Viersen Heimatpfleger: Archiv soll in Viersen bleiben

Viersen · Bis 18. März soll die Stadt entscheiden, ob sie dem Kreisarchiv-Neubau zustimmt. Der Verein für Heimatpflege und die SPD lehnen das ab

Viersen: Heimatpfleger: Archiv soll in Viersen bleiben
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Flagge zeigen für das Viersener Stadtarchiv - das macht Albert Pauly (78), der Vorsitzende des "Vereins für Heimatpflege": "Für den Verein, die Bürger und die Stadt Viersen wäre die Aufgabe des Archivs im Zentrum ein Riesen-Rückschritt." Für ihn hat diese Diskussion Déjà-vu-Charakter: Bereits vor rund 30 Jahren stand das damals ehrenamtlich geführte Stadtarchiv im Rathauskeller an der Bahnhofstraße vor der Auflösung. Doch der Verein überzeugte die Politiker, für einen Umzug zum Alten Gymnasium und die Einstellung eines hauptamtlichen Archivars zu stimmen. Nun muss Pauly, seit rund 30 Jahren Vereinsvorsitzender, erneut für das Stadtarchiv kämpfen.

 Im Viersener Stadtarchiv lagern nicht nur Akten, es ist auch Treffpunkt für und Arbeitskreise. RP-Foto (Archiv): busch

Im Viersener Stadtarchiv lagern nicht nur Akten, es ist auch Treffpunkt für und Arbeitskreise. RP-Foto (Archiv): busch

Foto: Geschichtsbegeisterte

Landrat Andreas Coenen (CDU) will den Neubau eines Kreisarchivs. Unter dessen Dach könnten die beiden eigenständigen Stadtarchive aus Viersen und Willich untergebracht werden. Bisher sind in der Burg Kempen das Kreisarchiv mit dem Aktenbestand bis 1945 und Archive für die übrigen sieben Kreiskommunen beheimatet. Doch Unterlagen, Bücher und Fotos können dort nicht bleiben. Das Gebäude genüge nicht den Anforderungen an ein modernes Archiv, so der Kreis Viersen. Eine Sanierung sei zu teuer. Nun sollen Investoren für das Gemäuer gefunden werden - damit fehlt der Sammlung eine Heimat.

Bis 18. März hat der Kreis Viersen seine Mitglieder um eine Stellungnahme gebeten. "Erst wenn wir wissen, wer dabei ist, können wir konkret planen", so ein Kreissprecher. Eine offizielle Stellungnahme von Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) gibt es nicht. Am Montag, 18. April, befasst sich der Kultur- und Partnerschaftsausschuss mit dem Thema.

Für Albert Pauly sprechen einige Gründe für den Erhalt des Stadtarchivs: "Das Archiv ist wichtig für die kulturelle Identität der Stadt." Viele Geschichtsinteressierte würden es regelmäßig nutzen, fünf Arbeitskreise treffen sich, mehr als hundert Publikationen seien erschienen. "Über drei Jahre hat die Redaktion täglich für das Buch ,Viersen-Dorf im Wandel der Zeiten' gearbeitet. Unter anderen Umständen hätten wir nicht eine Publikation von solcher Qualität erreicht", sagt Pauly.

Einen finanziellen Vorteil kann er ebenfalls nicht erkennen. Denn über die Kreisumlage kämen auf Viersen weitere Ausgaben zu. Im Kreisarchiv besteht laut Pauly zudem ein hoher Aktualisierungsbedarf: Akten ab 1945 müssten aufgenommen werden. "Ob ein Archivar uns unter diesen Voraussetzungen so gut betreuen könnte wie in Viersen?", fragt er.

SPD-Sprecher Manuel Garcia Limia lehnt die Aufgabe des Archivs kategorisch ab: "Wir haben ein Stadtarchiv, das in seiner Ausrichtung und Einbindung ehrenamtlicher Kräfte seinesgleichen sucht." Dagegen meint Stefan Freiter, Fraktionschef der Liberalen mit Blick auf eine mögliche Ersparnis: "Ich kann mir gut vorstellen, das Archivgut ins Kreisarchiv zu integrieren." Durch Online-Recherche könnten die Nachteile einer Verlagerung weitestgehend aufgehoben werden.

(RP)
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