Viersen Profis spielen mit Schülern blind Fußball

Viersen · Fußball spielen ohne irgendetwas zu sehen, den Alltag als blinder Mensch erleben: Einen Tag lang hielt das Erlebnismobil der Christoffel-Blindenmission am Clara-Schumann-Gymnasium

 In der Turnhalle demonstrierten Spieler des Blindenfußballteam von Borussia Dortmund den Schülern, wie treffsicher sie sind.

In der Turnhalle demonstrierten Spieler des Blindenfußballteam von Borussia Dortmund den Schülern, wie treffsicher sie sind.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Noch einmal aufpassen, dann hast du es geschafft", sagt Ottfried Sannemann mit Blick auf den Sechstklässler des Clara-Schumann-Gymnasiums, der aus einem Gang herauskommt. Simo tastet sich vorsichtig, den Langstock vor sich herschwenkend, an das letzte Stück des Weges heran und meistert vorsichtig eine Stufe. Sichtlich beeindruckt zieht der Gymnasiast die Brille, die die Augenerkrankung Grauer Star simuliert hat, ab. Dann übergibt es sie zusammen mit dem Stock an den Mitarbeiter der Christoffel-Blindenmission (CBM). "Ich konnte die Stufen nicht erkennen und bin sogar im hinteren Bereich vor die Wand gelaufen, weil ich sie nicht richtig ausmachen konnte", erzählt Simo, als er das Erlebnismobil der CBM verlässt.

Wie es ist, wenn die Sehkraft durch eine Erkrankung betrübt ist, das konnten jetzt die Schüler quer durch die Stufen fünf bis neun am Clara-Schumann-Gymnasium erfahren. Das Erlebnismobil der CBM machte vor Ort Station. Die blinde Nina Odenius, Studentin und einst Schülern des Gymnasiums, hatte vor dem Hintergrund der Woche des Sehens im Oktober das Erlebnismobil für ihre ehemalige Schule organisiert. "Es ist wichtig Menschen für Mitmenschen mit Handicap zu sensibilisieren", sagt sie.

Simo gesellt sich zu seinen Klassenkameraden, die den Parcours mit den unterschiedlichen Bodenbelägen, Hindernissen wie Mülltonnen und Stufen ebenfalls schon gemeistert haben. "Ich hatte keinerlei Orientierung mehr", meint Freya, während es Neela nicht fassen kann, dass sie direkt vor einem Vorhang stand und diesen aufgrund der Simulationsbrille nicht sehen konnte, sondern ihn erst bemerkte, als sie weiterging und ihn berührte.

Aber nicht nur das zehn Meter lange Erlebnismobil vermittelt einen Einblick in die Welt von blinden und sehbehinderten Menschen. In der Turnhalle des Gymnasiums ist der Fußball im Einsatz. Allerdings ein besonderes Modell. Es ist innen mit Rasseln versehen, und das ist unabdingbar. Denn die Menschen, die mit ihm Fußball spielen, sehen nichts. Wie es möglich ist, als Blinder diesen Sport auszuüben, demonstrieren Hasan Caglikalp und Enrico Göbel vom Blindenfußballteam von Borussia Dortmund.

Göbel stellt sich an die dicke blaue, hochkant stehende Turnmatte und klopft gegen den rechten Rand. "Rechter Pfosten", informiert der Nationaltrainer den blinden Caglikalp, der einige Meter entfernt mit dem Ball zu Füßen wartet. Das gleiche wiederholt sich an der rechten Seite und der Information, wo sich die Mitte befindet. Dann bezieht der Siebtklässler Tjark Position im Tor. In der Turnhalle ist es still, als Caglikalp ausholt und den Ball voller Power genau ins Tor schießt. Alles geht so schnell, dass Tjark keine Chance hat ihn zu halten. Die zuschauenden Siebtklässler applaudieren donnernd.

Danach kann sich der Fußballspieler vor Fragen nicht mehr retten. Alle wollen mehr über den Blindenfußball wissen, wobei jeder einmal ausprobieren darf, was es heißt ohne zu sehen auf ein Tor zu schießen, das andere nur durch Angaben wie "Links", "Rechts" und "Mitte" markieren.

(tref)
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