Viersen Panna Cotta und neue Ideen zur Kirche

Viersen · Bischof Helmut Dieser kam in der Generatorenhalle mit mehr als 100 Gläubigen bei einem Drei-Gänge-Menü ins Gespräch. Er verteidigte Veränderungen innerhalb der Kirche: So sollen aus Pfarreien Kirchorte werden

 Der Aachener Bischof Helmut Dieser lud 140 Gläubige zu einem Drei-Gänge-Menü ein. In der Generatorenhalle unterhielt er sich unter anderem mit Angelika und Peter Röllen.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser lud 140 Gläubige zu einem Drei-Gänge-Menü ein. In der Generatorenhalle unterhielt er sich unter anderem mit Angelika und Peter Röllen.

Foto: Jörg Knappe

Der Bischof lud ein und mehr als 100 Gäste kamen: Helmut Dieser machte bei seiner Tour "Heute bei dir" durch das Bistum jetzt in der Viersener Generatorenhalle Station. Die Idee dahinter: "Wir gehen dahin, wo die Gläubigen hingehen, verstecken uns nicht, sondern möchten erfahren, wie die Seelsorge den aktuellen Anforderungen gemäß geändert werden muss", so der Aachener Bischof.

Dieser hatte in seiner Silvesterpredigt einen synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozess für das Bistum Aachen angekündigt. Und dieser könne nur durch einen gemeinsamen Dialog gelingen. Bei den "meet & eat"-Veranstaltungen in wechselnden Städten will er bei einem Essen mit den Menschen ins Gespräch kommen.

Besucherin Angelika Röllen ist neugierig: "Ich habe die Ankündigung in der Zeitung gelesen und finde die Idee sehr gut." Sie sei in der Pfarre St. Remigius aktiv, arbeite bei der Caritas, im Liturgie-Kreis und bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands: "Bischof Dieser ist ja noch nicht so lange im Amt und war noch nicht in Viersen, es ist also die erste Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen." Ihr Mann Peter ist kritisch: "Mich stört, dass durch die Zusammenlegungen aktuell große Gemeinden die kleinen kaputt machen. Da geht viel verloren." Darüber will er mit dem Bischof sprechen. Auch Rainer Gitmans, Mitglied im Kirchenvorstand der St.-Remigius-Gemeinde, findet die Idee eines Essens sehr gut. Sein Wunsch: "Ich hoffe, dass Bischof Dieser so seinem Ziel näherkommt, auch Kirchenferne zu erreichen."

Lange Tische sind in der Generatorenhalle eingedeckt, es gibt ein Fingerfood, Fleisch mit Kartoffelgratin, danach Panna Cotta. Der Bischof geht von Tisch zu Tisch und hat laut Ablaufplan je zehn Minuten Zeit. Dezente Musik soll ihn nach Ablauf der Zeit erinnern. Dies gelingt selten, meistens muss er nochmals erinnert werden, den Platz zu wechseln. Der Bischof nimmt sich Zeit, stellt Fragen und hört zu. "Es geht an jedem Tisch direkt in die Vollen", sagt er schmunzelnd. Denn sein Plan, an diesem Abend auch kritische Dinge zu besprechen, geht auf: "Es ist wichtig, dass wir die 'Geh hin'-Idee ernst nehmen. Die heutigen Pfarren sind bunter geworden", so der Bischof. Die Kirche müsse zweigleisig fahren, Katholiken und Nicht-Katholiken ansprechen, um zu erfahren, wie sie Menschen konkret unterstützen könne.

In den wenigen Minuten der Gespräche mit je vier bis fünf Menschen wird etwa die zukünftige seelsorgerische Arbeit besprochen. Die Meinung über die künftigen Pfarreien und die häufigen Wechsel der Pfarrer gehen am Tisch der Röllens klar auseinander. "Wir freuen uns, dass wir einen guten Pastor haben. Den möchten wir nicht nach wenigen Jahren wieder verlieren", erklärt Peter Röllen. "Hirt und Herde immer an einem Ort: Das geht zukünftig nicht mehr", hält Dieser dagegen. "Was heute Pfarrei ist, wird künftig mehr Kirchort sein." Ihm sei klar, dass dieser Prozess viele Veränderungen mit sich bringen werde. "Wir brauchen viel Geduld."

Nach dem Gespräch ist Angelika Röllen zufrieden: "Ich fand ihn sehr offen und unkompliziert, es gab keinerlei Sperre." Ihr Mann ergänzt: "Es war besser als erwartet. Ich empfinde seine Art als sehr positiv. Wenn sich dies so weiter entwickelt, ist das sehr gut." Auch der Bischof zieht ein positives Fazit: "Kritik, auch scharfe Kritik, ist immer ein Zeichen der Loyalität."

(eva)
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