Viersen Quartiere für Menschen mit Demenz

Viersen · Am 26. November rückt die Demenz im Kreis Viersen in den Mittelpunkt. Das Demenz-Servicezentrum NRW Region Niederrhein und das Forum Demenz laden zu einer Fachtagung ein.

Die Versorgungslage von Demenzerkrankten zu verbessern, ist ein Ziel, das sich viele Gruppierungen in Viersen, die sich mit dem Thema beschäftigen, auf die Fahne geschrieben haben.

Die Versorgungslage von Demenzerkrankten zu verbessern, ist ein Ziel, das sich viele Gruppierungen in Viersen, die sich mit dem Thema beschäftigen, auf die Fahne geschrieben haben.

Foto: dpa

Laut der Pflegestatistik, die Ende des Jahres 2013 erstmalig konkrete Zahlen für den Kreis Viersen aufzeigte, lebten zu diesem Zeitpunkt im Kreis 3500 pflegebedürftige Menschen mit erheblichen Einschränkungen der Alltagskompetenz, die auf eine Demenz zurückzuführen sind. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird bis zum Jahr 2030 mit einer Steigerung von 46 Prozent gerechnet. In der gesamten Bundesrepublik sind es aktuell 1,5 Millionen demenzerkrankte Menschen. Die Prognose für das Jahr 2050 spricht von einer Verdopplung. Allein diese Zahlen verdeutlichen, wie bedeutsam das Thema Demenz ist. Die Versorgungslage von Demenzerkrankten zu verbessern ist daher ein Ziel, das sich viele Gruppierungen, die sich mit dem Thema beschäftigen, auf die Fahne geschrieben haben.

Das Demenz-Servicezentrum NRW Region Niederrhein und das Forum Demenz im Kreis Viersen geht dabei einen neuen Weg. Nach etlichen gemeinsamen Aktionen laden die beiden Gruppierungen erstmalig zu einer Fachtagung unter dem Titel "Menschen mit Demenz im Quartier" ein. "Im Hinblick auf eine wachsende Zahl von Menschen mit einer Demenz ist es wichtig, demenzsensible Quartiere einzurichten, die das haben, was die Erkrankten und ihre Angehörigen brauchen", sagt Hans Westpfahl vom Demenz-Servicezentrum Niederrhein.

Die Fachtagung, die jedem Interessierten offen steht, beschäftigt sich mit Bestandsaufnahmen und empirischen Grundlagen, zeigt Beispiele von Wohnprojekten und präsentiert anhand einer Quartiersbegehung Chancen und Möglichkeiten. Verschiedene Fachreferenten laden zu Vorträgen ein, wobei es am Nachmittag zur Vorstellung von Thementischen in einem sogenannten "World Café" kommt. Eine Analyse soll die Bedürfnisse im Quartier widerspiegeln. Gemeinsam wird überlegt, welche Ressourcen, Akteure und Netzwerke erschlossen werden können, um entsprechende Quartiere gestalten zu können. Quartiersarbeit soll die Voraussetzungen schaffen, dass dementiell veränderte Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten häuslichen und sozialen Umgebung leben können.

Dass auf dem Sektor Demenz schon viel entstanden ist, verdeutlicht Mathilde Holtmanns von der Sozialplanung des Kreises Viersen. "Im Jahr 2008 hatten wir kreisweit 28 Hilfsangebote für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen. Heute sind es 85 Angebote", betont sie. Diese reichen vom Demenz-Café über Beratungsstellen bis hin zum häuslichen Unterstützungsdienst durch Ehrenamtler. Seit einem Jahr gibt es auch das gerontopsychiatrische Zentrum der LVR-Klinik in Viersen. "Wir bieten unter anderem kostenfreie Beratungen für Angehörige an, bei der wir unter anderem zeigen, wo sie welche Unterstützung abrufen können und welche Leistungen ihnen zustehen. Dazu kommt auch die Beratung über Frühdiagnostik", erklärt die Gerontologin Veronika Grziwa. Gerade eine frühe Diagnose kann helfen, das Fortschreiten der Erkrankung medikamentös zu verlangsamen. Doch auch das gehört zu den Dingen, die viele Menschen nicht wissen. "Es ist wichtig, das Thema Demenz noch mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Erkrankte Menschen ziehen sich aus dem normalen Leben zurück. Das kann und soll nicht sein. Wir wollen Lebensqualität erhalten, eine Teilhabe am Leben ermöglichen und für Akzeptanz werben", hebt Hans Westpfahl hervor.

Die Tagung erörtert Fragen der Bedarfsermittlung, der Erschließung von Ressourcen und der Umsetzung im Hinblick auf Quartiersgestaltung. Die Veranstalter haben zudem alle weiterführenden Schulen angeschrieben. "Es sind hier zwei Aspekte. Zum einen sind auch Kinder und Jugendliche betroffen, wenn zum Beispiel Großeltern erkranken. Auf der anderen Seite hoffen wir, junge Menschen für Berufe in diesem Sektor interessieren zu können", sagt Holtmanns.

(tref)
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