Todesfälle in Brüggen Gründer des Krebszentrums erhebt schwere Vorwürfe

Brüggen · Der niederländische Gründer des Brachter Heilzentrums, André Hartel, hat gegenüber niederländischen Medien behauptet, der Betreiber des Klaus-Ross-Zentrums habe das Mittel zur Infusion zuletzt selbst hergestellt. Dies habe zum Tod von drei Krebspatienten geführt.

 Das Krebszentrum in Brüggen-Bracht.

Das Krebszentrum in Brüggen-Bracht.

Foto: Jungmann, G�nter

André Hartel erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen deutschen Kompagnon. Der Betreiber des Klaus-Ross-Zentrums soll ein Mittel zur Infusion zuletzt selbst hergestellt haben, behauptet der inzwischen ausgestiegene Gründer des Zentrums, André Hartel.

Der Zeitung "De Telegraaf" sagte der nach eigenen Angaben als vom Krebs geheilt geltende Niederländer: "Er hat Anfang des Monats erstmals selbst 3-BP-Infusionen aus Puder hergestellt. Davor hat er immer Infusionen aus professionellen Apotheken verwendet, mit denen alles in Ordnung war." Die Überdosis aus dem selbst hergestellten Mittel sei die Todesursache bei den drei Krebspatienten gewesen, die Ende Juli verstorben waren. Hartel sagte, es sei "unnötig und unmenschlich", weitere Exhumierungen und Obduktionen an früher verstorbenen Patienten durchzuführen.

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

Die Staatsanwaltschaft Krefeld hatte Ermittlungen eingeleitet, nachdem Ende Juli drei Krebspatienten kurz nach der Behandlung in Bracht gestorben waren: eine 43-jährige Frau aus Aalburg in den Niederlanden, ein 55-jähriger Mann aus Elspeet in den Niederlanden und eine 55-jährige Frau aus Beveren in Belgien. Es besteht der Verdacht, dass ihr Tod mit der Infusion des Glukose-Blockers 3-Bromopyruvat in Zusammenhang stehen könnte. Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung in mehreren Fällen. Inzwischen soll in mehr als 60 Fällen die Exhumierung verstorbener Patienten aus den Niederlanden sowie sechs ehemaliger Patienten aus Belgien geprüft werden.

André Hartel selbst ist eine schilldernde Figur, die in den sozialen Medien als "Erfahrungsheilkundiger" bezeichnet wird. Hartel gilt als geheilter Krebspatient. Er erkrankte 2010 an Lungenkrebs und soll durch alternative Behandlungen genesen sein. Aus seinen eigenen guten Erfahrungen mit alternativen Heilmethoden entstand bei dem ehemaligen Lungenkrebspatienten die Idee, seine Erkenntnisse weiterzugeben.

Meinungsverschiedenheiten über Behandlungsmethoden

In den Räumen über einem Kaffeegroßhandel in Venlo soll die Idee zu einer Krebsklinik entstanden sein, heißt es in der niederländischen Zeitschrift "Trouw". Hartel, der keinen medizinischen Beruf hat, gründete zunächst den Gezondheitscirkel Venlo-Bracht. Daraus ging 2014 das alternative Krebszentrum in Bracht hervor, an dem auch eine Ärztin aus Rheine beteiligt war.

Die deutsche Ärztin zog sich bereits nach einigen Monaten aus dem Brachter Zentrum zurück. Hartel warf 2015 das Handtuch. Nach Erzählungen von Patientenangehörigen soll es zu Meinungsverschiedenheiten über die Behandlungsmethoden mit dem deutschen Heilpraktiker gekommen sein, auf dessen Namen das alternative Krebszentrum angemeldet war.

Leiter des Krebszentrums äußert sich nicht

Der aktuelle Betreiber des Brachter Zentrums, dem das Kreisgesundheitsamt bis zum Abschluss der Ermittlungen die Berufserlaubnis entzogen hat, hatte unserer Redaktion vor vier Wochen mitgeteilt, dass er sich nicht äußern wolle. Er warte, bis sich der Sachverhalt in wenigen Tagen aufgeklärt habe.

Der Heilpraktiker hat einen Wohnsitz in Moers-Meerbeck. Dort scheint er ein eher unauffälliges Leben geführt zu haben. "Ich hab ihn vielleicht einmal im Jahr im Treppenhaus gesehen. Hallo, tschüss, das war's", sagt ein Hausbewohner. Andere Nachbarn haben den Mann anscheinend noch nie bewusst gesehen. "Kenn ich nicht", heißt es in einem Reisebüro gleich gegenüber des Hauseingangs des Wohnhauses. "Das ist eine Türkengegend hier", sagt ein junger Mann. "Das Gesicht würde auffallen."

(biro/saja)
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