Kreis Viersen Neue Hoffnung auf zweigleisigen Ausbau

Kreis Viersen · Die Viersener Kurve ist im Bundesverkehrsministerium vom Tisch. Der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Dülken und Kaldenkirchen hat dafür nun bessere Karten

Das wichtigste Schienenverkehrsprojekt für den Kreis Viersen hat eine entscheidende Hürde genommen: Im Bundesverkehrsministerium wird die so genannte Viersener Kurve nicht mehr als Voraussetzung für den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Dülken-Kaldenkirchen gesehen. Das bestätigte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) auf Anfrage unserer Redaktion.

Der geplante zweigleisige Ausbau würde nicht nur deutlich mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene bringen, sondern soll Viersen auch zum Intercity-Haltepunkt einer Verbindung von Eindhoven nach Düsseldorf-Flughafen machen - und damit für eine deutlich schnellere Anbindung an die beiden Großstädte sorgen. Die Viersener Kurve würde als unmittelbare Verbindung von Dülken Richtung Anrath nach Krefeld die Wohngebiete im Alt-Viersener Ortsteil Rahser durchschneiden - die Viersener Politik lehnt sie einhellig ab.

"Das ist klasse, wenn der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann jetzt öffentlich unterstreicht, dass der zweigleisige Ausbau auch ohne Viersener Kurve realisiert werden kann", sagt der Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner (SPD). Immer wieder hatten er und sein CDU-Kollege Uwe Schummer darauf hingewiesen, dass beide Projekte entkoppelt werden müssten.

Eine weitere Hürde muss der zweigleisige Ausbau allerdings noch nehmen: Im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans wird der zweigleisige Ausbau nicht als "vordringlicher Bedarf" gesehen. Bedeutet: Eine Realisierung würde frühestens nach 2030 begonnen. Allerdings könnte sich das bis zur geplanten Verabschiedung Ende des Jahres noch ändern, betonte Schiefner. Zurzeit läuft noch die Wirtschaftlichkeitsberechnung des zweigleisigen Ausbaus. "Selbst wenn das Ergebnis bis zur Verabschiedung nicht vorliegt, kann das Projekt im kommenden Jahr noch mit dem Vermerk ,vordringlicher Bedarf' in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden", erklärt der Bundestagsabgeordnete.

Durch den zweigleisigen Ausbau würde sich die Kapazität der Strecke Venlo-Viersen deutlich erhöhen. Statt derzeit 50 könnten künftig 85 Güterzüge pro Tag die Strecke je Richtung nutzen. Die Zahl der Personenzüge könnte von derzeit 18 auf rund 35 steigen. Positiver Nebeneffekt: Die Fahrzeit eines Intercity Den Haag-Düsseldorf-Flughafen würde sich um drei Minuten verkürzen. Dieser Fahrzeitgewinn soll für zusätzliche Halte des IC in Helmond und Viersen genutzt werden.

Dass sich der zweigleisige Ausbau rechnet, hatte vor knapp vier Jahren eine Untersuchung der Aachener Ingenieurgruppe IVV im Auftrag eines EU-Mobilitätsprojektes ergeben: 2,8 Millionen Tonnen Güter könnten pro Jahr auf der Schiene statt auf der Straße transportiert werden - eine Einsparung von 560 Lkw-Fahrten pro Tag. Zudem könnten 2200 Autofahrten pro Tag vermieden werden. Mit einem Nutzen-Kosten-Faktor von 17,7:1 sei von einer sehr hohen Wirtschaftlichkeit auszugehen ist, heißt es in dem Bericht. Noch wirtschaftlicher dürfte der Ausbau werden, weil sich auch die Niederländer an den Ausbaukosten beteiligen wollen.

(mrö)
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