Viersen Mit Abi-Online durchstarten

Viersen · Das Weiterbildungskolleg des Kreises Viersen war eine der ersten Schulen überhaupt, die das Online-Abitur anboten. Nach zehn Jahren zieht das Kolleg jetzt eine positive Zwischenbilanz.

 Betreuungslehrerin Gisela Delfs-Swora und Karl-Heinz Loch, Leiter des Weiterbildungskollegs, erklären den Abiturientinnen Peggy Honsberg und Natalie Rjabko die Handhabung der Lehrmaterialien.

Betreuungslehrerin Gisela Delfs-Swora und Karl-Heinz Loch, Leiter des Weiterbildungskollegs, erklären den Abiturientinnen Peggy Honsberg und Natalie Rjabko die Handhabung der Lehrmaterialien.

Foto: Busch

Viel Selbstdisziplin brauchen die Schüler, die am Weiterbildungskolleg des Kreises Viersen ihr Online-Abitur machen. Der Vorteil: Sie können ihren Abschluss neben dem Beruf machen. "Maximal 28 Plätze können wir anbieten, 24 bis 25 Schüler sind es, die jedes Jahr starten", berichtet Karl-Heinz Loch, Leiter des Weiterbildungskollegs. Als das Angebot vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, war Loch sofort klar, dass seine Schule es aufgreifen musste. Denn: "Gerade im ländlichen Raum sind die Anfahrten unserer Schüler teilweise immens. Mit dem Angebot konnten wir die Fahrzeiten halbieren."

Statt viermal in der Woche zum Unterricht zu fahren, ist dies durch das Online-Abi nur zweimal in der Woche nötig. Montags und mittwochs wird jeweils von 16.35 bis 22.10 Uhr am Schulort Dülken gelernt. Die weiteren Lernzeiten teilen sich die Schüler selbst ein. Präsenzunterricht und Selbstlernphase sind miteinander verzahnt. "Wenn wir die Schüler allein vor dem Berg von Stoff sitzen lassen würden, wäre das zu viel. Im Unterricht werden Dinge besprochen, die dann daheim sinnvoll weiter bearbeitet werden", informiert Betreuungslehrerin Gisela Delfs-Swora.

In der Regel sind es 20 Unterrichtsstunden in den beiden ersten Semestern, später 22 Stunden, die zu Hause in Eigenregie erarbeitet werden müssen. Eine Lernplattform, auf der das Material von den Lehrern abgelegt wird, steht zur Verfügung. Die Kommunikation erfolgt per E-Mail. "Anfangs war ich skeptisch, ob der Kontakt so gut gehalten werden konnte. Mittlerweile weiß ich, dass es hervorragend funktioniert", sagt Delfs-Swora.

Sechs Semester, also drei Jahre, dauert der Weg zum Abitur-Online, wobei die Abbrecherquote bei etwas mehr als 50 Prozent liegt. "Eine normale Zahl, die haben wir beim Abendgymnasium auch. Die Schüler unterschätzen oft den Zeitaufwand fürs Lernen neben Beruf und Familie", weiß Loch. In den zehn Jahren Abitur-Online haben bislang 62 Schüler ihr Abitur und 24 ihr Fachabi gemacht, wobei im aktuellen Semester 24 Abschlüsse folgen.

Durchschnittsalter 30 Jahre

Das Durchschnittsalter der Abiturienten liegt bei 30 Jahren. Auch die Ergotherapeutin Peggy Honsberg hat sich mit 30 Jahren dazu entschlossen, ihr Abi nachzuholen. "Meine Arbeit macht mir Spaß, aber ich denke, mit Abitur stehen mir mehr Wege offen. Dank dem Online-Angebot und der selbstständigen Zeiteinteilung kann ich normal weiterarbeiten und meinen Sport betreiben", berichtet Peggy Honsberg.

Weiterkommen ist auch der Wunsch von Natalie Rjabko. "Ich trete beruflich als Zahnarzthelferin auf der Stelle. Dank dem Angebot, bei dem ich Beruf und Familie unter einen Hut bekommen kann, habe ich die Chance, das Abitur zu machen, und kann danach studieren", sagt die 33-Jährige. Und dass viele danach wirklich studieren, wissen Loch und Delfs-Swora von den ehemaligen Schülern. Zahnmedizin, Lehramt Germanistik, Ingenieurwissenschaft: Die Palette dessen, was nach dem Abitur-Online gemacht wird, ist breitgefächert.

(tref)
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