Kreis Viersen Lenkt Mönchengladbach langsam ein?

Kreis Viersen · Düsseldorfs Oberbürgermeister und die Landräte der Kreise Mettmann, Neuss und Viersen äußern sich in einem gemeinsamen Schreiben zur Regiobahn "enttäuscht". Mönchengladbach gefährdet nun die IC-Pläne im RoCK-Projekt.

 Alle Kreise, Städte und Gemeinden zwischen Mettmann und Viersen befürworten die Verlängerung der S 28 durch die Regiobahn. Nur Mönchengladbach steht weiterhin quer.

Alle Kreise, Städte und Gemeinden zwischen Mettmann und Viersen befürworten die Verlängerung der S 28 durch die Regiobahn. Nur Mönchengladbach steht weiterhin quer.

Foto: Stefan Fries

Die Stadt Mönchengladbach kann sich nicht dazu durchringen, Solidarität mit der Region am Niederrhein zu zeigen. Den vom Kreis Viersen erbetenen "Letter of Intent" als Signal zur Verlängerung der S 28/Regiobahn gibt der Stadtrat vorerst nicht. Allerdings ist die Stadt von der klaren Ablehnung abgerückt, die die Verwaltung vor einigen Wochen noch in eine Beratungsvorlage geschrieben hatte. Darin steckten dann doch zu viele Formulierungen, die einer konkreten Prüfung nicht standhielten.

In Mönchengladbach hat man sich kurzfristig auf eine andere Sprachregelung verständigt. Die Regiobahn soll im Paket mit anderen Schienenprojekten beraten werden. Das betrifft den zweigleisigen Streckenausbau Kaldenkirchen-Venlo mit dem IC-Projekt RoCK (Eindhoven-Düsseldorf), die Fortführung der S 8 nach Odenkirchen, die Anbindung an Rhein-Ruhr-Express und die schnellere Verbindung nach Köln über die Linie RE 8. In "interkommunalen Gesprächen" sollen diese Projekte nun weiter verhandelt werden.

Möglicherweise hat sich Mönchengladbach damit eine Hintertür öffnen wollen. Der Druck nicht nur aus dem Kreis Viersen hat auf die Vitusstadt deutlich zugenommen. So schrieben Anfang Juni Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel und die Landräte Peter Ottmann (Kreis Viersen), Hans-Jürgen Petrauschke (Rheinkreis Neuss) und Thomas Hendele (Kreis Mettmann) in einem gemeinsamen Brief Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners, sie seien enttäuscht. Reiners empfahl dem Rat, dem "Letter of Intent" nicht beizutreten. "Diese Positionierung ist für uns vor dem Hintergrund der bislang intensiven Abstimmung überraschend, enttäuschend und insofern unbedingt kommentierungsbedürftig", heißt es da. Der Mehrwert der Westverlängerung beschränke sich keinesfalls auf die Städte Kaarst, Willich und Viersen, sondern erstrecke sich auf die gesamte Region. Mit ihrer ablehnenden Haltung verschließe sich die Stadt Mönchengladbach "mit einer einseitigen Position dieser regionalen Zusammenarbeit. Diese Haltung ist uns nicht verständlich und wirft die Sorge auf, ob die vielfachen Bestrebungen zu einer dauerhaften Verbesserung des regionalen Miteinanders am Niederrhein erfolglos bleiben. Ein gemeinsames Bekenntnis zur Westverlängerung der Regiobahn wäre ein starkes Signal, dass das isolierte lokale Handeln überwunden ist und wir als Region gemeinsam handeln. Exemplarisch möchten wir auf das Projekt RocK verweisen, das die Stadt Mönchengladbach und den Kreis Viersen mit den Städten Düsseldorf und Eindhoven verbindet. Der Kreis Viersen hat dieses Projekt stets unterstützt, obwohl der erforderliche Ausbau des Streckenabschnitts Dülken-Kaldenkirchen unstrittig erhöhte Zugfrequenzen auf der Trasse mit sich bringt. Insofern können wir nicht ausschließen, dass vor dem Hintergrund Ihrer Haltung zur Westverlängerung der Regiobahn auch das Projekt RocK vom Kreis Viersen einer neuerlichen Bewertung unterzogen wird."

Das ist eine kaum verhüllte Drohung. Denn Mönchengladbach verknüpft große Erwartungen mit der internationalen IC-Verbindung. Der Düsseldorfer Oberbürgermeister und die Landräte baten OB Reiners darum, das Schreiben den Entscheidungsgremien vorzulegen und eine andere Haltung einzunehmen.

Wie gering das Verständnis für Mönchengladbach inzwischen in der Region ist, zeigte sich im Planungsausschuss des Kreistags. Politiker aus CDU und SPD übten deutliche Kritik an Mönchengladbach. Die Stadt blockiere aus reinem Eigennutz, dessen Wirkung aber niemand erkennen könne, ein regionales Infrastrukturprojekt. Vorsitzender Hans-Joachim Kremser erinnerte daran, dass ausgerechnet Mönchengladbach mit der Erweiterung des Flughafens eine Haltestelle der S 28 haben wollte. "Nachbarschaft kann man anders definieren", so Kremser. Auch er sei sehr ungehalten über die Nachbarstadt, bekannte Hans Kettler (SPD). Ihn beruhige zurzeit nur, dass es "intensive Gespräche" auf politischer Ebene in allen Parteien gebe. "Vielleicht siegt die Vernunft doch", sagte er.

(RP)
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