Niederkrüchten Magergras kontra Energiepark

Niederkrüchten · Bei der Folgenutzung des ehemaligen britischen Militärflughafens in Elmpt könnte es zum Konflikt zwischen Naturschutz und wirtschaftlichen Interessen kommen. Das Land hat große Teile des Geländes unter Schutz gestellt.

Macht Magergras der Gemeinde bei der Überplanung des Flughafengeländes einen Strich durch die Rechnung? Eine Biotopkartierung durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) weist weite Teile des insgesamt 900 Hektar umfassenden Areals als schutzwürdig aus. Dies betrifft insbesondere den Bereich um die Start- und Landebahnen.

"Für viele Dinge die Tür zu"

Hier sind große Magergrasflächen entstanden, weil die Briten den einstigen Waldboden zum einen regelmäßig gemäht und zum anderen nicht gedüngt haben. In dieser nährstoffarmen Umgebung gedeihen seltene Pflanzen, die auf gedüngten Wiesen und Weiden wegen ihrer geringen Konkurrenzkraft verdrängt werden.

Auch seltene Tierarten finden Lebensraum. Die Magergrasflächen fallen als "Gesetzlich geschützte Biotope" unter §30 des Bundesnaturschutzgesetzes. Das ist im Naturschutz sozusagen der Hochsicherheitsbereich. "Damit ist für viele Dinge die Tür zu", sagt Kreis-Pressesprecher Axel Küppers.

Damit dürften Ideen wie der regenerative Energiepark, den die Re-Energie Niederrhein GmbH aus Nettetal vor gut eineinhalb Jahren vorstellte, nur noch sehr schwierig umsetzbar sein. Im Raum stand ein Investitionsvolumen für Wind, Solartechnik und Biomasse von bis zu 100 Millionen Euro.

Unter anderem sollten auf dem Gelände der früheren Start- und Landebahn drei Photovoltaik-Felder mit etwa 30 Megawatt Gesamtleistung installiert werden. Fred Heyer, Geschäftsführer der Re-Energie, sieht die Entwicklung noch gelassen. "Wir möchten das Projekt weiterverfolgen", betont er.

Es gebe Beispiele aus Süddeutschland, wo Photovoltaik-Anlagen auf Flächen mit Rote-Liste-Pflanzen realisiert werden konnten, ohne dass die Flora Schaden nahm. "Wenn es aus Naturschutzgründen nicht geht, müssen wir überlegen, ob und wie wir das Projekt in reduzierter Form umsetzen könnten", so Heyer.

500 Wohnungen auf dem Markt?

So oder so sieht die Gemeinde drei Schwerpunkte für eine Folgenutzung: Agrobusiness, erneuerbare Energien und Logistik, berichtete Bürgermeister Herbert Winzen nach einer Sitzung des Arbeitskreises Konversion am Dienstag. Eine weitere Konfliktlinie liegt möglicherweise zwischen der Gemeinde Niederkrüchten, die die Planungshoheit hat, und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die das Gelände für den Eigentümer (den Bund) vermarkten soll.

Laut Winzen gibt es in der BIMA Bestrebungen, die 500 meist einfach ausgestatteten Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt anzubieten. Das möchte die Gemeinde auf keinen Fall, weil sie soziale Brennpunkte und Folgekosten etwa durch zusätzlichen Bedarf an Kindergarten- und Schulplätzen fürchtet.

Allerdings sei klargestellt, dass die Planungshoheit bei der Gemeinde liege und dass es für die Flughafenwohnungen keinen Bestandsschutz gebe. Dies erkenne auch die BIMA an, so Winzen.

(jo-s)
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