Viersen Großes Konzert zum Auftakt des internationalen Meisterkurses

Viersen · Ein Sommer ohne den Meisterkurs-Gesang mit Thomas Heyer ist in Waldniel kaum mehr denkbar. Nach Jahren im gastlichen Haus Bethanien, das leider nicht mehr zur Verfügung steht, hat sich die Gemeinde Schwalmtal der überaus förderungswürdigen Sache angenommen. Neben der Bereitstellung des Bürgerhauses für die beiden Konzerte und den einwöchigen Kurs gibt es diverse Förderaktionen seitens der Gemeinde - und mehrere Sponsoren helfen großzügig.

 Beim Dozentenkonzert brillierte Professor Thomas Heyer und wurde großartig von Klaus Bernhard Roth am Flügel begleitet.

Beim Dozentenkonzert brillierte Professor Thomas Heyer und wurde großartig von Klaus Bernhard Roth am Flügel begleitet.

Foto: Busch

Trotz des garstigen Wetters füllte sich am Sonntagnachmittag der ansprechende und akustisch günstige Vortragssaal von Waldniels "Guter Stube" mit erwartungsfrohen Zuhörern. Der an der Frankfurter Musikhochschule lehrende Gesangsprofessor Heyer genoss die besondere Atmosphäre seines jährlichen "Heimspiels", kennt er doch die meisten Besucher noch als Mitbürger oder sogar Nachbarn. Auch die meisten der zehn Gesangstudenten, die den Meisterkurs belegen durften, fanden sich unter den Zuhörern.

Heyer begann seine Vorträge mit Liedern von Franz Schubert. Zwei überaus diffizile Piano-Lieder - "Nacht und Träume" und "Wanderers Nachtlied" - stellte er an den Anfang, das erwies sich selbst für einen so versierten Sänger als gefährlich. Hier klang sein edel timbrierter Tenor noch nicht frei und recht bemüht. Bei dem belebteren und nicht so dunklen "An Sylvia" und bei "Du bist die Ruh'" (mit großartiger Steigerung) genoss man die Vorträge, eingedenk der Maxime des agilen Sängers: "Man singt nur mit dem Herzen gut".

Lieder von Franz Liszt sind zu Unrecht weniger verbreitet - Heyer hatte vier Preziosen ausgesucht, wobei "O lieb', so lang Du lieben kannst" (nach einem Text von Freiligrath) besonders fesselte.

Fast gänzlich unbekannt ist das recht schmale Liedschaffen von Sergej Rachmaninow. Der Pianist von Weltrang scheint trotz eingängiger Melodik Wert auf hoch virtuose Klavierbegleitung gelegt zu haben. Um die hörenswerten Beispiele aus russischer Feder besser nachvollziehen zu können, wären die deutschen Texte hilfreich gewesen.

Einfacher war das Verstehen für das am Ende jeder Liedgruppe begeistert applaudierende Publikum bei vier italienischen, überwiegend beschwingten Gesängen von Francesco Paolo Tosti (1846-1916). Dass der zu seinen Lebzeiten populäre Sänger, Pianist und Komponist sich von seinem Freund Enrico Caruso inspirieren ließ, war nicht zu überhören. Nach diesen meisterlich gelungenen, der neapolitanischen Volksmusik abgelauschten Liedern brach im Bürgerhaus frenetischer Jubel aus, den Thomas Heyer nur mit Mühe und vier heiß erbetenen Zugaben stillen konnte. All' das wäre nicht möglich gewesen ohne den immerwährenden "Mann am Flügel", Klaus Bernhard Roth. Dieser ist nicht nur ein hochkarätiger Pianist - zwei anspruchsvolle "Zwischenspiele" von Schubert, beziehungsweise Ludwig van Beethoven bewiesen das - er ist vor allem ein Mitgestalter am Instrument, wie man ihn sich rücksichtsvoller, umsichtiger und brillanter kaum vorstellen kann. Der Pianist ist ein Geschenk. Und das nicht nur für diesen Meisterkurs, bei dem Roth wie immer die gesamte Korrepetition und die Begleitung aller Teilnehmer übernimmt.

Am heutigen Mittwoch und am Freitag, 31. Juli, können Interessierte von 17 bis 19 Uhr beim Gesangskurs im Bürgerhaus zuhören. Das Abschlusskonzert mit allen Teilnehmern ist am kommenden Samstag, 1. August um 19.30 Uhr, ebenfalls im Vortragssaal des Bürgerhauses.

(oeh)
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