Serie Fit In Den Frühling Mit viel Gemüse und Vollkorn fitter werden

Viersen · Ernährungswissenschaftlerin Carolin Zeidler erklärt, wie man sich gesund ernährt. Kalorien stecken auch dort, wo man sie nicht vermutet

 Ernährungswissenschaftlerin Carolin Zeidler prüfte gemeinsam mit den Teilnehmern, wie viel Zucker in Lebensmitteln enthalten ist.

Ernährungswissenschaftlerin Carolin Zeidler prüfte gemeinsam mit den Teilnehmern, wie viel Zucker in Lebensmitteln enthalten ist.

Foto: Knappe

Viersen Auf dem Tisch stehen eine Packung Müsli, eine Rolle Chips, eine Flasche Buttermilch mit Multivitamin-Geschmack, eine Dose Cola und eine Wasserflasche, deren Aufschrift verspricht, "fit" zu machen. Carolin Zeidler deutet auf die Buttermilchflasche: "Wer von Ihnen weiß, wie viel Zucker hier drin ist?"

Die Ernährungswissenschaftlerin begleitet die Aktion "Fit in den Frühling". Für das Projekt von NEW und Rheinischer Post sind neun Frauen und ein Mann im Besprechungsraum der NEW in Viersen zusammengekommen, um sich von Zeidler erklären zu lassen, worauf es ankommt, wenn man mit Sport beginnen und gleichzeitig seine Ernährung umstellen möchte. Sie alle wollen fitter werden - durch Bewegung unter Anleitung von Nordic-Walking-Instructor Jürgen Houf und eine gesunde Ernährung soll das bis zum Sommer gelingen.

Zeidler lässt die Teilnehmer rechnen. Ein Stück Würfelzucker ist drei Gramm schwer. Wie viele Stücke Würfelzucker befinden sich wohl in der Flasche Buttermilch? Wer die Angaben auf der Packung liest, muss rechnen: 12,7 Gramm Zucker stehen da auf der Zutatenliste - allerdings für 100 Gramm. In der Flasche ist ein halber Liter, macht 63,5 Gramm Zucker in der ganzen Flasche. Das sind 21 Stück Würfelzucker.

Die Teilnehmer sind sichtlich verblüfft. "Hätten Sie das gedacht?", fragt Zeidler. Die Frauen schütteln den Kopf. "Ich trinke nur reine Buttermilch", verkündet eine. Zeidler reicht eine Flasche reine Buttermilch herum - die 4,2 Gramm Zucker enthält, wenn man nur 100 Milliliter trinkt. Für die ganze Flasche bringt es die reine Buttermilch immerhin auf 21 Gramm Zucker - umgerechnet sieben Stück Würfelzucker.

"Ich will Ihnen nichts mies machen, Sie sollen essen und trinken, was Sie mögen", betont Zeidler. "Aber ich will Ihnen erklären, worauf Sie bei Lebensmitteln achten können, wo Zucker versteckt ist." Die Teilnehmer rätseln: Wie viel Zucker ist wohl im "Fit"-Wasser? Und wie viel in der Cola? Nach kurzer Rechnerei die Auflösung: Die Cola bringt es auf 13 Stück Zucker, das "Fit"-Wasser auf elf Stück. Fazit: Wer Zucker vermeiden will, trinkt besser reines Wasser, ohne Zusätze.

So setzt die Ernährungswissenschaftlerin den Vortrag unterhaltsam fort. Auf ihre Frage, wer sich denn für die Aktion "Fit in den Frühling" angemeldet habe, um abzunehmen, geht etwa bei der Hälfte der Teilnehmer eine Hand hoch. Die meisten, auch das wird in der fröhlichen Runde deutlich, haben sich mit dem Thema Ernährung schon auseinandergesetzt.

Mehrere Frauen berichten, Diäten ausprobiert zu haben, andere wollen wissen, ob warmes Essen am Abend wirklich auf die Hüften schlage. Zeidler beruhigt: Die Aktion "Fit in den Frühling" beinhalte keine Diät. Die Ernährungswissenschaftlerin bewirbt eine ausgewogene Mischkost, wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen wird. Und nein, wer abends warm esse, müsse nicht fürchten, deshalb dick zu werden. Entscheidend sei die Menge, die man am Tag aufnehme. Zeidler: "Wenn Sie mehr essen, als Ihr Körper braucht, nehmen Sie zu."

Für die Teilnehmer von "Fit in den Frühling", die keine Leistungssportler sind, sondern runter vom Sofa und in der Gruppe fitter werden wollen, erklärt Zeidler die Grundzüge der Mischkost. Etwas mehr als die Hälfte der täglich verputzten Lebensmittel sollten pflanzlich sein - fünf Handvoll Obst und Gemüse am Tag, am besten in verschiedenen Farben, reichen aus.

Das können zum Frühstück Gurkenscheiben auf dem Brot sein, am Vormittag isst man einen Apfel. Zum Mittagessen gibt es Ratatouille mit Zucchini und Paprika, am Nachmittag eine Banane, zum Abendessen Salat. Vorgaben will Zeidler nicht machen: "Obst und Gemüse sind so vielseitig, da kann keiner sagen, ich mag das nicht. Jeder kann sich was aussuchen."

Anhand des Ernährungskreises, den die DGE entwickelt hat, zeigt Zeidler die nächsten Bausteine: Einen weiteren großen Bereich in der täglichen Ernährung sollten kohlenhydrathaltige Produkte ausmachen, etwa Kartoffeln, Nudeln, Brot. Zeidler empfiehlt, auf die Zutatenliste bei Nudeln und Brot zu achten: Steht an erster Stelle "Vollkornmehl" oder "Vollkornschrot", ist das volle Korn drin. Wer sein Brot beim Bäcker kauft, sollte nach den Zutaten fragen. Dass ein dunkles Brot noch lange kein Vollkornbrot sein muss, wissen die Frauen am Tisch schon. Zeidler bestätigt: "Es kann mit Malz oder Zuckercouleur gefärbt sein."

Um gesund zu bleiben, sind außerdem Nüsse, insbesondere Walnüsse, gesund. Für den kleinen Hunger empfiehlt Zeidler Studentenfutter - statt Schokoriegeln in der Schreibtischschublade. Auch Milch und Milchprodukte sind wichtig - 200 bis 250 Gramm Milch und Joghurt am Tag sollten es sein, außerdem zwei bis drei Scheiben fettarmer Käse.

Nur ein kleiner Teil des Ernährungskreises ist den Fleisch- und Wurstwaren vorbehalten. Als die Ernährungswissenschaftlerin erklärt, dass für Frauen rund 300, für Männer rund 600 Gramm Fleisch pro Woche höchstens empfohlen werden, schmunzeln die Teilnehmer. "Dann bin ich ein Mann!", ruft eine Frau. Die anderen lachen. Dass zweimal wöchentlich Fisch auf dem Speiseplan stehen sollte - einmal eine fettarme Art, einmal eine fettreiche - tröstet da nicht. "Ich brauche meine Wurst auf dem Brötchen", stellt eine Frau klar.

Für die angehenden Breitensportler hat Zeidler Tipps: Täglich sollte man anderthalb bis zwei Liter Wasser trinken. Wer Sport treibt, füllt danach die durch Schwitzen verlorene Flüssigkeitsmenge wieder auf - aber nicht mit Bier: "Alkohol ist immer noch ein Gift", betont Zeidler. Um abzunehmen, sei die Kombination aus Bewegung und Ernährungsumstellung ideal. Sie rät, jetzt den Ist-Zustand zu notieren und in drei Monaten zu sehen, was sich verändert hat. Um die Ernährung umzustellen, brauche man Geduld: "Das gelingt nicht von heute auf morgen."

(RP)
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