Viersen NEW Re plant vier 200-Meter-Windräder

Viersen · Die Verwaltung stellte eine Fläche für Windräder zwischen Boisheim und Dülken vor. Über hundert Viersener diskutierten kontrovers. Der Rat muss über die Änderung des Flächennutzungsplans entscheiden.

Vier Windräder drehen sich in Dülken. Nur 1,6 Kilometer davon entfernt liegt ein weiterer möglicher Standort in der Boisheimer Nette.

Vier Windräder drehen sich in Dülken. Nur 1,6 Kilometer davon entfernt liegt ein weiterer möglicher Standort in der Boisheimer Nette.

Foto: Busch

Zahlreiche Fragen gab es beim Infoabend zur Windenergie-Nutzung in Viersen. "Wie sieht es mit dem Wertverlust meines Hauses aus, falls Windräder gebaut werden?". Antwort der Stadt: "Wir müssen die politischen Ziele von Land und Bund umsetzen." "Stören die Anlagen den Mobilfunk?" - "Nein." oder "Warum wird der Windpark an der Amener Höhe nicht ausgebaut?".

Mehr als hundert Menschen diskutierten im vollen Erich-Klusen-Saal. Ansprechpartner waren Vertreter der Stadtverwaltung wie Technische Beigeordnete Beatrice Kamper und Bauleitplanerin Kristina Ohrem, Thomas Finke und Wolfgang Kerstan vom Ingenieurbüro Lange - sie stellten die Potenzialflächenanalyse vor - und Tafil Putja, Geschäftsführer der NEW Re, die in Viersen Windräder bauen will.

Laut einer Potenzialflächenanalyse, die NEW Re beauftragt und deren Ergebnis die Stadtverwaltung mit der Bezirksregierung Düsseldorf abgestimmt hat, ist neben dem bestehenden Windpark Amener Höhe (22 Hektar) eine 65 Hektar große Fläche im Westen, an der Boisheimer Nette, als Windrad-Standort möglich. Die Vorgabe der Stadt: "Die Areale sollten mit zehn Hektar mindestens groß genug sein für zwei Windkraftanlagen", sagt Thomas Finke. Dadurch seien fünf andere Bereiche zu klein gewesen.

Warum die Stadtverwaltung Flächen für neue Windräder festlegen muss, liegt an der Bundes- und Landespolitik. So will die Bundesregierung aus der Kernenergie aussteigen und bereits bis 2020 Strom zu 40 Prozent aus Wind, Sonne und Co gewinnen. Das Land NRW will bis 2050 sogar 80 Prozent Öko-Strom nutzen. Aktuell sind es erst 26 Prozent - dabei liefern Windräder mit acht Prozent den größten Anteil. Die Konsequenz: Platz für neue Windräder muss geplant werden - auf lokaler Ebene von Kommunen wie der Stadt Viersen im Flächennutzungsplan, auf regionaler Ebene von den Regierungsbezirken im Regionalplan und auf Landes-Ebene im Landesentwicklungsplan. "Wenn wir keine Konzentrationsflächen ausweisen, können wir die Aufstellung von Windrädern nicht steuern. Dann wären Flächen im gesamten Stadtgebiet möglich, eine Verspargelung droht", so Beatrice Kamper.

Bei der Potenzialflächenanalyse wurden Vorgaben wie Entfernungen zu Siedlungen (dreifache Windrad-Höhe notwendig) oder zu Straßen, Bahnlinien und Wasserschutzgebieten berücksichtigt. "Im Bereich Boisheimer Nette sind vier Anlagen mit drei Megawatt Leistung möglich, sie würden Strom für 10.000 Haushalte liefern", erläutert Tafil Putja. Mit dem Bau könne 2017, mit dem Betrieb Mitte/Ende 2017 begonnen werden. Jedes Windrad sei vom Fuß bis zum Rotor 180 bis 200 Meter hoch. "Je höher die Anlage, desto größer ist der Abstand zur Bebauung", betonte Kristina Ohrem. Dass NEW Re Auftraggeber der Potenzialflächenanalyse sei, schätzt sie - anders als einige Zuhörer - als unbedenklich ein: "Jeder andere hätte uns auch diese Analyse machen können", erklärte sie gestern auf Anfrage. Laut Tafil Putja hat sich das Unternehmen "die Flächen bereits gesichert".

Wie die Planung jetzt weiter geht: Ausschuss und Rat stimmen über den geänderten Flächennutzungsplan ab, anschließend kann der Investor beim Kreis Viersen als zuständige Behörde die Genehmigung der Bauanträge für Windräder beantragen.

"Viele Einzelfragen konnten zum jetzigen Stand noch nicht beantwortet werden", so Stadtsprecher Frank Schliffke. Bürger können die Unterlagen online (www.stadt-viersen.de) einsehen oder bis Freitag, 22. Januar, im technischen Rathaus, Bahnhofstraße.

(RP)
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