Brüggen Neues Leben aus dem Brüter

Brüggen · Im Kindergarten Schleveringhoven in Bracht zeigt der Kleintierzuchtverein Elmpt den Kindern, wie Küken schlüpfen. Züchter und Erzieherinnen wollen so den achtsamen Umgang mit der Natur vermitteln

 "Wenn die picken, geht das tok tok tok", haben die Jungen und Mädchen im Kindergarten Schleveringhoven gelernt. Erst gibt es Risse in der Schale, dann ein Loch - und dann schlüpft das Küken aus dem Ei.

"Wenn die picken, geht das tok tok tok", haben die Jungen und Mädchen im Kindergarten Schleveringhoven gelernt. Erst gibt es Risse in der Schale, dann ein Loch - und dann schlüpft das Küken aus dem Ei.

Foto: Joachim Burghardt

"Amelie" ist noch etwas wackelig auf den Beinen. Wen wundert's - schließlich ist das Küken erst vor zwei Tagen geschlüpft. Darüber freuen sich die Jungen und Mädchen im Kindergarten Schleveringhoven in Bracht. Dort steht in dieser Woche der Schaubrüter des Kleintierzuchtvereins Elmpt. Sieben Küken haben sich bis gestern aus ihren Eiern gepickt und lassen sich von den Kindern bestaunen.

"So weich und so niedlich, ,Amelie' ist lieb", schwärmt Alexander. Der Vierjährige hat einem der Küken diesen Namen gegeben, aber die einzelnen Junghühner kann keines der Kinder unterscheiden. Was auch gar nicht so wichtig ist: "Es kommt ja darauf an, dass die Kinder miterleben, wie die Küken schlüpfen, beobachten, wie sie heranwachsen", erläutert Erzieherin Susanne Frenken.

Drei Eier liegen noch im gläsernen Kasten, drei frisch geschlüpfte dunkelgraue Küken tanken Kraft an der Wärmequelle, 37,8 Grad zeigt der Regler an der Außenseite an. Im Kasten nebenan picken vier ältere Küken munter Futter aus der Schale, ihr grauer Flaum wirkt schon heller. Kinder drücken ihre Nasen an die Scheiben, freuen sich an den kleinen Tieren, was auch der Sinn der Sache ist. "Natur spielt bei uns eine große Rolle. Wir sind oft draußen, beobachten Insekten und Spinnen, gehen in den Wald", sagt Frenken. Natur und Mitgeschöpfe kennen und achten lernen stehe dabei im Mittelpunkt. Das hört Hermann-Josef Güldenberg vom Kleintierzuchtverein Elmpt gern: "Deshalb verleihen wir ja den Schaubrüter. Wir wollen zeigen, wie Leben entsteht, Respekt vor der Natur und achtsamen Umgang mit Lebewesen vermitteln."

Der Schaubrüter ist laut Güldenberg gefragt bei Kindergärten, Schulen und Altenheimen: "In diesem Frühjahr steht er nacheinander an sieben Stationen." Eine besondere Funktion komme den Küken bei alten, demenzkranken Menschen zu: "Die Tiere lösen nicht nur Freude bei den Senioren aus. Sie wecken Erinnerungen, weil die meisten von ihnen Hühner von früher kennen. Das Erlebnis tut ihnen gut."

Güldenberg und die Vereinsvorsitzende Astrid Wegling kommen regelmäßig in den Kindergarten, setzen fitte Küken in die Aufzuchtbox um, lassen die Kinder die Tiere vorsichtig fühlen und füttern. Und sie erklären, wie die Vögel sich von innen aus den Eiern picken. Anna hat gut aufgepasst: "Wenn die picken, geht das tok tok tok."

Die Erzieherinnen begleiten und vertiefen die Erlebnisse mit Liedern und Büchern. Und sie lernen selbst dabei: "Unsere Küken sind von der Rasse Orpington", hat Frenken sich von Güldenberg erklären lassen und zeigt auf ein Fachbuch, in dem die englische Hühnerrasse vorgestellt wird. Zum Einsatz kommen aber auch andere Rassen: "Die Eier werden von unseren Vereinsmitgliedern zur Verfügung gestellt, die verschiedene Rassen züchten und die Küken hinterher natürlich zurücknehmen", erklärt Güldenberg. Die Hühner im Kindergarten Schleveringhoven stammen aus seiner eigenen Zucht.

Für das Aufstellen von Schaubrüter und Aufzuchtbox nimmt der Verein eine kleine Gebühr, "die aber die Kosten kaum deckt", sagt Güldenberg. "Aber wenn wir miterleben, wie viel Freude die Kinder hier im Kindergarten haben, wenn die Küken schlüpfen, das ist doch der schönste Lohn."

Die Kinder sind auf einmal ganz still. In einem Ei scheint sich was zu regen, die Schale bekommt Risse. Bald wird eine neue kleine "Amelie" sich zu den anderen Küken gesellen.

(jobu)
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