Viersen Mit Mais läuft die Milchproduktion

Viersen · Schon wieder klingelt das Telefon - doch diesmal reagiert Christoph Hendricks sehr seltsam. Der 33-Jährige sitzt im Wohnzimmersessel, greift zum dritten oder vierten Mal innerhalb der vergangenen halben Stunde nach dem Smartphone, das vor ihm auf dem Tisch liegt, und nimmt wortlos das Gespräch an.

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Rot eingefärbte Maiskörner fallen von den Plastikbehältern hinten an Christoph Hendricks' Traktor in die Furchen auf den Feldern. "Das Saatgut ist gebeizt, damit es im Boden nicht fault", erläutert er. Insgesamt bewirtschaftet Hendricks 147 Hektar Land, "58 Hektar sind Ackerfläche, der Rest ist Dauergrünland". Die Wiesen braucht er, schließlich fressen seine Kühe neben Kraftfutter mit Mais auch viel Gras. In 75 Zentimetern Abstand stehen die Maisreihen auf den Feldern auseinander. Hendricks rechnet vor: "Pro Quadratmeter werden 8,5 Körner gesät, 85.000 Körner pro Hektar. Das berechnet eine Maschine. Wir schaffen am Tag 15 bis 20 Hektar."

Liegen die Körner auf dem Boden, "lässt man wachsen", sagt Hendricks. Zwischendurch müsse ein Pflanzenschutzmittel gegen Grasbewuchs, Kamille und Unkraut auf den Feldern verteilt werden. Erntezeit ist im Oktober: Je mehr es regnet, desto langsamer wächst der Mais. Wenn er reif ist, werden die Pflanzen noch auf dem Feld gehäckselt, zum Hof transportiert, dort auf einen Haufen geschüttet und siliert. Das bedeutet: Ein Großtraktor fährt über den rund vier Meter hohen Hügel und presst Luft heraus, damit der gehäckselte Mais nicht schimmelt. Von dort holt Hendricks dann die Futterportionen für seine Tiere, bis zur nächsten Ernte ist der vier Meter hohe Hügel abgebaut. Auf einem Hektar Fläche erntet der Landwirt 50 bis 60 Tonnen Silomais - er braucht den Ertrag von 100 Hektar, um seine Kühe satt zu bekommen. "Deshalb kaufe ich etwa die Hälfte an Mais zu", erzählt er.

Auf seinen Äckern wächst vor der Saatzeit Gras. Bevor es anfängt zu blühen, wird es abgeschnitten, der Boden gepflügt und gedüngt. Ehe Hendricks den Mais sät, sollte der Boden mindestens zwölf Grad warm sein. "Das wäre zumindest optimal", sagt er. In diesem Jahr sei es im Mai sehr kalt, "das mag der Mais gar nicht". Aber irgendwann müsse er nun mal anfangen zu säen, sagt der Landwirt - auch wenn das die Erträge mindert. "Unser Hauptgeschäft ist die Milchproduktion", erzählt Hendricks. Der Mais sei für die Tiere ein wichtiger Energielieferant: "Aus einem Hektar Mais kann man quasi 15.000 Liter Milch gewinnen", sagt er. "Oder 30 Schweine mästen", ergänzt er - doch Schweine hält Familie Hendricks längst nicht mehr.

Christoph Hendricks bewirtschaftet den Franzeshof in dritter Generation. 2003 schloss er seine Ausbildung zum Landwirt ab, machte 2007 seine Meisterprüfung. "Ich wollte immer Landwirt werden", sagt der 33-Jährige. "Ich war immer zu 100 Prozent begeistert von meinem Beruf, von der Selbstständigkeit, die er mit sich bringt, von der Arbeit mit den Tieren." Sein Vater Hans-Josef unterstützt ihn, auch seine Mutter Maria Theresia und seine Frau Verena sind in den Hofalltag eingebunden. Die zwei Jahre alte Tochter Johanna und der zehn Monate alte Sohn Jannes nutzen das Gelände eher als Spielplatz.

Der Name Franzeshof verweise vermutlich auf den ersten Besitzer, hat Hans-Josef Hendricks gehört: "Es gab hier mal eine Inschrift von 1864." Der 73-Jährige kann sich noch gut daran erinnern, wie der Hof aussah, bevor 2011 der große Kuhstall gebaut wurde und Sohn Christoph den Betrieb übernahm. "In den 50er Jahren hatten wir hier etwa neun Kühe, ein paar Hühner und Schweine", erzählt er. Natürlich gab es damals auch keinen Melkroboter.

(RP)
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