Schwalmtal Neubau in Haversloh wird zu teuer

Schwalmtal · Die Schwalmtalwerke wollen am Bauhof ein eigenes Verwaltungsgebäude errichten. Die geschätzten Kosten von 1,4 Millionen Euro sind dem Verwaltungsrat zu hoch: Der Architekt soll jetzt Alternativen suchen

 Vor acht Jahren zogen die Mitarbeiter des Bauhofs nach Haversloh. Jetzt wird darüber diskutiert, das Gebäude zu erweitern.

Vor acht Jahren zogen die Mitarbeiter des Bauhofs nach Haversloh. Jetzt wird darüber diskutiert, das Gebäude zu erweitern.

Foto: Birgitta Ronge

Das geplante Verwaltungsgebäude der Schwalmtalwerke am Bauhof in Haversloh ist der Politik zu teuer. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsrats der Anstalt öffentlichen Rechts deutlich. Entsprechend stimmte der Verwaltungsrat dem Vorschlag von Schwalmtalwerke-Vorstand Dirk Lankes, der vorliegenden Planung zuzustimmen, auch nicht zu: Einstimmig beschlossen die Mitglieder, den Beschluss zu vertagen. Architekt Dirk Hilgers, der vor Jahren bereits das Bauhof-Gebäude plante und jetzt mit der Planung des Verwaltungsgebäudes betraut wurde, soll nach einer günstigeren Lösung suchen. Er soll auch prüfen, ob das Verwaltungsgebäude für die Schwalmtalwerke nicht an einer anderen Stelle gebaut werden kann.

Hilgers stellte in der Sitzung seinen Vorentwurf vor, der eine Aufstockung des Bauhof-Gebäudes und einen zweigeschossigen Anbau vorsieht. Durch die Erweiterung sollen im Erdgeschoss ein Besucherfoyer und zwei weitere Büros eingerichtet werden können. Per Treppenhaus mit Aufzug ist das Obergeschoss zu erreichen, in dem sechs Büros und ein Besprechungsraum geplant sind, außerdem Teeküche, Serverraum und Sanitäranlagen. Geplant sei ein funktionelles Gebäude, erläuterte Hilgers, es solle einladend wirken, aber kein Prachtbau sein, "nicht die Vorstellung hervorrufen, da baut sich jemand einen Palast mit unseren Steuergeldern".

In einer ersten groben Kostenschätzung im Januar hatte man noch mit rund 950.000 Euro gerechnet. Jetzt legte Hilgers eine Kostenschätzung auf den Tisch, die die Politiker schlucken ließ: 1,4 Millionen Euro könnte der Bau brutto kosten - Mehrkosten nicht auszuschließen. "Die Zahl hat uns auch erst mal erstaunt", gab Hilgers zu, nachdem er dargestellt hatte, wie der barrierefreie Zugang durch eine Rampe, Lüftungsanlagen, Zufahrt und Photovoltaik-Anlage aussehen könnten.

"Das ist eine Summe, die können wir so schlicht und einfach nicht akzeptieren", erklärte Thomas Paschmanns, Fraktionsvorsitzender der CDU, und forderte von Architekt Hilgers einen Plan B. Kurt van de Flierdt (CDU) schloss sich ihm an: "Den Bürgern verkaufen, dass wir für 1,4 Millionen Euro aufstocken, kann ich beim besten Willen nicht."

Jürgen Heinen, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sprach vom "Fluch der ersten Zahl": Die Grobschätzung von 950.000 Euro sei zu grob - und netto - gewesen. "Auch wir sind der Meinung, dass Sie da nachjustieren sollten", sagte Heinen an Hilgers gewandt. Er warf auch die Frage auf, ob der Standort auf dem ehemaligen Rumpus-Gelände der richtige sei: Um anzubauen und aufzustocken, sind beispielsweise Arbeiten an Dach und Fassade des bestehenden Gebäudes notwendig.

Wie hoch die Kosten für das geplante Gebäude tatsächlich würden, ließ sich in der Sitzung nicht klären. Noch sei man auf der Ebene von Schätzungen, erklärte der Architekt, nicht bei Angeboten. Die Kosten könnten durch eine "glückliche Vergabe" geringer ausfallen, "aber gehen Sie davon aus, dass die Kostenschätzung nicht mal eben so in fünf Minuten entstanden ist". Bei der derzeit guten Konjunkturlage sei es auch nicht leicht, Handwerker zu bekommen. Bei dem Bau handele es sich nicht um eine "Baracke", so Hilgers: "Wir haben hier ein technisch aufwendiges Gebäude, was ja auch gewollt ist."

Bürgermeister Michael Pesch (CDU) schlug vor, die Diskussion zu vertagen und noch keinen Beschluss zu fassen, stattdessen die Planung für den Standort in Haversloh zu überdenken und auch einen alternativen Standort zu prüfen. Dem folgte der Verwaltungsrat.

Schwalmtalwerke-Vorstand Dirk Lankes geht davon aus, dass sich auch eine Investition von 1,4 Millionen Euro rechnet: Nach seiner Berechnung zahlen die Schwalmtalwerke bislang pro Jahr 17.280 Euro für die Miete der Büros im Rathaus, außerdem 100.000 Euro pro Jahr für externe Fachbüros, die das Kanalnetz in der Gemeinde bewerten, das sind 117.280 Euro im Jahr. Um die Kanaldatenbank soll sich künftig ein neuer Mitarbeiter kümmern, für ihn rechnet Lankes mit 70.000 Euro. Mit Abschreibung fürs neue Gebäude (42.000 Euro) und Nebenkosten (5000 Euro) kommt Lankes auf jährliche Kosten von 117.000 Euro.

(RP)
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