"Herz statt Hetze" in Niederkrüchten Zur Demo, zur Kirche und dann in die "Post"

Niederkrüchten · Eigentlich ist Elmpt ein beschauliches kleines Dorf. Normalerweise. Am Freitagabend könnte es allerdings hektisch werden. Denn die AfD will "gegen Missstände und Asylchaos in NRW" demonstrieren. Drei Gegenveranstaltungen zur angekündigten Demonstration der AfD in Elmpt sind geplant.

 Nach dem Motto "Herz statt Hetze" findet am Freitag eine von drei Gegendemonstrationen in Niederkrüchten statt.

Nach dem Motto "Herz statt Hetze" findet am Freitag eine von drei Gegendemonstrationen in Niederkrüchten statt.

Foto: dpa, lus soe

Mit der Ankündigung begann in Niederkrüchten das Grübeln: Was tun? Die Rollläden runtermachen, einfach nicht hingucken? Auf die Straße gehen, um ein Zeichen für die Menschlichkeit und gegen den Fremdenhass zu setzen? Eine Lichterkette entzünden, alle Glocken läuten lassen?

Statt einer Gegenveranstaltung gibt es inzwischen drei: die Versammlung unter dem Motto "Herz statt Hetze" (ab 19.30 Uhr) in der Gaststätte "Zur Post", zu der die im Gemeinderat vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe einladen, die Gegendemonstration des Schwalmtaler Ortsverbands der sozialistischen Jugend Deutschlands, der Falken (ab 18.30 Uhr, Florianstraße), und einen ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Laurentius (ab 19 Uhr), zu dem der Kolpingdiözesanverband Aachen, die Kolpingsfamilie Elmpt, die katholische und die evangelische Kirche einladen.

Dass man in Elmpt in die Gaststätte (oder draußen in den Biergarten) geht, während die AfD durch die Straßen zieht, sei eigentlich gar nicht so geplant gewesen, erläutert Marco Goertz, Vorsitzender der Niederkrüchtener SPD. Ursprünglich hatten die im Rat vertretenen Parteien (CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke) und die Wählergemeinschaft CWG die Bürgerhalle haben wollen. Da hatte die AfD noch die Hauptstraße entlang ziehen wollen. Das Bürgerhaus liegt an der Schulstraße, hätte also nicht direkt am Zugweg der Demonstration, gelegen. Und die Konfrontation, auch da seien sich die Parteien einig gewesen, habe man vermeiden wollen. Allerdings wurde der Zugweg geändert — die AfD soll nun von der Industriestraße über die Schulstraße zum Adolph-Kolping-Platz ziehen. Damit fiel das Bürgerhaus als Veranstaltungsort aus. Das Pfarrheim war der zweite Wunschort der Organisatoren, doch das war schon besetzt. Damit blieb als größerer Versammlungsraum im Ortskern nur die "Post". Für die Veranstaltung in einem geschützten Raum habe auch die Sicherheit der Teilnehmer gesprochen, erläutert Goertz. "Man weiß bei Demonstrationen nie, welche Leute man damit anzieht. Und wir möchten nicht, dass die Situation eskaliert."

Das sieht auch Bennet Gielen, Vorsitzender der CDU in Niederkrüchten, so. Der Bürgermeister habe zu besonnenem Handeln aufgerufen, "und diese Art der Gegenveranstaltung entspricht einem besonnenen Handeln", sagt Gielen. Man wisse aus anderen Städten, wie die Situation eskalieren könne, wenn es Gegendemonstrationen gebe. Stattdessen wollten die Parteien "eine Art Friedensfest veranstalten, mit den Bürgern ins Gespräch kommen und die AfD mit Nichtachtung strafen", so Gielen. "Man kann nicht einfach sagen, man überlässt denen damit das Feld", erklärt Goertz. "Wir wollen eine friedliche Veranstaltung — nicht mit irgendwelchen Parolen, sondern indem wir individuell mit jedem Bürger in Ruhe sprechen."

So ein ruhiges Fest des Friedens ist nicht jedermanns Sache. Der Ortsverband der Niederkrüchtener Grünen unterstützt nicht nur die Veranstaltung "Herz statt Hetze", sondern auch die von den Falken angekündigte Gegendemonstration. Anja Degenhardt, Sprecherin der Grünen, gibt zu: "Unser erster Weg wäre sicher in Richtung Demonstration gegangen." Doch die Ratsparteien hätten etwas gemeinsam machen wollen, und so habe man sich auf die Veranstaltung "Herz statt Hetze" geeinigt. Allerdings wird Degenhardt vorher zu den Falken gehen — "super, dass die eine Stunde früher anfangen", sagt Degenhardt, "so hat man die Gelegenheit, beide Veranstaltungen wahrzunehmen." Das empfehle sie auch anderen: "Man sollte ruhig auf die Straße gehen, um Flagge zu zeigen."

Auch die Vertreter der Kirche waren "erst dafür, auf die Straße zu gehen", berichtet Pastor Wolfram Weihrauch — wenngleich er sich den Falken nicht hätte anschließen wollen. Dann habe man überlegt, die Glocken zu läuten, "aber das Vollgeläut ist ein Zeichen für besonders hohe Feiertage, das geht nicht", sagt Weihrauch. Höchstens die Trauerglocke hätte man nehmen können. Also überlegten sich evangelische und katholische Kirche, die Aktion mit den bunten Menschen zu machen. Nun gibt es zudem einen ökumenischen Gottesdienst: Der Kolpingdiözesanverband, die Kolpingsfamilie Elmpt, die evangelische und die katholische Gemeinde laden dazu ein. Motto der Veranstaltung ist ein Zitat Adolph Kolpings: "Wer Mut zeigt, macht Mut." Danach beginnt die Veranstaltung "Herz statt Hetze" in der "Post".

(rp)
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