Viersen Platz für Grundschüler-Betreuung fehlt

Viersen · Das Land hat den Förderantrag für das geplante Begegnungszentrum Hamm abgelehnt. Damit sind nicht nur 3,5 Millionen Euro weg — es mangelt auch an Platz für die Offene Ganztagsschule (OGS)

Ein abgelehnter Förderantrag in Höhe von 3,5 Millionen für das Begegnungszentrum Hamm hat weitreichende Konsequenzen für die Stadt Viersen. Ursprünglich als multifunktionales Objekt geplant, sollte die Einrichtung auch Räumlichkeiten für die Offene Ganztagsschule (OGS) bieten. Doch ohne Landesförderung ist das gesamte Vorhaben vom Tisch.

Nun steht die Stadtverwaltung vor Platzproblemen. "Wir müssen uns erneut mit dem Thema beschäftigen", sagt Erster Beigeordneter Paul Schrömbges gegenüber unserer Redaktion. Die Nachfrage nach der Betreuung für Grundschüler sei groß und werde voraussichtlich auch noch weiter steigen. Das zeigt der aktuelle Schulentwicklungsplan: Im laufenden Schuljahr wurden 75 Plätze in drei Betreuungsgruppen neu eingerichtet: zwei an der Primus-Schule, eine an der Brüder-grimm-Grundschule.

Das Problem: In vielen Schulgebäude mangelt es bereits jetzt an Platz, Ausbaumöglichkeiten gebe es Schrömbges zufolge nicht. Dabei ist die Errichtung von zusätzlichen Gebäuden für die Stadt Viersen allein unmöglich: "Das können wir uns nicht leisten", sagte der Erste Beigeordnete.

Insbesondere herrsche für die OGS ein Mangel an Räumen für ein gemeinsames Mittagessen. "Uns fehlen weitere Mensen", so Schrömbges. Diese seien zurzeit lediglich an der Primusschule und an der Realschule vorhanden. Doch bereits jetzt wünschten sich auch Leiter anderer Schulen wie etwa von Gymnasien eine eigene Mensa - Wünsche, die die Stadt allein nicht finanzieren kann, machte der Erste Beigeordnete deutlich.

Für das Begegnungszentrum Hamm hatte sich die Stadt Viersen um "Hilfen im Städtebau für Kommunen" beworben. Bis Mitte Februar musste die Verwaltung ein Konzept erarbeiten. Der finanzielle Anreiz war groß: Das Land hätte nicht nur 90 Prozent der Investitionskosten getragen, sondern auch 90 Prozent der Ausgaben für Mitarbeiter. Die Baukosten hatte die Stadt mit rund 3,5 Millionen Euro angeben, die Kosten für zwei Vollzeitstellen bezifferte sie jährlich auf rund 175.000 Euro. Ein solches Begegnungszentrum wäre nach Einschätzung der Verwaltung gerade in Hamm/Ummer sinnvoll gewesen: Die neue Einrichtung hätte Platz für zwei Kindergarten-Gruppen und für drei Betreuungsgruppen für Grundschüler geboten. Zudem war sie als Anlauf- und Kontaktstelle für Flüchtlingsfamilien geplant. Denn das Quartier weist laut Stadtverwaltung den höchsten Anteil von Flüchtlingen in ganz Viersen auf.

Eine Lösung für die steigende OGS-Nachfrage sieht Paul Schrömbges zurzeit nicht. Eine Möglichkeit könnte ein "dynamisches Konzept" sein - ähnlich der Planung für Kita-Plätze. Statt auf neue Kindergärten sollen Großtagespflegestellen genutzt werden.

Mit der Forderung nach einem schlüssigen OGS-Konzept ist Schrömbges nicht allein: Auch die CDU will das Thema auf den Tisch bringen. Allerdings aus einer anderen Motivation: Sie sieht Nachteile für Eltern, deren Kindern nicht die OGS besuchen, sondern Betreuungsangebote wie "8 bis 1" oder "13plus": Ihnen fehle insbesondere in den Sommerferien Betreuung.

(RP)
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