Niederkrüchten Politikverdrossen oder parteiverdrossen?

Niederkrüchten · Immerhin, an der Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Niederkrüchten beteiligten sich von 12 602 Wahlberechtigten 6098. Insgesamt 48,4 Prozent der Wahlberechtigten gaben also ihre Stimme ab. Das ist mehr als in vielen anderen Städten und Gemeinden, aber kein Grund, zufrieden zu sein. Im Gegenteil: Die etablierten Parteien müssen sich fragen, warum gut die Hälfte der Wähler zu Hause blieb. Sie müssen sich auch fragen, warum von denen, die zur Wahl gingen, 40,4 Prozent mit Kalle Wassong einem parteilosen Kandidaten den Vorzug gaben, während sich 29,6 Prozent für Bennet Gielen (CDU) und 19,1 Prozent für Trudis Jans (SPD) entschieden. Das Wahlergebnis dokumentiere, "dass wir die Mehrheit der Wähler weder für unsere Kandidatin Trudis Jans, noch für ihre und unsere politischen Aussagen gewinnen konnten", teilte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Marco Goertz mit.

 Der parteilose Kandidat Karl-Heinz Wassong (l.) und Bennet Gielen (CDU) gehen in die Stichwahl.

Der parteilose Kandidat Karl-Heinz Wassong (l.) und Bennet Gielen (CDU) gehen in die Stichwahl.

Foto: hah

Von der geringen Wahlbeteiligung zeigte sich auch Bennet Gielen, Bürgermeisterkandidat und Vorsitzender der Niederkrüchtener CDU, überrascht. Mit Blick auf die in der Gemeinde derzeit heftigst diskutierten Themen - Flüchtlingsunterbringung, Konversion des Flughafengeländes, die Supermarktfrage - habe er mit mehr Beteiligung gerechnet. Allerdings haben es sich manche Niederkrüchtener wohl auch ein bisschen leicht gemacht: Er habe von einigen gehört, dass sie am Sonntag nicht wählen gingen, weil sie sicher waren, dass es ohnehin auf eine Stichwahl hinauslaufen würde. "Dann kommen wir zur Stichwahl", hätten sie ihm gesagt, erzählte Gielen. Er will nun die nächsten zwei Wochen für weitere Hausbesuche nutzen - vor allem in Elmpt, wo die Wahlbeteiligung mit 45,8 Prozent unter der Beteiligung in Niederkrüchten (51 Prozent) lag. Auf Elmpt und Overhetfeld will sich auch Kalle Wassong konzentrieren. Die geringe Wahlbeteiligung, gepaart mit dem starken Votum für einen parteilosen Kandidaten, wertet Wassong nicht als Zeichen für Politikverdrossenheit, sondern für Parteiverdrossenheit.

(biro)
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