Brüggen Keramiken aus dem Feuer

Brüggen · Bundesweit stellen Keramiker am Wochenende beim "Tag der offenen Töpferei" aus. Angelika Jansen aus Brüggen wirft einen Blick zurück auf 40 Jahre Selbstständigkeit, Petra Wolf öffnet ihr Atelier für Tongestaltung in Bracht

 Angelika Jansen zwischen einem Objekt, dessen Oberfläche mit Terra sigillata gefärbt wurde (vorn), und einer größeren Arbeit, in die sie eine Orgelpfeife der alten Brachter Kirchenorgel einsetzte (hinten).

Angelika Jansen zwischen einem Objekt, dessen Oberfläche mit Terra sigillata gefärbt wurde (vorn), und einer größeren Arbeit, in die sie eine Orgelpfeife der alten Brachter Kirchenorgel einsetzte (hinten).

Foto: Jörg Knappe

Mit geübter Hand schichtet Angelika Jansen Holzscheite und Späne in die große eiserne Schale. Sie legt ihre Keramiken dazu, die sie, einmal vorgebrannt und mit Pflanzenteilen und salzgetränkten Tüchern umhüllt, in Alufolie gewickelt hat, und entzündet das Feuer. Einige Stunden wird es im Garten des Ateliers van Eyk in Leuth brennen, bis Alufolie, Pflanzenteile und Tücher verbrannt und die Flammen erloschen sind. Dann hebt Jansen mit einer Zange die Objekte aus der Asche. Und erlebt jedes Mal wieder eine Überraschung. Denn wie die Stücke aussehen werden, kann Jansen nicht vorhersehen. Feuer und Rauch malen einzigartige Oberflächen. Jedes Stück ist ein Unikat.

Angelika Jansen ist Keramikdesignerin. Von 1974 bis 1978 studierte die heute 62-Jährige in Krefeld Keramikdesign. Seit 40 Jahren ist sie selbstständig tätig und lebt als freischaffende Künstlerin in Brüggen. Am kommenden Wochenende wirft sie einen Blick zurück auf 40 Schaffensjahre: Sie nimmt am "Tag der offenen Töpferei" teil, bei dem Keramiker aus ganz Deutschland ihre Arbeiten ausstellen oder die Türen ihrer Ateliers für Besucher öffnen.

Rund 150 Objekte bringt Jansen in diesen Tagen in den Gewerbepark An der Beek in Niederkrüchten. Im Fotostudio ihres Lebensgefährten Manuel Uebbing am Tor 21 stellt sie unterschiedliche Werke aus und gibt einen Einblick in ihre Arbeit. Seit mehr als 15 Jahren experimentiert die Brüggenerin mit Rauchbrand-Techniken. Eine Möglichkeit: ein Objekt im offenen Feuer wie beschrieben zu brennen. Wie das geht, ist in einem kurzen Film zu sehen, der im Garten des Ateliers van Eyk gedreht wurde. Ebenso zu sehen: "Naked Raku", eine Technik, für die glasierte Keramiken in einem Raku-Ofen gebrannt werden. Wird die heiße Oberfläche des fertig gebrannten Stücks mit kaltem Wasser benetzt, springt die Glasur ab. Was bleibt, sind fein gezeichnete, von der Hitze gemalte Risse - unvorhersehbar aufgebracht, vom Zufall geführt. Dass sie Salze und Pflanzenteile aufbringen, mit Seilen und Tüchern die Keramiken umwickeln und bearbeiten kann, und dennoch nicht weiß, wie ein Objekt am Ende aussehen wird, fasziniert die Künstlerin immer wieder aufs Neue: " Mir gefällt daran, dass man nicht alles beeinflussen kann. Das ist wie im Leben auch", sagt sie schmunzelnd.

Manchmal sind es Gegenstände, die Jansen einarbeitet, wie die alte Orgelpfeife aus der Brachter Kirche St. Mariä Himmelfahrt, die sie beim Pfarrfest dem Orgelbauverein abkaufte. Immer wieder arbeitet sie auch Fundstücke aus der Natur in einzelne Objekte ein. Das kann ein Stück Treibholz sein, das vom Meer angespült wurde, oder ein Stein. Für eine Ausstellung von Kunsthandwerkern, die sich im Juni im Krefelder Textilmuseum präsentieren, ließ sich Jansen von dem Gewand eines japanischen Mönchs inspirieren: Die Umrisse der Flicken, aus denen sein Gewand gefertigt ist, hat sie mit Kupferdraht auf Keramikgefäßen nachgezeichnet. Die Form der Gefäße selbst ist den für die traditionelle Teezeremonie verwendeten Schalen nachempfunden.

Organische Formen begleiten auch die Arbeit der Keramikdesignerin Petra Wolf aus Bracht, die für den "Tag der offenen Töpferei" Besucher in ihr Atelier einlädt. Wolf studierte von 1978 bis 1985 Design in Krefeld, seit 1987 lebt und arbeitet sie in Bracht. Inspiriert von Fundstücken aus der Natur entwickelt die Künstlerin Objekte, die an Blätter oder Korallen erinnern - als stammten sie aus der Ur-Zeit. Werden und Vergehen sind wichtige Themen für sie, und so schichtet sie immer wieder auch Scherben, um Neues zu schaffen. In Weiß oder hellem Grau gefertigt, wirken Licht und Schatten besonders intensiv. Die häufig mit feiner Spitze perforierten Oberflächen lassen Licht hindurch. Aktuell hat Wolf Keramiken mit Fäden und Garnen umwickelt. Auch diese kokon-artigen Objekte sind am Wochenende zu sehen. Wer sich darüber hinaus für Wolfs Arbeiten interessiert, kann die Ausstellung "Schwarz und Weiß" im Keramikmuseum Tiendschuur, Kastellaan 8 in Tegelen, besuchen. Dort stellen neun Keramiker bis zum 8. April aus, geöffnet ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr.

(RP)
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