Schwalmtal Lernen mit Lizenz zum Schule-Schwänzen

Schwalmtal · An der Universität studieren und dafür die Schule "schwänzen"? Das ist als Schülerstudent möglich. Maximilian Wiesmann (16) ist einer. Der Niederkrüchtener hat sich für das Lernen an zwei Einrichtungen entschieden.

 Gymnasiast Maximilian Wiesmann hat als Schülerstudent eine Algebra-Vorlesung und eine Übung an der Heinrich-Heine-Universität belegt. Dort will er schon jetzt erste Leistungsnachweise für sein späteres Studium sammeln.

Gymnasiast Maximilian Wiesmann hat als Schülerstudent eine Algebra-Vorlesung und eine Übung an der Heinrich-Heine-Universität belegt. Dort will er schon jetzt erste Leistungsnachweise für sein späteres Studium sammeln.

Foto: busch

James Bond hat die Lizenz zum Töten. Maximilian Wiesmann hat die Lizenz zum Lernen. Und die gleich doppelt. Zum einen ist der 16-Jährige in der Jahrgangsstufe zehn des St.-Wolfhelm Gymnasiums. Zum anderen lässt der Niederkrüchtener an zwei Wochentagen die Schule sausen - und steigt stattdessen in den Zug nach Düsseldorf. Ausstieg: Heinrich-Heine-Universität (HHUD). Denn Wiesmann ist Schülerstudent.

"Jeden Montag und Mittwoch gehe ich zur Uni, habe dort seit dem Wintersemester die Vorlesung ,Lineare Algebra I' belegt", erzählt Maximilian Wiesmann. Zudem nimmt er an einer Übung teil. Sein Ziel ist das gleiche wie das der meist älteren Kommilitonen: Dort einen Leistungsnachweis (Schein) zu erwerben. Die ersten Schritte auf dem Unigelände seien ungewohnt gewesen. Inzwischen hat der Niederkrüchtener Kontakte geknüpft, auch zu den anderen Schülerstunden an der HHUD.

Dort gibt es das Modell des Schülerstudenten (oder Schülerstudierenden) bereits seit 13 Jahren; die Grundlage dafür bietet das Hochschulgesetz. Schülerstudenten sitzen neben Studierenden mit Abitur in ausgewählten Vorlesungen oder Übungen, in der Regel sind es Angebote für die ersten Semester. Möglich ist ein Schülerstudium an allen Fakultäten.

Maximilians Arbeitspensum ist beachtlich: Er erledigt die Aufgaben für die Schule, muss die zwei ausgefallenen Unterrichtstage nacharbeiten und büffelt außerdem für den Uni-Kursus. "Ein harter Weg. Ein Unterrichtsausfall von 40 Prozent ist eine ganze Menge", sagt denn auch Jürgen Jennen, Oberstufenkoordinator am Schwalmtaler Gymnasium St. Wolfhelm. Jennen hat Maximilian auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, bereits als Schüler den Hörsaal zu besuchen. "Wir wollen nach Möglichkeit auch die besonders leistungsfähigen Schüler unterstützen", sagt Jennen. Leistungsstarke Schüler wie Maximilian, der an seiner Schule als Pionier gelten kann: Er ist der erste Schülerstudent des aktuell 773 Kinder und Jugendliche zählenden Gymnasiums. Und hat für sich festgestellt: "Das Pensum ist zu schaffen." Es bleibt sogar noch Zeit zum Musizieren. Maximilian spielt Posaune. neben dem schuleigenen Orchester gehört er auch zum Mönchengladbacher Symphonie-Orchester und zur Bigband der Kreismusikschule Viersen.

Mathematik ist ein Fach, das viele hassen - und das Maximilian liebt. Das zeigen seine Ergebnisse bei Mathematik-Olympiaden. Dort hat er mehrfach Siege errungen. Aktuell gehört er zu den besten Rechnern auf Regionalebene und wird im Februar in Dortmund auf Landesebene dabei sein. Dann erwarten ihn eine Klausur und vier Aufgaben. Auch an der Sommer- und Winter-Akademie in Mathematik hat der 16-Jährige bereits teilgenommen; zudem unterhält viele Kontakte zu anderen Mathe-Enthusiasten. Was ihn an Mathematik reizt? "Das logisch-abstrakte Denken."

Der Schülerstudent, der Mathe und Physik als Leistungskurse im Abitur wählen will, denkt weiter: Auch für das Schulpraktikum hat er sich die Heinrich-Heine-Universität ausgesucht. Dort will er einen tieferen Einblick in den Forscheralltag gewinnen. Denn das ist die Lizenz, die sich Maximilian Wiesmann nach Abi und Studium noch wünscht: die Lizenz zum Forschen.

(RP)
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