Viersen Kulinarische Weltreise

Viersen · Man muss nicht viele Worte wechseln, um gemeinsam ein leckeres Gericht zu zaubern. Das beweist das "interkulturelle Kochen". Durch die gemeinsamen Erfahrungen werden Barrieren abgebaut

 Wenn die Frauen aus verschiedenen Kulturen zusammen kochen, spielen Sprachbarrieren sehr schnell keine Rolle mehr. Der Umgang mit den Lebensmitteln ist in allen Kulturen ähnlich.

Wenn die Frauen aus verschiedenen Kulturen zusammen kochen, spielen Sprachbarrieren sehr schnell keine Rolle mehr. Der Umgang mit den Lebensmitteln ist in allen Kulturen ähnlich.

Foto: paka

Es duftet in den Räumen des Südstadtbüros an der Großen Bruchstraße. Zahlreiche Lebensmittel liegen in der Küche und auf dem großen Esstisch im Gemeinschaftsraum. Kartoffeln, Blattsalat, Tomaten, Gurken, frische Petersilie, Zitronen, Schafskäse und Zwiebeln, Geflügel, Nudeln und Reis sowie Gewürze jeder Art.

Was etwas von Marktatmosphäre hat, ist das Kochprojekt der Integrationsagentur der Stadt in Zusammenarbeit mit der Diakonie Krefeld und Viersen. "Integration am Küchentisch", so der Name des Projektes.

Leiterin des Kochprojektes ist Safiye Büyükkernic. Die 43-jährige Türkin bereitet alles vor, kauft die Zutaten und freut sich jedes Mal, wenn es neue Teilnehmerinnen gibt. "Interessant ist es zu sehen, wie die verschiedensten Zutaten zu einer Vielfalt an Gerichten zusammengebracht werden", berichtet sie. "Es ist nämlich so, dass die Frauen immer etwas zusätzlich mitbringen, was speziell ist für die Küche ihrer jeweiligen Heimatländer. Und so zaubern wir jedes Mal aufs Neue etwas Originelles daraus."

Nun wird nicht lange gefackelt. Die anwesenden Frauen schreiten zur Tat und das gemeinsame Kochen ist wie eine fein abgestimmte Sinfonie. Obwohl sich manche der Frauen hier zum ersten Mal treffen, scheint es so, als ob sie schon immer miteinander gearbeitet hätten. Deutsche Begriffe werden benutzt, denn das Kochen ist in jedem Land gleich.

Eine Frau aus Syrien schält die Kartoffeln, eine andere rupft die Petersilie und die afghanischen Frauen stehen am Herd und rühren die Fleischstücke, damit sie nicht anbrennen. Gleichzeitig wird gespült, es werden Salate angemacht und Platz geschaffen, um die unterschiedlichen Gerichte möglichst zeitnah zubereiten zu können. Es ist Teamwork, man versteht sich und auch ein Kurzschluss des Herdes kann die Frauen nicht aus der Ruhe bringen.

Gemeinsam wird versucht, das Problem zu beheben. Der Sohn einer Teilnehmerin sucht den Sicherungskasten und bald schon steht fest: Der Herd selbst hat einen Defekt. Aber auch das ist kein Problem. Bereits nach 20 Minuten hat eine türkische Frau ihre elektrische Zweifachherdplatte von Zuhause geholt und das Kochen geht weiter. Improvisieren können alle Frauen hier. Während in der Küche noch hantiert wird, haben die restlichen Teilnehmerinnen den Tisch gedeckt, die Kinder unterbrechen ihr Spiel und dürfen schon die Salate probieren.

Angeliki Asimakopoulou, Leiterin der Integrationsagentur Viersen, freut sich immer über diesen Austausch. "Das Kochen hat in allen Kulturen die gleiche Sprache. So eignet sich ein gemeinsames Kochprojekt hervorragend dafür, miteinander ins Gespräch zu kommen. Integration geschieht nur, wenn man Ängste ab- und Verständigung aufbaut. Jeder ist herzlich eingeladen, am Kochprojekt teilzunehmen", betont sie.

Und bis zum nächsten integrativen Kochen ist der Herd auch wieder repariert, verspricht Asimakopoulou.

(paka)
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