Niederkrüchten Letzte Ruhe wird teurer

Niederkrüchten · Die Preisspirale bei den Friedhofsgebühren dreht sich immer schneller. Die Nutzungsrechte für Grabstätten auf den drei Niederkrüchtener Friedhöfen werden bis zu 50 Prozent teurer. Ein Grund: die sinkende Zahl von Beerdigungen.

Es ist jedes Jahr ein Déjà-vu-Erlebnis: Im Herbst diskutiert der Hauptausschuss über die Friedhofsgebühren – und beschließt zähneknirschend eine Erhöhung. Diesmal haben die Zähne besonders heftig geknirscht, denn der neueste Gebührensprung ist horrend. Wenn die Gebührenspirale nicht gestoppt wird, könnte eine Beerdigung für viele bald unbezahlbar sein.

Nach der Gebührensatzung für 2012 kostet ein Reihengrab mit 25-jähriger Nutzung 2144 Euro – das bedeutet eine Steigerung von 47 Prozent. Für eine Wahlgrabstätte mit 30-jährigem Nutzungsrecht müssen 2936 Euro bezahlt werden (plus 50 Prozent). Für ein Urnengrab mit 25-jährigem Nutzungsrecht sind es 1130 Euro (plus 35 Prozent). Das pflegefreie Urnengrab kostet 1225 Euro (plus 32 Prozent) und das anonyme Urnengrab 831 Euro (plus 27 Prozent).

Bestattungskultur ändert sich

Die Entwicklung ist dramatisch: Noch 2007 betrug die Gebühr für ein Reihengrab 540 Euro, für eine Wahlgrabstätte 1150 Euro, für ein Urnengrab 320 Euro und für ein anonymes Urnengrab 160 Euro. Bezogen auf 2012 sind das Steigerungen zwischen knapp 160 und 400 Prozent. Früher konnte die Verwaltung die Gebühren durch Quersubventionierung künstlich klein rechnen. Doch das dulden die Rechnungsprüfungsämter nicht mehr, weil das Kommunalabgabengesetz in allen Bereichen zum kostendeckenden Wirtschaften zwingt.

Das Hauptproblem in Niederkrüchten sind die sinkenden Zahlen von Beerdigungsfällen, sagt Kämmerer Klaus Blech. So wurden 2011 bisher lediglich fünf Wahlgräber vergeben (kalkuliert waren 14). Auch bei Tiefengräbern (4) und Reihengräbern (1) blieben die Zahlen deutlich hinter der Kalkulation zurück. Zudem ändert sich die Bestattungskultur: Heute werden überwiegend Urnengräber gewählt – wohl auch im Hinblick auf die geringeren Kosten und die entfallende Grabpflege. Eine Rolle spielt sicherlich auch die Grenznähe: Nicht wenige entscheiden offenbar, sich nach ihrem Tod im Venloer Krematorium verbrennen und ihre Asche vor Ort verstreuen zu lassen. So entsteht ein Teufelskreis: Eine sinkende Zahl von Beerdigungen bedeutet steigende Gebühren, da die Kosten auf weniger Fälle umgelegt werden. Und steigende Gebühren lassen die Fallzahlen weiter sinken, da sich viele eine klassische Bestattung nicht mehr leisten können.

Die Gebührenspirale dreht sich. Ein Patentrezept zur Überwindung der Kostenfalle gibt es nicht, wie die Diskussion deutlich machte. Die Politiker im Hauptausschuss waren angesichts der jüngsten Gebührenerhöhungen alarmiert. Werner Hommen (CDU) schnitt ein heikles Thema an: eine Reduzierung von drei auf zwei Friedhöfe. Gebührentechnisch würde sich das positiv bemerkbar machen, wie Blech vorrechnete. Gerade auf dem Oberkrüchtener Friedhof ist die Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben wegen der geringen Zahl von Beerdigungen (neun Beerdigungen im Jahr 2010) besonders hoch. Aus sozialer Sicht wäre die Schließung eines Friedhofs allerdings "fatal", so Hermann Meyer (SPD).

Ein Ansatz zur Senkung der Kosten könnte eine Privatisierung der Friedhofsunterhaltung sein. In Elmpt hat die Gemeinde damit gute Erfahrungen gemacht. Eine Ausschreibung für die Friedhöfe in Niederkrüchten und Oberkrüchten ist in Vorbereitung, so Blech.

(jo-s)
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