Viersen (in der Größenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner) leicht verschlechtert. Damals hatten 192 Teilnehmer der Stadt die Durchschnittsnote 4,0 verpasst, das bedeutete bundesweit Platz 70 von 100 und in NRW Rang 33 von 42. Nettetal und Brüggen (beide in der Klasse mit weniger als 50.000 Einwohner) schnitten deutlich besser ab. Nettetal erhielt die Note 3,4 und erreichte im bundesweiten Ranking Platz 87 von 292. Brüggen schaffte es gar auf den 38. Platz (Note 3,1).

Als positiv in der Stadt Viersen bewerteten die Teilnehmer dieses Mal die Wegweisung für Radfahrer, die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und dass viele Einbahnstraßen für Fahrradfahrer geöffnet sind. Schwächen seien dagegen holprige und unebene Radwege, eine schlechte Führung an Baustellen sowie eine für Fahrradfahrer schlechte Ampelschaltung.

Bei der Fahrradfreundlichkeit in der Stadt Viersen "geht mehr", sagt auch die Technische Beigeordnete Beatrice Kamper. "Das haben wir erkannt." Darum will die Stadt einen "Nahmobilitätsmanager" einstellen, der sich unbefristet und in Vollzeit dem Thema Fahrradverkehr widmet. Kamper weiß: "Er muss ein Kämpfer sein." Denn es gebe viel nachzuholen. Noch vor den Sommerferien sollen die Bewerber eingeladen werden. Sobald ein Kandidat ausgewählt wurde, soll er seine Arbeit aufnehmen, sagt Kamper.

Die Technische Beigeordnete betont aber auch, dass in den vergangenen Jahren bereits einiges für Fahrradfahrer getan wurde, etwa die Rotmarkierungen an Kreuzungen, die Öffnung von Einbahnstraßen und abschließbare Fahrradboxen am Viersener Bahnhof. Außerdem gebe es einen Austausch mit dem Arbeitskreis Radwegenetz der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus. In einer Bürgerversammlung am Donnerstag, 1. Juni, will Kamper darüber informieren, was erreicht wurde und was noch zu tun ist. Treffpunkt ist um 16.30 Uhr in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt Viersen, Petersstraße 40.

Auch der Kreis ist nicht untätig. Er verfügt über ein ausgeschildertes Radwegenetz von mehr als 650 Kilometern Länge. Zudem ist er Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW. 2015 hat er das Knotenpunktsystem nach niederländischem Vorbild eingeführt. Damit sollen sich auch auswärtige Radfahrer ohne Ortskenntnis auf den Strecken zurechtfinden. 519 Kilometer können sie danach zurücklegen. Mönchengladbach zieht jetzt nach und stellt auch Knotenpunkt-Wegweiser auf.

An dem Fahrradklima-Test 2016 hatten mehr als 120.000 Fahrradfahrer (2014: 100.000) teilgenommen und Fragebögen zu 539 Städten (468) ausgefüllt. Nach Aussage des ADFC handelt es sich um die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit. Es war deie siebte auflage. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstützt das Projekt mit 150.000 Euro; sie kommen aus einem Fördertopf zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020.

(RP)
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