Brüggen Neue Blickwinkel auf die Natur

Brüggen · Die beiden Künstlerinnen Martina Erkes und Elke Schrey zeigen in der Burg Brüggen die Ausstellung "Naturfragmente". Oft inspiriert von Fotografien präsentieren sie neue Sichtweisen.

 Martina Erkes und Elke Schrey (v.l.) vor einigen ihrer Exponate in der Burg Brüggen.

Martina Erkes und Elke Schrey (v.l.) vor einigen ihrer Exponate in der Burg Brüggen.

Foto: Busch

Draußen zerrt ein heftiger Herbststurm die Blätter von den Bäumen und Büschen, drinnen dagegen ist die Natur in Ruhe auf Papier und Leinwand gebannt. Denn am Sonntag wurde im Kultursaal der Burg Brüggen die Ausstellung "Naturfragmente" mit Bildern von Martina Erkes und Elke Schrey eröffnet.

Die Betrachtung von und die Beschäftigung mit Natur im weitesten Sinne ist einer der verbindenden Punkte zwischen den beiden Malerinnen Elke Schrey und Martina Erkes. Außerdem leben beide in Brüggen und sind seit vielen Jahren Mitglieder der Gruppe "MachART". Gemeinsam ausgestellt haben sie schon des Öfteren, das Thema Natur gibt es her - und die deutlichen Unterschiede in der künstlerischen Umsetzung verhelfen zu gelungenen Ausstellungen.

Sowohl Martina Erkes als auch Elke Schrey gehen häufig von (nicht nur selbst gemachten) Fotografien natürlicher Erscheinungen und Prozesse aus. Doch dient die Fotografie mehr als Anregung zur Verfremdung und Abstrahierung - und weniger zur Wiedergabe der Realität.

Elke Schrey fokussiert ihren Blick auf ein mehr oder weniger kleines Detail, eine Knospe, einen Ast, einen Grashalm, einen Stamm. Dieses Detail nimmt sie aus dem Zusammenhang, vergrößert es und tut damit den 1. Schritt in Richtung Abstrahierung im Sinne von Reduzierung auf die Form.

"Farbe und Form bekommen ein Eigenleben" betonte Antje Hambitzer von MachART in ihrer Eröffnungsrede. Die Farbe spielt eine große Rolle in den Bildern von Elke Schrey. Sie setzt sie ebenfalls zur Verfremdung ein, indem sie sie verstärkt oder abschwächt und den Kontrast von Hell und Dunkel in den Lichteinfällen betont. Immer aber bleibt sie bei einer harmonischen Farbkombination.

Gerne arbeitet Schrey mit Acryl auf Papier, das ein wenig strukturiert ist, so dass die Bildoberfläche alles andere als glatt und glänzend wirkt. Die Strukturen des Papieres begegnen so den vielfältigen Strukturen der Natur.

Elke Schrey ist künstlerische Autodidaktin, ein Weg, den sie nach ihrem Studium der Chemie einschlug.

Martina Erkes dagegen ist Diplomdesignerin und hat 2013 ihren Abschluss als Meisterschülerin an der Freien Akademie der Bildenden Künste in Essen gemacht. Ihre Arbeiten kann man betrachten als einen Mikrokosmos, als einen Spiegel all dessen, was den Menschen umgibt. Nur dass die malerische oder zeichnerische Umsetzung sich von der Realität - ebenso wie bei Elke Schrey - entfernt. "Es begegnet uns Realität und Fantasie, begrenzter und freier Raum" erklärte Hambitzer. Verblüffung, das ist sicherlich die 1. Reaktion des Betrachters auf die Bilder von Martina Erckes (oder soll man sie Zeichnungen nennen?). Auf überwiegend schwarzem, sehr dichtem Grund entfaltet die Künstlerin ein Universum aus Strichen, Kreisen, Ovalen - kurz gesagt aus Linien, die Mäuse, Ratten, Bohnen, Einzeller, Eiformen mehr oder weniger deutlich erahnen lassen. Akribie, Meditation, Ausdauer, Hingabe - das springt dem Betrachter förmlich ins Auge. Noch einmal Hambitzer: Erckes zeichne, "als müsse die Gesamtaussage in jedes noch so kleine Detail hineingelegt" werden.

Und dann die Titel der Arbeiten. Sie klingen wie lateinische Artennamen, sind aber frei erfunden (und basieren doch auf bekannten Begriffen): Augesteria, Ovariluna, Ovufolia - um nur einige zu nennen.

Eine sehenswerte Ausstellung, zu der man ein wenig Zeit mitbringen sollte.

(b-r)
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