Viersen Julia war vor 25 Jahren das erste ukrainische Kind in Viersen

Viersen · 1991 besuchte die damals 13-Jährige eine Familie aus Dülken. Der Kontakt riss nie ab. Jetzt zeigte sie ihren Kindern die Partnerstadt

 Erinnerungen an einst: Julia Litvinova (sitzend) mit ihren Kindern Masche (10) und Wanja (13). Auch dabei: die damalige Gasteltern Ulla und Willi Lenzen. Rechts: Fritz Meies, Vorsitzender "Freunde von Kanew".

Erinnerungen an einst: Julia Litvinova (sitzend) mit ihren Kindern Masche (10) und Wanja (13). Auch dabei: die damalige Gasteltern Ulla und Willi Lenzen. Rechts: Fritz Meies, Vorsitzender "Freunde von Kanew".

Foto: Busch Franz-Heinrich sen.

"Das ist meine zweite Mutti!" Julia Litvinova umarmt Ulla Lenzen, die sie 1991 als eines der ersten Kinder aus der Ukraine liebevoll aufnahm und nun schon zum vierten Mal eingeladen hat. Vor genau 25 Jahren gab es den Viersener Verein "Freunde von Kanew" noch nicht, die Kinder wurden aus Kanew und Krivojrog ausgewählt.

Julia gehörte der Gruppe aus Krivojrog am Schwarzen Meer an. "Ich war damals 13 Jahre alt und habe zum ersten Mal Bananen gesehen und gegessen. Wir mussten in der Ukraine für alles, Brot, Milch und andere Lebensmittel, Schlange stehen." Willi Lenzen erinnert sich noch gerne daran, wie viel er mit den kleinen Gästen aus der Ukraine unternommen hat.

Julia lebt mit ihrem Mann, der als Rechtsanwalt arbeitet, und ihren vier Kindern in Dnjepropetrowsk und steht noch immer mit der Familie Lenzen in Verbindung. Sie ist gerne gekommen und hat diesmal ihre beiden älteren Kinder mitgebracht. Doch so gut wie ihre Mutter sprechen Mascha (10) und Wanja (13) noch lange nicht.

Denn im Gegensatz zu den Kindern in Kanew können sie Deutsch nicht in der Schule lernen. So gibt ihnen Julia, die an einer pädagogischen Hochschule studierte und Lehrerin wurde, Deutschunterricht. Allerdings arbeitet sie zurzeit nicht und ist froh, dass ihr Mann auf Grund der vier Kinder nicht zum Kriegsdienst eingezogen wird.

Da hat Fritz Meies, Vorsitzender der Freunde von Kanew, anderes zu erzählen. "Sieben Väter aus Kanew sind bereits tot." Er freut sich, die junge Frau wiederzusehen - eine von rund 2600 Ukrainern, die Viersen in den vergangenen 25 Jahren auf Einladung des Vereins und seiner Mitglieder besuchten. Julia beteuert: "Ich schätze Ihre Arbeit sehr. So viele Kinder konnten hierher kommen. Das ist das Wichtigste in meinem Leben, ich lernte hier auch viele Menschen kennen." Direkt an Fritz Meies gerichtet meinte Julia: "Ich habe viel für mich hier geschöpft, ihr seid ein Vorbild für uns."

Vor zwei Wochen kam Julia mit ihren beiden Kindern per Bus nach Viersen. Sie besuchte auch Freunde in Schwerin und wird morgen von per Bus wieder in ihre Heimat fahren.

(RP)
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