Viersen Mit Segeln gegen Lärm im Klassenraum

Viersen · Mit dem neuen Schuljahr werden auch drei hörgeschädigte Schüler die Johannes-Kepler-Realschule in Süchteln besuchen. Dafür muss jetzt die Akustik der Klassenräume verbessert werden

Sie sehen aus wie ganz normale Deckenplatten und doch sind die 2,40 Meter langen und 1,20 Meter breiten Platten etwas besonderes. Das liegt an ihrem Innenleben. 15 Millimeter dickem schallabsorbierenden Vlies folgt eine schwarze Folie der wiederum weitere 18 Millimeter des weißen Vlies folgen. Das erste Deckensegel, wie die Platten genannt werden, wuchten Tischlermeister Ulrich Görtz von der gleichnamigen Süchtelner Firma und Mitarbeiter Eckart Schiebler gerade in Richtung Decke. Dort baumeln sechs Metalldrähte, an denen die Montage erfolgt. "Ich habe bereits die bestehende Akustikdecke durchbohrt, die Aufhängung für die neuen Segel in die darunter liegende Betondecke eingearbeitet und nun folgt die Befestigung", erklärt Görtz.

Der PC-Raum sowie der Biologieraum als auch ein Klassenzimmer in der Johannes-Kepler-Realschule erhalten eine akustische Baumaßnahme an Decken und Wänden. Mit dem neuen Schuljahr werden drei hörgeschädigte Kinder die Süchtelner Realschule besuchen. Im Zuge dieser Inklusion war die Maßnahme nötig geworden.

"Wir hatten hier bereits eine gute Akustik, aber sie war nicht ausreichend, wie Messungen ergeben haben. Anhand der Messungen haben wir erfahren, wie viele Quadratmeter Schallschutz wir zusätzlich anbringen müssen", erklärt Architektin Kerstin Wißmann vom Gebäudemanagement der Stadt Viersen. Die Nachhallzeit vom Schall lag bei 0,7 bis 0,8 Sekunden. Mit der Maßnahme, bei der nicht die gesamte Decke und auch nicht die kompletten Wände mit den Segeln bzw. Paneelen versehen werden, sondern nur Teile, liegt die Nachhallzeit bei nur noch 0,4 Sekunden. Für Menschen mit einer Hörschädigung liegen Welten zwischen den beiden Werten. Die neuen Elemente schlucken ab dem neuen Schuljahr den Schall. Würde man zu viele der Deckensegel oder Wandpaneele in einen Raum einarbeiten, entstünde ein Unterdruck in den Ohren.

Neben den drei Räumen in der Realschule hat auch die Martinschule einen entsprechenden Klassenraum erhalten. Dort startet ein hörgeschädigtes Kind mit dem neuen Schuljahr. Die Kosten für die Grund- und Realschule liegen bei knapp 21.000 Euro. Die Stadt Viersen kann dabei auf eine Förderung vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) zurückgreifen. 80 Prozent der Kosten werden durch die LVR-Inklusionspauschale gedeckt, den Rest trägt die Stadt.

(RP)
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