Viersen Gellen besticht Frauen mit Rhabarberschnaps

Viersen · Alte Weiber haben gestern das Dohlendorf Bracht zur Hochburg des Möhnentreibens erklärt. Mit Rosen in den Händen und bewaffnet mit Regenschirmen schunkelten sich die Frauen auf der Marktstraße in Kampfstimmung. Die Obermöhnen Brigitte Hamacher, Mike Terporten und Marlis Flüggen warteten ungeduldig auf den Einlass ins alte Bürgermeisteramt. Maskiert waren sie nicht, hatten sie doch festgestellt: "Wir brauchen sie nicht mehr zu tragen."

 Im Kreise der Weiber fühlte sich Brüggens Bürgermeister Frank Gellen sichtlich wohl. Ob er sich so handzahm gab, weil die Rose vor seiner Nase auch Dornen trug, ist nicht überliefert.

Im Kreise der Weiber fühlte sich Brüggens Bürgermeister Frank Gellen sichtlich wohl. Ob er sich so handzahm gab, weil die Rose vor seiner Nase auch Dornen trug, ist nicht überliefert.

Foto: Busch

Mit den Schirmen klopften sie an die Tür des Gebäudes, das sich derzeit im Rückbau befindet. Und die drei hatten Verstärkung mitgebracht: Mehr als 111 Möhnen warteten in ihrem Rücken auf das Sturmzeichen, um die Macht im Rathaus zu übernehmen. Bürgermeister Frank Gellen versuchte es mit einer Verzögerungstaktik. Er hatte keine Kosten und Mühen gescheut, sogar Security-Hilfe angefordert. Den Weibern rief er durchs Fenster zu: "Eine Minute noch! Man muss auch warten können!" Doch kurze Zeit später gab er klein bei: "Wir wollten euch eigentlich am langen Schlips verhungern lassen, aber bei dem Sch...wetter lassen wir euch jetzt rein." Schnell verlor der Bürgermeister seine Krawatte, und schnell hielt Brigitte Hamacher den Rathausschlüssel in der Hand.

 Total liberal gab sich Dietmar Brockes MdL (FDP) bei der Kleiderwahl. Das Outfit hatte er eigentlich für eine zweite Karriere als Bonbonverkäufer aufbewahren wollen. Als gestern jedoch nichts anderes mehr zum Anziehen da war, griff Brockes zu.

Total liberal gab sich Dietmar Brockes MdL (FDP) bei der Kleiderwahl. Das Outfit hatte er eigentlich für eine zweite Karriere als Bonbonverkäufer aufbewahren wollen. Als gestern jedoch nichts anderes mehr zum Anziehen da war, griff Brockes zu.

Foto: Busch

Zuvor hatte Gellen schon das Rathaus in Brüggen aufgeben müssen. Dauerregen hatte auch dort rund 40 Möhnen nicht davon abhalten können, die Macht an sich zu reißen. Die alten Weiber tanzten sich warm, bis Obermöhn Birgit Schmitz aus der Reihe trat und energisch an die Pforte hämmerte. "Rat und Verwaltung haben beschlossen, das Rathaus bis zum Letzten zu verteidigen", rief Gellen. Doch dann hatte er doch Mitleid mit den Möhnen, die im Regen standen, ergab sich und lud sie zur Versöhnung auf einen Rhabarberschnaps ein. Schmitz war schnell bei der Sache, schnitt den Schlips ab, und Gellen übergab den großen Schlüssel zum Brüggener Rathaus. Oebels Ex-Schützen-Kaiserin Inge Prillwitz übergab Gellen den Sessionsorden der Oebeler Karnevals-Gesellschaft und lud ihn für Sonntag zum Ball der Buure auf dem Oebeler Berg ein.

(RP)
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