Viersen Müllers makelloser Schöngesang

Viersen · Das WDR-Sinfonieorchester und die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller betörten das Publikum in der Festhalle mit einem Potpourri klassischer Musik

 Hanna-Elisabeth Müller

Hanna-Elisabeth Müller

Foto: Archiv/Gonz

"Eine Stimme zum Niederknien", so lautete die Rundfunkankündigung eines Konzertes von Hanna-Elisabeth Müller. Das trifft genau das, was die Besucher in der fast ausverkauften Festhalle empfanden. Die gebürtige Mannheimerin, die Dietrich Fischer-Dieskau ebenso zu ihren Lehrern zählt wie Julia Varady oder Elly Ameling, ist mit einem Sopran gesegnet, wie er nicht oft zu hören ist. Von schwindelnden Höhen bis beinahe in Alt-Tiefen erlebten die Hörer bruch-und makellosen Schöngesang von faszinierender Intensität.

Kein Wunder, dass nach Müllers sensationeller Zdenka (in der Oper "Arabella" von Richard Strauss) bei den Salzburger Festspielen 2014 die Zeitschrift Opernwelt die großgewachsene Sängerin zur Nachwuchskünstlerin des Jahres kürte. Für Richard Strauss' "Vier letzte Lieder" erwies sich der strahlkräftige, wenn auch bezüglich der Diktion nicht immer befriedigende Sopran von Müller als Idealbesetzung. Mit unverkrampfter Intensität und fesselnder Ausstrahlung lotete die Sängerin die wechselnden Stimmungen der drei Hermann-Hesse-Gedichte und das abschließende ernste "Im Abendrot" von Joseph von Eichendorff aus, das als Schwanengesang des greisen Richard Strauss gilt. Vom mustergültig begleitenden Orchester seien die Soli des ersten Hornisten und die des Konzertmeisters besonders gewürdigt.

Ebenso von Beifall überschüttet wie die Solistin wurde das WDR-Sinfonieorchester, diesmal unter der Leitung von Eivind Aadland. Der drahtige Norweger, seit 2002 Chefdirigent des Trondheim Sinfonieorchesters, wusste die Kölner Musiker mit aufmunternder Gestik zu präzisem wie klanggesättigtem Musizieren zu motivieren.

Das gelang bei der einleitenden Ouvertüre zur späten Mozart-Oper "Titus" ebenso wie bei der groß besetzten "Rosenkavalier-Suite", in der die Gäste mit so differenziertem wie prachtvollem Spiel die großartige Strauss-Oper vor dem geistigen Auge erstehen ließen. Ein großer Abend!

(oeh)
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