Niederkrüchten Großer Andrang bei Typisierungsaktion

Niederkrüchten · 275 Menschen haben sich gestern in Niederkrüchten für die an Leukämie erkrankte Pauline typisieren lassen. Außerdem kamen mehr als 6500 Euro Spendengelder für die Deutsche Knochenmark-Spenderdatei zusammen

 Im Niederkrüchtener Pfarrheim war gestern ein großes Kommen und Gehen: Hunderte gaben Speichelproben ab und steckten Geld in die Spendenboxen.

Im Niederkrüchtener Pfarrheim war gestern ein großes Kommen und Gehen: Hunderte gaben Speichelproben ab und steckten Geld in die Spendenboxen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das Pfarrheim an der Dr.-Lindemann-Straße war gestern Anlaufpunkt für die verschiedensten Menschen, die allesamt ein Ziel hatten: Pauline retten. Die 16-Jährige ist an Leukämie erkrankt und dringend auf einen Stammzellenspender angewiesen. Ihre Mutter ist als Erzieherin in der Kindertageseinrichtung St. Bartholomäus beschäftigt.

Als die Eltern dort von dem Schicksal erfuhren, waren sie sich sofort einig: Wir wollen helfen. Nach dem ersten Gedanken, sich selbst als Spender bei der DKMS, der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei, registrieren zu lassen und vielleicht andere Eltern auch davon zu überzeugen, kam schnell der Gedanke, noch mehr Menschen zu gewinnen - die Aktion "Niederkrüchten zeigt Herz" war geboren.

Das engagierte Freiwilligen-Team wuchs, und gemeinsam wurde der Sonntag vorbereitet. Ab 10 Uhr gaben sich die Menschen die Klinke in die Hand - am Ende waren 275 Speichelproben gut verpackt und können nun in die Typisierung gehen.

Wer an Leukämie erkrankt ist, benötigt Stammzellen eines anderen Menschen - und zwar eines Menschen, der in möglichst vielen Einzelheiten die gleichen genetischen Merkmale hat wie der Erkrankte. Oftmals findet man solche genetischen Übereinstimmungen nicht in der eigenen Familie, sondern bildlich gesprochen am anderen Ende der Welt - oder eben in Niederkrüchten.

Wobei es beileibe nicht nur Niederkrüchtener waren, die sich am Sonntag registrieren ließen. Conny Erkelenz aus Tönisvorst und Heike Kornfeld aus Grefrath waren eigens angereist, um "ein Zeichen zu setzen", wie sie sagen. Beide kennen die Familie der erkrankten Pauline. "Und wenn die Chance vielleicht auch klein ist, dass ausgerechnet ich es bin, die helfen kann, dann will ich sie doch nicht vorbei gehen lassen", sagt Conny Erkelenz. Außerdem, so fügt sie hinzu, wisse man ja nie, ob man nicht selbst auch einmal Hilfe benötige. An den Tischen im Pfarrheim sitzen die Freiwilligen und füllen mit denjenigen, die sich registrieren lassen, die Informationsbögen aus. Drei Wattestäbchen werden benötigt, um an der Mundschleimhaut Zellen abzutragen, aus denen das Profil des möglichen Spenders ersichtlich ist. Während Monika Köterkes aus Niederkrüchten das Stäbchen an der Innenseite ihrer Wangen entlang reibt, läuft eine Eieruhr. Genau 30 Sekunden lang müssen sie und alle anderen das Wattestäbchen an der Mundschleimhaut entlang bewegen, damit die Typisierung funktionieren kann. "Ich empfinde es als richtig, sich registrieren zu lassen", sagt sie. "Denn es ist gut, vielleicht helfen zu können."

Geholfen haben auch die Messdiener der Pfarren St. Bartholomäus Niederkrüchten und St. Martin Oberkrüchten. Sie haben aus ihrer Messdiener-Kasse, die sie mit Aktionen wie der Altkleider-Sammlung, dem Weihnachtsmann-Angebot und dem Tannenbaum-Verkauf füllen, 300 Euro gespendet, die Florian und Sarah Kaminski in die Spendenbox der DKMS einwarfen. Denn jede Typisierung kostet für die DKMS 35 Euro. Wer Spender werden möchte, kann diese Kosten selbst übernehmen, muss es aber nicht. Dafür gibt es am Registrierungstag die Spendenbox - und außerdem das Spendenkonto, auf das man auch in den kommenden sechs Monaten noch jeden beliebigen Betrag überweisen kann, um die Typisierungen zu unterstützen.

Klar ist für die Spender auch, dass es ihnen zwar in erster Linie um Pauline geht, aber nicht nur. Denn es kann sein, dass irgendwann die Anfrage kommt, für einen Erkrankten in Hamburg, Bayern oder Australien zu spenden. "Wenn nur einem Menschen irgendwo auf der Welt geholfen werden kann, dann hat sich das alles gelohnt", sagt ein Besucher.

(hah)
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