Viersen Mit dem Fahrrad über Stock und Stein

Viersen · Der Fahrradweg von Boisheim nach Dülken ist in einem schlechten Zustand. Dennoch bessert die Stadt ihn nur notdürftig aus

 An etlichen Stellen entlang des Radwegs haben die Wurzeln der Bäume die Asphaltdecke aufgerissen.

An etlichen Stellen entlang des Radwegs haben die Wurzeln der Bäume die Asphaltdecke aufgerissen.

Foto: Jörg Knappe

Als es Wolfgang Backes erneut fast den Lenker aus der Hand schlägt, hat er genug. Mit seinem Mountainbike wechselt der 72-Jährige vom Fahrradweg auf die Straße. "Es ist nicht zu ertragen", sagt er. "Die gesamte Strecke ist eine Tortur."

Backes hadert mit dem Zustand des Radwegs aus Boisheim entlang der Nettetaler Straße, die in Richtung Dülken zur Boisheimer Straße wird. "Es wäre landschaftlich eine schöne Strecke", sagt der Süchtelner bedauernd. Etwa 30 bis 40 Kilometer legt er täglich auf seinem Fahrrad zurück und genießt dabei die Umgebung. Fahren will er zwischen Boisheim und Dülken dennoch erst einmal nicht mehr. "Der Radweg ist so schlecht, dass ich ihn meiden werde", sagt der Rentner. Damit ist für ihn die ganze Strecke tabu, denn auf der Straße neben dem Radweg ist es ihm auf Dauer zu gefährlich. "Die Autos rauschen mit nur wenig Abstand an einem vorbei", sagt Backes. Nun fährt er andere Routen.

Die Stadt kennt den Zustand der Strecke. "Es ist eine bekannte Schwachstelle", sagt Beatrice Kamper, Technische Beigeordnete. "Wir begehen den Weg regelmäßig." Denn unter der Erde lauern Tücken. An etlichen Stellen ist die Fahrbahndecke bereits aufgerissen, Wurzeln haben sich ihren Weg durch den Asphalt gebahnt. An einigen Abschnitten hat die Stadt diesen entfernt und durch eine sogenannte wassergebundende Decke (umgangssprachlich Schotter genannt) ersetzt - ein Kompromiss. Der wiederkehrende Wechsel der Oberflächen sei für Fahrradfahrer unschön, sagt Kamper: "Aber was ist die Alternative?"

Denn einfach neu asphaltieren könne man den Weg nicht. "Das würde die Wurzeln beschädigen", sagt die Technische Beigeordnete. Die Möglichkeiten, das Problem endgültig in den Griff zu bekommen, sind extrem. "Man müsste die Bäume entfernen, was bei dieser schönen Allee natürlich keine Option ist", sagt Kamper. Oder die Stadt versetzt den Weg an eine andere Stelle. "Aber dafür müssten wir Grundstücke kaufen", sagt Kamper. Beide Möglichkeiten sind aufwendig und teuer. Hinzu kommt, dass Fahrradfahrer zwischen Boisheim und Dülken auch Feldwege nutzen können, die parallel zur Nette verlaufen. Das sei zwar nicht der kürzeste Weg, aber möglich, meint Kamper. Ihr Fazit: "Den Weg in einem fahrtauglichen Zustand zu halten, ist im Moment die einzige Alternative."

Der Fahrradweg entlang der Nettetaler/Boisheimer Straße ist mehrere Jahrzehnte alt. "Als er gebaut wurde, waren die Bäume dort noch viel kleiner und die Wurzeln noch nicht so entwickelt", sagt Kamper. Heute würde man ihn schon ganz anders anlegen. So hat die Stadt beispielsweise beim Bau des neuen Inneren Erschließungsrings Bäume gepflanzt, die Pfahlwurzeln haben. Diese wachsen nach unten und stellen somit keine Gefahr für die Asphaltdecke dar. Außerdem wurde dort ein sogenannter Wurzelschutz installiert: Sperrgitter unter der Erde, die die Wurzeln in einem bestimmten Bereich halten.

Auf kurze Sicht will die Stadt den Weg zwischen Boisheim und Dülken weiter mit Schotter ausbessern, wenn wieder Risse und Löcher entstehen. Neue Schäden seien besonders an sehr heißen sowie sehr kalten Tagen zu erwarten. "Wir wollen aber eine fahrradfreundliche Stadt sein, also müssen wir uns natürlich irgendwann der Frage stellen, ob wir den Weg versetzen", sagt Kamper. Das werde so bald allerdings nicht passieren, wohl weder in fünf noch in zehn Jahren. "Es geht um Millionenbeträge", sagt Kamper. "Dafür ist im Haushalt kein Geld."

(RP)
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