Zu wenig Toiletten Busfahrer im Kreis Viersen dürfen nicht müssen

Kreis Viersen · 170 Busfahrer im Kreis Viersen fordern in einer Petition an die Bürgermeister mehr öffentliche Toiletten. Denn wenn sie während der Arbeit auf die Toilette müssen, ist oft kein stilles Örtchen in der Nähe.

 Die Busfahrer Klaus Kryzanowski (l.), Brigitte Wald und Isret Gucat haben ein Toilettenproblem.

Die Busfahrer Klaus Kryzanowski (l.), Brigitte Wald und Isret Gucat haben ein Toilettenproblem.

Foto: Siemes, Horst

Die Liste der Unterschriften reicht über drei DIN-A4-Seiten. Darauf stehen die Namen von 170 Busfahrern der NEW, SWK, Westbus, KVS, TDSW, Brings, Kremers und weiteren Unternehmen, die im Kreis Viersen für den öffentlichen Personennahverkehr auf der Straße zuständig sind. Sie haben eine außergewöhnliche Petition verfasst, adressiert an die Bürgermeister der Städte und Gemeinden im Kreis Viersen. "Wir fordern Sie auf, in Kooperation mit den Nahverkehrs- und Busunternehmen, im Liniennetz des ÖPNV Kreis Viersen ausreichende Möglichkeiten zum Toilettengang zu schaffen." In ihrer Petition beziehen sich die Busfahrer auf Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."

Mit der Notdurft, so schildert es ein Betriebsratsmitglied, hätten die Busfahrer im Kreis Viersen ihre liebe Not. "Fahrerinnen und Fahrer stellen sich mit ihrem Trink- und Essverhalten darauf ein, ein dringendes Bedürfnis während des Dienstes zu unterdrücken oder ganz zu vermeiden." Grund seien fehlende öffentliche Toilettenanlagen. Er schildert den Fall einer Fahrerin, die einen Eimer im Bus transportiert. "Wenn sie Pause hat, nutzt sie den, um sich zu erleichtern. Das kann nicht sein." Zumal: Bei der Kollegin soll es sich nicht um einen Einzelfall handeln.

Insbesondere in der Kreisstadt Viersen sehen die Petenten Probleme, sprechen Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) persönlich in ihrem Schreiben an. Hintergrund: Der Viersener Bahnhof, der sich in Privatbesitz befindet, verfügt derzeit über keine Toilettenanlage. "Ein Bahnhof ohne Toiletten ist nicht gerade ein positives Aushängeschild für eine Kreisstadt", moniert der Gewerkschafter.

Viersens Kämmerer Norbert Dahmen bittet um Geduld. "Am Bahnhof werden auf Kosten der Stadt Toiletten eingebaut", kündigt er an. Wann es so weit sein wird, ließ er offen. Vor sieben Monaten hatte sich die Stadt mit der Eigentümergemeinschaft auf den Bau der Toilettenanlage geeinigt - gebaut wurde sie aber noch nicht. "Viele Busfahrer erleichtern sich im Gebüsch. Hygienisch ist das nicht", erklärt das Gewerkschaftsmitglied. Viersens Kämmerer glaubt, dass es genug öffentliche Toiletten gibt - auch im Ortsteil Süchteln, für den in der Petition der Bau eines Pausenraums samt Toilette am Busbahnhof gefordert wird.

"Dort befindet sich in der Fußgängerzone eine Toilette", so Dahmen. Der Gewerkschafter entgegnet: "Dafür ist aber der Weg zu weit, die ist in den normalen kurzen Pausen nicht zu erreichen." Zumal einzelne Nahverkehrsunternehmen den Mitarbeitern vorschreiben würden, Fahrgäste auch während ihrer Pausenzeiten in den Bus zu lassen. "Wenn dann der Fahrer zur Toilette gehen soll, müsste er die Fahrgäste bitten, den Bus zu verlassen und die Wertsachen mitnehmen. Das ist völlig praxisfern", erklärt der Gewerkschafter.

(mrö)
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