Niederkrüchten Nabu protestiert gegen Windkraft-Pläne

Niederkrüchten · Naturschützer wollen verhindern, dass auf dem alten Flugplatz in Elmpt Windräder errichtet werden. Dort brütet der seltene Ziegenmelker. Pro Brutpaar müssten zum Ausgleich bis zu anderthalb Hektar Wald abgeholzt werden

 Der Ziegenmelker brütet am Boden. Als Lebensraum schätzt er die offene Landschaft, insbesondere die Heide.

Der Ziegenmelker brütet am Boden. Als Lebensraum schätzt er die offene Landschaft, insbesondere die Heide.

Foto: Dûrzan cîrano

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Ortsgruppe Niederkrüchten, protestiert gegen die Ausweisung von Windenergiezonen auf dem ehemaligen Briten-Gelände in Elmpt. Die Gemeinde Niederkrüchten lässt derzeit prüfen, welche Flächen im Gemeindegebiet für Windkraftanlagen geeignet sind. Ein Planungsbüro hatte sechs unterschiedlich große Flächen ermittelt, die in Frage kommen. Zwei Flächen befinden sich auf dem Briten-Gelände. Dabei handelt es sich um die alte Landebahn und das westliche Flugfeld.

Bei Untersuchungen der Flächen zeigte sich, dass dort der Ziegenmelker lebt. Der seltene Vogel steht in Deutschland auf der Roten Liste. Er lebt nicht im Wald, sondern in der offenen Landschaft, insbesondere in Heidegebieten. In der Nähe des Flugfeldes konnten elf brütende Ziegenmelker-Paare nachgewiesen werden, was auch Biologen begeistert: "Die dichte Population ist landesweit von Bedeutung", hatte Planer Wolfgang Kerstan kürzlich im Niederkrüchtener Planungsausschuss erklärt. Er hatte auch deutlich gemacht, dass mit Blick auf die Ziegenmelker-Paare im Bereich des Flugfelds ein "sehr hohes Konfliktpotenzial" bestehe. Wollte man dort Windkraftanlagen errichten, müsste pro Brutpaar eine Ausgleichsfläche von einem bis anderthalb Hektar für das brütende Paar zur Verfügung gestellt werden, was Kerstan als sehr schwierig beschrieb.

Die Nabu-Ortsgruppe Niederkrüchten hat nun eine Petition im Internet angestrengt. Unter dem Titel "Keine Windkraft im Ziegenmelkerbrutgebiet" bitten die Niederkrüchtener Naturschützer um Unterschriften von Menschen, die sich wie sie Sorgen um den Fortbestand der Ziegenmelker machen, und nicht nur um ihn, sondern auch um Heidelerche und Waldschnepfe, die dort vorkommen. "Auch bei Einhaltung von Sicherheitsabständen - gesetzliche Regelung: 500 Meter zum Brutgebiet - ist bei Anlagen mit einer Höhe von circa 200 Metern der Bestand beider Brutgebiete gefährdet", schreibt die Nabu-Ortsgruppe. Die Naturschützer kritisieren auch den Vorschlag, für die brütenden Ziegenmelker-Paare Ausgleichsflächen zur Verfügung zu stellen: "Die geplante Umsiedlung oder Vertreibung der Ziegenmelker auf einen neuen Standort erscheint ökologisch mehr als fragwürdig, nicht zuletzt, weil dafür zehn bis 15 Hektar Wald abgeholzt werden sollen. Wald abholzen für Windkraft? Ziegenmelker zwangsumsiedeln? Der Nabu in Niederkrüchten spricht sich gegen diese Maßnahmen aus und fordert eine Einstellung der Planung angesichts der überragenden ökologischen Bedeutung der Vogelvorkommen", heißt es in der Petition im Internet weiter.

Sebastian Boekels, Sprecher der Nabu-Gruppe, kritisiert den Vorschlag, dem Ziegenmelker Ausgleichsflächen zur Verfügung zu stellen, indem Wald abgeholzt wird. "Auch der Wald hat einen ökologischen Wert", sagt Boekels. "Und die Frage ist auch, ob das noch Ökostrom ist, wenn ich dafür Wald abholze." Auch würden die Tiere "vermutlich nicht freiwillig den Standort wechseln", fürchtet Boekels. "Das ist die Frage, ob sie dahin gehen, wo man sie hin haben will."

Mit der Petition will die Nabu-Gruppe nun bis zum 10. Juni Unterschriften sammeln und diese dann an Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) übergeben. "Wir hoffen, dass unser Anliegen so viel politisches Gewicht gewinnt, dass wir bei Behörden ernster genommen werden, als das für den Naturschutz bislang der Fall war", sagt Boekels.

(RP)
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