Viersen Immer mehr Eltern bleiben Essensgeld schuldig

Viersen · An den Grundschulen wird auf Vorkasse umgestellt. Damit haben weiterführenden Schulen gute Erfahrungen gemacht

Eltern, die das Essensgeld für ihre Kinder schuldig bleiben - diese Erfahrung kennen Lehrer und Betreuungsleiter an allen Schulformen im Viersener Stadtgebiet. Sie seien "täglich mit säumigen Zahlern" konfrontiert", sagt Martina Brückers, Leiterin der offenen Ganztagsschule (OGS) an der Grundschule Rahser. Dort lernen 270 Kinder.

Bis vor kurzem mussten die OGS-Leiterinnen noch jeden Cent bar mit den Eltern abrechnen, diese mussten den Beitrag zu festgelegten Zeiten in der Schule abgeben. "Jetzt haben wir umgestellt: Die Eltern überweisen den Beitrag für das Essen vorab auf ein Konto; wir überprüfen die Geldeingänge", so die OGS-Leiterin. Das Konto müsse stets ein Plus aufweisen.

Was passiert, wenn jemand nicht bezahlt? Dann gibt es zunächst einen mündlichen Hinweis, Mahnbriefe von der Schule und schließlich Zahlungsaufforderungen von der Stadtverwaltung. Brückers Einschätzung: "Manche Eltern lassen es darauf ankommen." Die Leidtragenden seien die Kinder: "Viele kommen ohne Frühstück in die Schule. Das Mittagessen ist für sie die erste Mahlzeit an einem Acht-Stunden-Tag", sagt Brückers. Manche Eltern könnten den Essensbeitrag von 50 Euro pro Monat nicht aufbringen, seien zu stolz, um Unterstützung zu beantragen. "Manchen ist das zu viel, zu lästig oder zu peinlich", sagt die OGS-Leiterin. Wer Transferleistungen bezieht, muss nur einen Euro zahlen - wenn er oder sie diese Unterstützung beantragt.

An der Agnes-van-Brakel-Schule gibt es weniger Außenstände, seitdem Mütter und Väter das Kostgeld vorab überweisen müssen. Schulleiterin Brigitte Ulrich kennt die schlechte Zahlungsmoral der Eltern, darunter leiden würden aber die Kinder: "Kein Kind sollte auf eine warme Mahlzeit verzichten müssen", meint Ulrich.

Was offiziell niemand sagt, was in vielen Einrichtungen aber möglich zu sein scheint: Das vorhandene Essen wird an die Mädchen und Jungen verteilt. Die Erfahrung an der Essensausgabe: Nicht jeder, der bezahlt habe, mag sein Essen. Oft sind die Portionen auch derart großzügig bemessen, dass mehr Abnehmer als berechnet davon satt werden können. Anstatt die Speisen im Müll zu entsorgen, werden sie vorher verteilt.

Auch an den weiterführenden Schulen kennt man die Problem mit Essensgeldrückständen, wie Gudrun Altenmeyer, eine der Leiterinnen der Primusschule, bestätigt - und kennt auch die Lösung: "Seitdem die Eltern das Essensgeld vorab auf ein Konto einzahlen müssen, gibt es diese Schwierigkeiten nicht mehr." Diese Umstellung sei überaus erfolgreich gewesen.

Von diesem Vorab-Zahlungssystem ist auch Shculverwaltungsassistent Axel Schiffer von der kepler-Realschule in Süchteln überzeugt. Vorher habe es immer Rückstände gegeben: "Wir haben längst nicht alle Außenstände erhalten." Einige Eltern hätten es auf Mahnungen ankommen lassen. Einen Ausschluss von der Betreuung hält Schiffer dennoch nur für die letzte Möglichkeit: "Gerade die Kinder, die etwa die Hausaufgabenbetreuung brauchen, würden damit ihre einzigen sozialen Kontakte verlieren."

(busch)
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