Brüggen Ortsgeschichte & die Debatte geht weiter

Brüggen · Im Kulturausschuss stimmte eine knappe Mehrheit gegen die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte Brüggens, die 125.000 Euro kosten soll. Heute Abend steht das Thema in der Ratssitzung erneut auf der Tagesordnung

Wenn der Rat heute Abend im großen Sitzungssaal des Brüggener Rathauses zusammen kommt, werden die Ratsmitglieder ein Thema wieder auf der Tagesordnung finden, das man eigentlich schon ad acta gelegt hatte: die Ortsgeschichte für Brüggen und Born. Seit zwei Jahren wird in der Gemeinde darüber diskutiert, ob nach der Brachter Ortsgeschichte aus Anlass der urkundlichen Ersterwähnung vor 900 Jahren auch die Geschichte Brüggens und Borns wissenschaftlich aufgearbeitet werden soll.

Zuletzt hatte im Kulturausschuss im Oktober eine knappe Mehrheit gegen die Brüggener Ortsgeschichte gestimmt, die, verteilt auf vier Jahre, 125.000 Euro kosten soll. Zuvor hatte Bürgermeister Frank Gellen (CDU) noch einmal eindringlich für das Projekt geworben, aber auch versichert: "Wenn wir jetzt an dieser Stelle scheitern, werde ich als Bürgermeister das Thema nie wieder aufbringen." Nun hat die CDU eine erneute Diskussion beantragt. "Nach unseren Erkenntnissen", so begründet der Fraktionsvorsitzende Thomas Schmidt den Antrag, würde "eine Mehrheit der Ratsmitglieder die Herausgabe einer Ortsgeschichte für Brüggen und Born durchaus befürworten." Die CDU sei der Meinung, dass der Rat als höchstes Entscheidungsgremium der Gemeinde das Votum aus dem Fachausschuss durchaus zur Kenntnis nehmen, "aber über diese in der Bevölkerung lebhaft diskutierte Investition in unsere Gemeindehistorie abschließend entscheiden sollte."

Im Kulturausschuss waren all die Argumente auf den Tisch gekommen, die für oder gegen die Erstellung einer Ortsgeschichte sprechen. Während sich einige Ausschussmitglieder dafür aussprachen, jetzt das Autorenteam um die Herausgeberin der Brachter Ortsgeschichte, die Historikerin Ina Germes-Dohmen, mit der Ortsgeschichte für Brüggen zu beauftragen, um "alles aus einem Guss" zu haben, wie es Johannes Weiß (CDU) nannte, erinnerten andere an die Haushaltslage, wie Grünen-Fraktionschef René Bongartz, der den Satz von Kämmerer Oliver Mankowski noch im Ohr hatte, der im Finanzausschuss "dringend vor Begehrlichkeiten" gewarnt hatte. Entsprechend schlug Bongartz vor, nicht die Ortsgeschichte wissenschaftlich aufzuarbeiten lassen, sondern stattdessen ein Findbuch anlegen zu lassen, um wissenschaftlich Interessierten die Arbeit mit Ereignissen der Gemeinde-Geschichte zu erleichtern. In Findbüchern werden Archivbestände mit kurzer Inhaltsangabe und Archivort gelistet. Wer sich tiefergehend mit einem Thema beschäftigen will, weiß nach dem Blick ins Findbuch, wo er die Quellen dazu suchen muss.

Falk Rosowski (SPD) schlug vor, jetzt Zeitzeugen zu interviewen, damit man ihre Erinnerungen später bearbeiten könne. Unter Historikern betrachte man Zeitzeugen vorsichtig, berichtete hingegen Christian Wolters (UBW), "wir wollen kein Anekdotenbuch". Außerdem könne jeder Zeitzeugen befragen, ein Hobbyhistoriker etwa oder Schüler, dazu brauche man nicht elf Historiker. Er machte auch deutlich, warum die UBW einer Ortsgeschichte für Brüggen nicht zustimme: "Für Bracht gab es einen Anlass, 900 Jahre, den gibt es hier nicht."

Die Idee mit dem Findbuch haben die Grünen inzwischen weiter ausgearbeitet. Sie beantragen, ein Stipendium auszuloben, um einen Studenten oder Doktoranden mit der Anlage eines Findbuchs für die gesamte Gemeinde zu beauftragen. Zur Vorbereitung auf die heutige Ratssitzung hat die Verwaltung schon "vorgefühlt", ob und wie sich die beiden Anträge von CDU (für eine Ortsgeschichte) und Grünen (für ein Findbuch) vereinen lassen. So gab es ein Gespräch, an dem Gellen, Schmidt, Bongartz, Germes-Dohmen sowie Michael Habersack, Leiter des Kreisarchivs, teilnahmen.

In der Vorlage zur heutigen Sitzung führt Gellen aus, dass aus Sicht der Fachleute eine Kompromisslösung wenig zielführend erscheine, daher solle heute nacheinander über die Anträge von CDU und Grünen abgestimmt werden. Gleichwohl schlägt die Verwaltung vor, im Kulturausschuss darüber zu beraten, wie die bereits vorhandenen Quellen für Bürger besser zugänglich gemacht werden können - wenn der Rat heute Abend der Erstellung einer Ortsgeschichte für Brüggen und Born zustimmt.

(RP)
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