Viersen Laufend Gutes tun

Viersen · Der Süchtelner Franz Lohbusch hat den wohl ungewöhnlichsten Sportverein der Stadt gegründet. Dessen oberstes Vereinsziel ist nicht etwa die körperliche Ertüchtigung, sondern die Unterstützung von Hilfsorganisationen

 Franz Lohbusch bekommt nicht etwa Puls, wenn er mal wieder Marathon läuft, sondern wenn er Missstände entdeckt. Sein Sportverein "Run for the Evolution" will helfen.

Franz Lohbusch bekommt nicht etwa Puls, wenn er mal wieder Marathon läuft, sondern wenn er Missstände entdeckt. Sein Sportverein "Run for the Evolution" will helfen.

Foto: Jiota Kallianteris

Es ist schon eine Weile her, seit Franz Lohbusch seine Liebe zu Griechenland entdeckte. Als ihn im Jahr 1970 eine Reise nach Indien durch einige Mittelmeerländer und schließlich auch durch Griechenland führte ahnte er nicht, dass sich daraus eine Herzensangelegenheit entwickeln würde. "Ich war fasziniert vom ägäischen Raum und seiner Atmosphäre. Schon vor meinem ersten Besuch in Griechenland hatten mich Philosophie, Kunst und Kultur beeindruckt", berichtet Lohbusch von den Anfängen. "Als ich dann die Menschen kennen lernte, fühlte ich mich sofort verbunden. Ich liebe ihre Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit. Außerdem hat dieses Land die Medizin vorangebracht und die Demokratie begründet, welche wir hier Gott sei Dank immer noch leben", fährt er fort.

Irgendwann machte er ernst, wanderte aus und lebte mit seiner Familie von 1984 bis 1985 auf Naxos. "Es war eine wunderbare Zeit dort. Doch als die Kinder schulpflichtig wurden, haben wir uns entschieden, nach Deutschland zurückzukehren", berichtet er mit einem Klang von Bedauern in der Stimme. "Ich habe dann noch einmal die Schulbank gedrückt und mit knapp 50 Jahren Kunsttherapie studiert", so Lohbusch. Nach dem Studium arbeitete er als Kunsttherapeut an einer Förderschule und beschäftigte sich mit Bildhauerei. Doch die Verbundenheit blieb, und Lohbusch reist auch heute noch mindestens einmal im Jahr auf "seine" Insel.

"Die Finanzkrise in 2012 hat Griechenland schwer getroffen. Mich haben die Schicksale der Menschen sehr berührt, die nichts für das Versagen von Banken, der Politik und dem Steuersystem konnten. So viel Leid habe ich gesehen und wusste, ich möchte helfen", erinnert sich Franz Lohbusch, der mittlerweile als Ratsherr für Die Linke im Viersener Stadtrat sitzt. Um auf den Notstand aufmerksam zu machen, organisierte er im selben Jahr einen Solidaritätsmarsch nach Athen. Mit acht Leuten reiste er über Italien nach Patras, und die Gruppe marschierte von dort aus zu Fuß nach Athen und übergab dem damals 90-jährigen griechischen Nationalhelden und Politiker Manolis Glezos eine Unterschriftenliste gegen die Sparpolitik der Troika. Glezos hatte in einer Nacht- und Nebelaktion nach der Besetzung durch die Nazis, die Hakenkreuzflagge von der Akropolis entfernt und dabei sein Leben riskiert. "Ich bin überglücklich, diesen Mann, der sich immer noch politisch engagiert, persönlich kennen gelernt zu haben. Interessanterweise wurde er auf Naxos geboren", erzählt Lohbusch schmunzelnd.

Als der Notstand sich auch auf die medizinische Versorgung ausweitete, fing Lohbusch an, Spendenläufe zu organisieren. Seit 2013 läuft er Marathon - und alle gelaufenen Kilometer werden mit Geldbeträgen gesponsert. "Das hat für mich eine verpflichtende Wirkung, und ich habe dadurch das Gefühl, mich wirklich aktiv einzusetzen. Dazu kommt, dass das Laufen auch eine positive Wirkung auf Körper, Geist und Seele hat", fährt Lohbusch fort. Alle Gelder aus den Spendenläufen wurden an den Athener Verein "Soziale Apotheke Vyronaz gespendet für Medikamente, die sonst entweder nicht erschwinglich oder aber auch schwer erhältlich wären. "Der Verein kauft die Medikamente, verwaltet diese und verteilt sie an die Bedürftigen", berichtet der sportbegeisterte Aktivist.

Nach den positiven Ergebnissen war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er im vergangenen Jahr einen eigenen Verein gründete. Franz Lohbusch gab ihm den Namen "Run for the Evolution" und übernahm auch den Vorsitz. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass das Ziel des Vereins die Unterstützung aller Hilfsorganisationen, unabhängig von Nationalitäten, sei. "Run for the Evolution" hilft Flüchtlingen, setzt sich ein für politisch, rassistisch oder religiös verfolgte Menschen, fördert die Wohlfahrtspflege und die öffentliche Gesundheit. Darüber hinaus werden Aktivitäten wie die Spendenläufe organisiert, welche dazu beitragen, Mittel und Gelder für gemeinnützige Zwecke zu generieren.

(paka)
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