Niederkrüchten Niederkrüchten rechnet mit mehr Singles

Niederkrüchten · Wo steht Niederkrüchten in 20 Jahren? Dieser Frage geht ein Bericht zum demografischen Wandel nach. Er soll als Basis zur Weiterentwicklung dienen. Wohnen, Wirtschaft und Senioren sind zentrale Handlungsfelder

 Eines ist sicher: Der Anteil der Über-65-Jährigen an Niederkrüchtens Bevölkerung wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen - und damit auch der Anteil der Alleinstehenden.

Eines ist sicher: Der Anteil der Über-65-Jährigen an Niederkrüchtens Bevölkerung wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen - und damit auch der Anteil der Alleinstehenden.

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Eins vorweg: Rein zahlenmäßig wird die Gemeinde Niederkrüchten nicht zu den Verlierern des demografischen Wandels gehören. Die Einwohnerzahl von derzeit rund 15.000 bleibt relativ stabil. Ein pessimistisches Szenario besagt, dass die Gemeinde bis 2035 etwa 14.300 Einwohner haben wird. Ein optimistischer Ansatz geht sogar von einem Zuwachs auf knapp 15.700 aus. Wohin die Reise geht, hängt davon ab, wie sich die Gemeinde weiterentwickelt. Derzeit profitiert sie aufgrund ihrer Naturnähe und des weitgehend intakten sozialen Umfelds von leichten Wanderungsgewinnen. Große Chancen bietet der geplante Energie- und Gewerbepark auf dem ehemaligen Flughafengelände, wenn er sich als die erhoffte Jobmaschine erweist.

Trotz dieser vermeintlichen Stabilität wird sich die Bevölkerungsstruktur allerdings radikal verändern. Dies zeigt der Bericht des Dortmunder Planungsbüros Plan-Lokal, der jetzt im Rat vorgestellt wurde. Er untersucht den Zeitraum bis zum Jahr 2035 und geht realistischerweise von einem leichten Bevölkerungsrückgang aus. Dennoch werde die Zahl der Haushalte bis 2035 von derzeit 6.335 auf fast 6.800 steigen. Das ist nur auf den ersten Blick paradox: Denn im Zuge des demografischen Wandels werden die Ein- und Zweipersonenhaushalte von etwa 4.200 auf über 5.000 anwachsen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Drei- und mehr Personen-Haushalte von rund 2.200 auf gut 1.700. Stadtplanerisch ist das eine Herausforderung. Gefragt sein werden nicht mehr so sehr das klassische Einfamilienhaus, sondern kleinere Wohneinheiten.

Parallel dazu wird die Gemeindebevölkerung immer älter: Die Zahl der über 65-Jährigen steigt von aktuell knapp 3.000 auf gut 5.000 bis zum Jahr 2035. Prozentual am stärksten ist der Anstieg bei den über 80-Jährigen: Hier gibt es fast eine Verdopplung von 696 auf 1.344 Menschen. Dies wird zu einem drastischen Mehrbedarf an seniorengerechten Wohnungen, ambulanten Pflege- und Unterstützungsangeboten, ärztlicher Versorgung sowie stationären und Kurzzeitpflegeplätzen führen.

Am entgegengesetzten Ende der Alterspyramide gibt es ebenfalls Zuwachs - wenn auch in kleinerem Maße: Die Zahl der Kleinkinder bis sechs Jahren klettert bis 2035 um acht Prozent bei den Drei- bis Sechsjährigen und um 16 Prozent bei den unter Dreijährigen. Hier zeigt sich, dass Niederkrüchten für junge Familien offenbar attraktiv ist. Bei der Kinderbetreuung sei die Gemeinde recht gut aufgestellt, attestierte Kathrin Feigs von Plan-Lokal. Auch die beiden Grundschulen in Elmpt und Niederkrüchten seien angesichts dieser Prognose langfristig gesichert. Dagegen gibt es bei älteren Kindern und Jugendlichen eine abnehmende Tendenz. Die Zahl der Zehn- bis 16-Jährigen wird bis 2035 um 25 Prozent schrumpfen, die der 16- bis 19-Jährigen gar um 40 Prozent. Das bedeutet, dass das eigene Schülerpotenzial für die Realschule nicht mehr reicht. Hier sind Kooperationen mit den Nachbarkommunen unumgänglich - und bereits angedacht. Die Zahl der Erwerbsfähigen von 19 bis 65 Jahren wird nach der Prognose von Plan-Lokal bis 2035 um 25 Prozent abnehmen. Viel hängt daher davon ab, ob die Konversion des Flughafengeländes gelingt und im geplanten Energie- und Gewerbepark viele Arbeitsplätze entstehen.

Feigs empfahl eine eigene Wirtschaftsförderung und eine Verbesserung der lokalen Standortfaktoren - letzteres vor allem mit Blick auf bedarfsgerechte Wohnangebote, gute Betreuungs- und Bildungsangebote sowie die Sicherung der Attraktivität und Lebensqualität in den Ortslagen.

(jo-s)
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