Viersen Kalle ist beim Bützen schüchtern

Viersen · Gerade erst im Amt, hat Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong gestern den Schlüssel zum Rathaus wieder abgeben müssen. Unter Führung von Obermöhn Leonie Hinssen hatten fast 50 jecke Weiber das Rathaus gestürmt, nachdem das Reitercorps aus Speick zum Angriff aufgespielt hatte. Die Frauen rasten die Treppe hinauf und umzingelten den Bürgermeister, der sich sicherheitshalber schon verkleidet hatte: Narrenkappe und Orden sollten ihn als Karnevalsjeck ausweisen. Das Outfit beschwichtigte die Frauen ein wenig, doch endgültig konnte Wassong sie für sich einnehmen, als er erklärte, gegen diese "charmanten, attraktiven" Damen habe er keine Chance, und den großen goldenen Rathausschlüssel herausrückte. Als die Möhnen Bützchen forderten, gab der 53-Jährige gerne nach, gab aber zu: "Ich bin etwas schüchtern."

 Niederkrüchtens Obermöhn Leonie Hinssen hatte sich mit den Frauen mit einem Frühstück bei Houx gestärkt, bevor sie unter den Klängen des Reitercorps zum Rathaus eilte.

Niederkrüchtens Obermöhn Leonie Hinssen hatte sich mit den Frauen mit einem Frühstück bei Houx gestärkt, bevor sie unter den Klängen des Reitercorps zum Rathaus eilte.

Foto: Busch

Erstmals hatte das Altweibertreiben in diesem Jahr draußen stattfinden sollen, doch das Wetter machte den Elmptern einen gehörigen Strich durch die Rechnung. So zogen Karnevalsvereine, närrische Frauen und viele kostümierte Besucher in den Saal der Gaststätte "Zur Post", wo Maak-Möt-Präsident Carsten Scholz vorübergehend die Bühne an Wassong und seine Freunde übergab. Angetan mit Strohhüten wie die Gondolieri von Venedig gab die Gruppe "laut und lästig" Karnevalsschlager zum Besten und das aktuelle Geschehen in der Gemeinde humorvoll kommentierte. So wussten die Männer zu berichten, dass in Niederkrüchten das Wort "Vollsortimenter" zum Unwort des Jahres gewählt worden sei, und erinnerten an die Begebenheiten "in diesem ehrenwerten Haus", im Niederkrüchtener Rathaus.

 Diesen charmanten, attraktiven Damen konnte Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong nicht widerstehen. Damit sie sich merken, dass Kalle nicht kniepig ist, zückte er gleich Verzehrgutscheine.

Diesen charmanten, attraktiven Damen konnte Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong nicht widerstehen. Damit sie sich merken, dass Kalle nicht kniepig ist, zückte er gleich Verzehrgutscheine.

Foto: Busch

Darüber hinaus setzten die Herren singend Wassongs Wunsch nach mehr Transparenz in der Gemeinde um und verrieten seine geheimen Pläne für 2016: Unter anderem werde er Bewegungsmelder in den Büros installieren, damit man besser sehen könne, ob die Verwaltung arbeite. Das Morgengebet der Beamten werde abgeschafft. Es lautet: "Lieber Gott, mach mich nicht zuständig." Auch Wassong bewies auf der Bühne, dass er den ,Bazillus Carnevalis' in sich trägt, sang und erklärte, ganz traurig über das erstürmte Rathaus sei er nicht - "es ist schön, jetzt auch mal vier Tage Pause zu haben".

(RP)
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