Niederkrüchten Grenzland soll Förder-Region werden

Niederkrüchten · Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal wollen sich gemeinsam als Leader-Region bewerben. Der Auftakt ist am Montag mit einer Veranstaltung in Brüggen. Die Bürgermeister sind gespannt, welche Ideen die Bürger haben.

 Brüggens Bürgermeister Frank Gellen (von links), Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch und Niederkrüchtens Bürgermeister Herbert Winzen hoffen, dass viele Bürger ihre Ideen einbringen.

Brüggens Bürgermeister Frank Gellen (von links), Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch und Niederkrüchtens Bürgermeister Herbert Winzen hoffen, dass viele Bürger ihre Ideen einbringen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wenn es nach den Politikern in den drei Westkreis-Gemeinden geht, könnte es ab Ostern 2015 eine Leader-Region "Schwalm - Mittlerer Niederrhein" geben. Zumindest gehören Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal zu den rund 40 Bewerber-Regionen in Nordrhein-Westfalen, die in dieses Förderprogramm, das bis 2020 läuft, aufgenommen werden wollen. Bewerben können sich die Regionen bis Ende dieses Jahres. 22 bis 24 Regionen werden ausgewählt. In den sechs Jahren bis 2020 könnten die drei Grenzland-Gemeinden so an rund 2,3 Millionen Euro kommen, die für Projekte zur Stärkung der Wirtschaft und zur Bewahrung der Lebensqualität im ländlichen Raum ausgegeben werden müssen.

"Leader" ist die Abkürzung für "Liaison entre actions de développement de l'économie rurale" und heißt übersetzt "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. Die Leader-Regionen sollen führende Regionen in Europa sein, neue Wege finden, um für Menschen interessant und lebenswert zu sein.

Schwerpunkte sollen unter anderem der Umgang mit dem demografischen Wandel und die Stärkung der Lebensqualität sein - zum Beispiel durch Bildung, ärztliche Versorgung, Naherholung, Stärkung des Ehrenamts, Mobilität und Ausbildungsqualität. Die 2,3 Millionen Euro wären 65 Prozent des Betrags, der insgesamt für die drei Kommunen im Grenzland ausgegeben werden soll. Die restlichen 35 Prozent müssen die Gemeinden selbst bezahlen. Aber wie beim Häuslebauer geht das auch durch "Muskelhypothek" - also durch das ehrenamtliche Engagement der Bürger bei einem Projekt - oder durch Spenden.

Schwalmtals Bürgermeister Michael Pesch jedenfalls ist sicher, dass der Kreis Viersen als Aufsichtsbehörde, der die Bewerbung des Westkreises ausdrücklich begrüßt, seiner Gemeinde nicht wegen der angespannten Haushaltslage einen Strich durch die Rechnung machen wird. Schließlich solle alles, was im Rahmen des Projekts getan werde, ja der Stärkung der Gemeinden zugute kommen. Die drei Bürgermeister sind gespannt, welche Ideen die Bürger zu den einzelnen Themen haben, die an mehreren Veranstaltungstagen den Schwerpunkt der Diskussion bilden. Geplant sind Veranstaltungen zum Ideen-Sammeln in Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal, der Auftakt ist am Montag, 1. September, in Brüggen.

Bisherige Förderregionen bauten zum Beispiel die Windenergie aus, schufen ein Dorfgemeinschaftshaus, einen Dorfladen in einem Ort, in dem es keine Einkaufsmöglichkeit mehr gab, bauten ein Trainingszentrum für Auszubildende oder ließen eine Burgruine freilegen, die heute eine touristische Attraktion ist. Auch eine Nachbarschaftshilfe wurde ins Leben gerufen.

Niederkrüchtens Bürgermeister Herbert Winzen denkt beim Thema "Fachkräftesicherung" an das bald freiwerdende Briten-Areal, auf dem auf 150 Hektar größere Betriebe angesiedelt werden könnten. "Sollte sich da zeigen, dass das Gelände gut für Logistik-Unternehmen geeignet ist, könnten wir im Rahmen des Projekts an den weiterführenden Schulen in den drei Gemeinden schon speziell auf diese Berufssparte vorbereiten", sagt er.

Michael Pesch könnte sich ein Dorferneuerungsprojekt rund um den Waldnieler Ortskern vorstellen. Eins, das Barrierefreiheit schafft, dem demografischen Wandel Rechnung trägt und Leerstand entgegenwirkt.

Brüggens Bürgermeister Frank Gellen denkt vor allem an Mobilität. Denn in Brüggen wohnen und irgendwo Schichtarbeiter sein gehe ohne Auto gar nicht. Er wünscht sich clevere Lösungen - wie etwa einen Bürgerbus, der im Verbund mit den anderen Gemeinden fährt. Das könnte auch Jugendlichen den Wochenendausflug in eine Diskothek ermöglichen.

(hah)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort