Viersen Legenden um die versunkene Kapelle

Viersen · Der Heimat- und Verschönerungsverein lud bei "Viersen blüht" zu einem Rundgang durch Süchteln ein.

 Zu einer kleinen Exkursion am Wochenende lud der Süchtelner Heimat- und Verschönerungsverein ein.

Zu einer kleinen Exkursion am Wochenende lud der Süchtelner Heimat- und Verschönerungsverein ein.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Mir fehlt das Wasser", stellte eine der Teilnehmerinnen an der kleinen Exkursion fest, zu der der Süchtelner Heimat- und Verschönerungsverein im Rahmen der Aktion "Viersen blüht" eingeladen hatte. Eigentlich war das vorausgesagte Wetter wie bestellt: Denn die erste Kirche Süchtelns, eine kleine Kapelle im Johannistal, soll bei einem heftigen Gewitter versunken sein. An der Stelle bildete sich ein nie versiegender Weiher, die Kapellenspitze blieb zu sehen. Doch diesmal blieb es bei stürmischen Böen und etwas Regen, trotzdem kamen nur 16 Interessierte.

Die zweite Legende besagte, dass ein gotteslästerlicher Fluch eines Ritters die Burg zerstörte und nur den Weiher übrigließ. Kommerzienrat Wilhelm Ling ließ in Anlehnung an dieser Sage ein altes verwittertes Kreuz mit Wetterfahne in den Weiher einbringen. Aber eben in einen Weiher, und von dem ist zurzeit nichts zu sehen. Auch den Spaziergängern kann die Kapellenspitze, die dort unten steht, kaum auffallen, so hoch sind die Gewächse rundherum. So war Christian Krätz vom Verschönerungsverein, der seit 15 Jahren die Patenschaft über diesen Weiher hat, auch sehr enttäuscht.

Der zweiten Legende gemäß begrüßte die Besucher ein Ritter im Kettenhemd, Waffenrock und weißem Umhang mit rotem Tempelritterkreuz sowie einem Schwert: Heinz Prost, der sich vor 25 Jahren dieser Sagen annahm, den damals wegen der Mückenplage trocken gelegten Weiher wieder mit Wasser füllte und 1992 die symbolische Kirchturmspitze mit Wetterfahne, von dem Süchtelner Werner Holthausen geschmiedet, wieder einbringen ließ.

Prost, der auch ein Büchlein über die versunkene Kapelle veröffentlicht hat, nahm die Gelegenheit wahr, den Gästen nicht nur die Sagen um die versunkene Kapelle zu erzählen, sondern auch einiges aus der Geschichte der Kliniken im Johannistal, die 1902 mit einer Klinik für epileptische Kinder begannen und in der - inzwischen ausgebaut und erweitert - die "Tötung unwerten Lebens" während der Nazizeit vorgenommen wurde. Heute sind die orthopädische Klinik, die psychiatrische und die forensische sowie Häuser für betreutes Wohnen dort im Besitz des Landschaftsverbandes Rheinland - und eben auch der kleine Weiher, der ein beliebter Spielplatz für die Kinder ist und hoffentlich bald wieder Wasser hat, damit die Turmspitze wieder zur Geltung kommt.

(flo)
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