Viersen Hilfe mit eigenen Augen sehen

Viersen · Für Lina Küppers ist es eine Premiere. Aber nicht nur für sie. Auch das Clara-Schumann-Gymnasium in Dülken betritt Neuland. Die 19-jährige Abiturientin ist die erste Schülerin des Gymnasiums, die die Partnerschule in Kairo besucht.

Wenn am 28. März der Flieger ab Düsseldorf zunächst Prag ansteuert und es von dort weiter nach Kairo geht, dann sieht Lina Küppers erstmalig all das, wofür sie sich seit dem sechsten Schuljahr einsetzt. Denn im sechsten Schuljahr trat die Amernerin dem Kairo-Kreis des Clara-Schumann-Gymnasiums, den es seit 1988 gibt, bei. Innerhalb dieser Arbeitsgemeinschaft, die allen Schülern offen steht, ermöglichen die Teilnehmer mit unterschiedlichen Projekten Kindern den Schulbesuch in Kairo.

Schulgeld für ägyptische Kinder

Einmal in der Woche verkauft der Kairo-Kreis so Hefte, Bleistifte und andere Schulmaterialien in der großen Pause, wobei der Erlös das Schulgeld für ägyptische Kinder bildet. Bei den Elternsprechtagen ist die AG ebenfalls im Einsatz und verkauft den Eltern zugunsten des Kairo-Kreises Kaffee, Kuchen und Brötchen. Ganz aktuell kam jetzt das Pfandflaschenprojekt hinzu, bei dem Schüler ihre Pfandflaschen spenden können.

"Die Schüler lassen sich immer neue Projekte einfallen", berichtet Schulpfarrerin und Religionslehrerin Iris Christofzik, die den Kairo-Kreis leitet. Mit dem so eingenommenen Geld wird armen Kindern in Kairo der Schulbesuch ermöglicht. Vor zwei Jahren wechselte das Dülkener Gymnasium die Partnerschule und unterstützt jetzt die von Schwestern geführte Mahaba- Schule in der Müllstadt Ezbet El Nakhl, die inmitten einer gewaltigen Müllhalde liegt, in der die so genannten Müllsammler leben. Wie das Leben dort aussieht und was mit der Schule erreicht werden kann, erfährt die Kairo-Gruppe durch halbjährliche Berichte und Fotos. "Von den Bildern kenne ich alles schon. Aber jetzt werde ich es erstmalig mit eigenen Augen sehen und erfahre, wie wir mit unseren Spenden vor Ort helfen", ist Lina Küppers auf die Reise gespannt. Schon im vergangenen Jahr fragte Christofzik, die selber schon dort war, wer ein Interesse habe, die neue Partnerschule zu besuchen. "Ich wollte eigentlich schon damals gerne, aber mich schreckten ein wenig die Impfungen ab", gibt Küppers ehrlich zu. In diesem Jahr fasste sie sich ein Herz und sprach Christofzik an. Die stellte den Kontakt zum Moerser Pfarrer Dr. Günter Meyer-Mintel her. Über den Kirchenkreis Moers besteht nämlich ein enger Kontakt zur Mahaba-Schule, und der Geistliche reist regelmäßig mit einem Interessiertenkreis nach Kairo.

Sie sei schon ein bisschen aufgeregt, gibt die 19-Jährige ehrlich zu. Daheim in Amern warten bereits die Desinfektionstücher, die Reiseapotheke mit Durchfallmitteln, Halsschmerztabletten und Pflastern, die Sonnencreme mit dem hohen Lichtschutzfaktor, festes Schuhwerk, lange Hosen und entsprechende T-Shirts darauf, in den Koffer gepackt zu werden. Und auch die Schulsachen fehlen nicht. Schließlich beginnen nach den Osterferien die Abiturklausuren. "Die freie Zeit, die ich Kairo habe, werde ich zum Lernen verwenden", verrät die Abiturientin.

(RP)
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