Viersen Kampf ums Kreisarchiv entwickelt sich zum Krimi

Viersen · Behält die Stadt Viersen ihr Stadtarchiv? Gibt sie es auf und gliedert es in den geplanten Neubau des Kreisarchivs ein? Der Entscheidungsprozess entwickelt Züge eines guten Kriminalromans, schlägt immer häufiger unerwartete Volten, je näher es aufs Finale zugeht.

Am Dienstag wird der Stadtrat entscheiden, ob die Stadt Viersen mit dem Kreis Verhandlungen über eine Eingliederung aufnimmt. Dass der Stadtrat auf diese Frage mit Ja antworten soll, hat der Kulturausschuss in dieser Woche empfohlen - und gleich zehn Forderungen formuliert - darunter einen Kostendeckel und einen Standort des Neubaus in Viersen. Die SPD-Mitglieder waren gegen Verhandlungen, die CDU-Mitglieder dafür. Landrat Andreas Coenen (CDU) begrüßte die Entscheidung und zeigte sich zuversichtlich, dass man sich einig wird.

Erleichterung bei den Befürwortern einer Kreislösung.

Zwischenzeitlich hat die Viersener CDU-Fraktion getagt. Und die Entscheidung getroffen, mit dem Kreis keine weiteren Verhandlungen mehr zu führen, das Stadtarchiv in einen Neubau des Kreisarchivs einzugliedern. SPD und CDU verfügen im Stadtrat über eine komfortable Mehrheit - die Entscheidung in der CDU-Fraktion bedeutet damit den Erhalt des Stadtarchivs Viersen und das Aus für eine Eingliederung.

Erleichterung bei den Gegner einer Kreislösung - und in Willich, denn wenn die Stadt Viersen ihr Archiv in Eigenregie weiterführen will, wird Landrat Coenen dem Kreistag vorschlagen, das Kreisarchiv in Willich oder Kempen zu bauen. Auch Kempen, bislang Standort des Kreisarchivs, macht sich Hoffnung auf den Neubau.

Seit gestern ist nun doch alles ein bisschen anders und die Archivfrage wieder völlig offen. Eine halbe Stunde vor der entscheidenden Ratssitzung am kommenden Dienstag wird sich die CDU-Fraktion zu einer Sondersitzung treffen, um erneut die Archivfrage zu diskutieren. Gestern lud der CDU-Fraktionsvorsitzende Stephan Sillekens, der bei der Fraktionssitzung krankheitsbedingt verhindert war, die christdemokratischen Ratsmitglieder dazu ein. Bei ihm haben sich nach Informationen unserer Redaktion zahlreiche Mitglieder der Fraktion gemeldet, die mit dem Abstimmungsergebnis nicht zufrieden waren - darunter auch einige, die gegen weitere Verhandlungen gestimmt hatten.

Zwei Hauptgründe sind es, die die Gegner einer Kreislösung ins Feld führen: Zum einen die Sorge vor einem Identitätsverlust, wenn Viersen kein eigenes Stadtarchiv mehr betreibt. Zum anderen die Sorge, dass der Neubau teurer werden könnte als geplant. Baukosten hat der Landrat bislang nicht genannt. Kommende Woche soll er eine grobe Kostenschätzung vorlegen.

(mrö)
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