Viersen Karneval im Endspurt

Viersen · Dafür dass Prinzessin Helga I. und Bauer Rosi zum ersten Mal an einer Europameisterschaft teilnehmen, sind die Brempter Chef-Närrinnen bemerkenswert locker. Nervosität? "Nö", sagt Ihre Lieblichkeit lapidar. Kamellezielwerfen ist brachiale sportliche Höchstleistung, gewürzt mit einer Prise Wahnsinn.

Wie Sumo-Ringer nehmen jeweils vier Prinzen vor einer Kiste mit Schokoriegeln Aufstellung. Vom Inhalt müssen sie auf Kommando möglichst viel auf dem Luftweg in einen Auffangbehälter befördern, den etwa vier Meter gegenüber des Prinzen bessere Hälfte festhält. Elf Sekunden haben sie dafür Zeit. "Schon ein bisschen bekloppt", meint Prinz Andreas aus Grevenbroich-Orken. Was auf den Anpfiff folgt, ist ein Süßwaren-Taifun: Hunderte Balisto- und Twix-Riegel fliegen in einer elfsekündigen Schoko-Schlacht unter dem Johlen des Publikums durch die Luft. Es wird geklotzt, nicht gekleckert: Eleganz ist nicht gefragt. "Volle Pulle drauf", verrät Michael aus Langenfeld das Rezept. Als amtierender Europameister muss er es wissen. 2006 hat er mit seiner Prinzessin Uta den Titel geholt und eine sagenhafte Bestmarke von 218 gesetzt. Seinen potenziellen Nachfolgern zeigt er gleich zu Beginn — allerdings außer Konkurrenz — wo der Hammer hängt: 220 Riegel — neuer Europarekord.

Wie ein Berserker schaufelt Michael mit prankengleichen Händen die süße Kost in den von seiner Uta gehaltenen Auffangbehälter. Hingucken und zielen kostet nur Zeit. Darum müssen die Prinzessinnen auf der anderen Seite einige Körpertreffer hinnehmen. Manche Prinzen streuen wie eine Schrotflinte. "Keine Körperverletzung", muss Moderator Thomas Becker die ein oder andere Tollität ermahnen. Bei Prinz Michael I. von den Mennrather Sandhasen finden gerade mal 28 Riegel ihr Ziel. Der Rest liegt in einem gelb-grünen Twix-Balisto-Teppich seiner Prinzessin Gabriele zu Füßen.

Macht aber nix: Überzählige Ware befördern die Prinzen gleich mal unters jubelnde Volk. Nachschub-Probleme sind nicht zu befürchten: Masterfoods hat t 4,5 Tonnen Schokoriegel geliefert. Als Bauer Rosi und Prinzessin Helga vom heimischen Maak Möt Damen-Dreigestirn die Bühne betreten, steigert sich der Jubel in handballweltmeisterliche Dimensionen. Obwohl Bauer Rosi gegenüber der männlichen Konkurrenz anatomisch benachteiligt ist — die kleineren Hände —, schaufelt sich die Brempter Frauenpower ins Finale. Dort kommt es zum Geschlechterkampf: Denn Ludger I. aus Ossenberg tritt nicht mit Prinzessin, sondern Adjutant an. Der Prinz gewinnt, doch Prinzessin Helga I., Bauer Rosi und Jungfrau Marion sind Europameisterinnen der Herzen.

(RP)
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