Brüggen Gäste aus ganz Deutschland beim Flugtag

Brüggen · Auf Einladung des Luftsportvereins Brüggen-Schwalmtal ließen Fans klassischer Modellflugzeuge ihre Kisten fliegen. Besucher staunten über Rollen und Loopings über den Mais- und Gerstenfeldern in der Happelter Heide

 Klassische Modellflugzeuge waren auf dem Flugplatz des LSV Brüggen-Schwalmtal zu bewundern. Nicht alle konnten in die Luft gehen, der teils heftige Wind aus Westen zwang einige Motorsegler zur Bodenpause.

Klassische Modellflugzeuge waren auf dem Flugplatz des LSV Brüggen-Schwalmtal zu bewundern. Nicht alle konnten in die Luft gehen, der teils heftige Wind aus Westen zwang einige Motorsegler zur Bodenpause.

Foto: Busch

Gerade noch saust die Supersonic tief über die Rasenpiste, zwei Sekunden später ist sie fast schon in den an diesem Tag tief hängenden Wolken verschwunden. Zwei oder drei Rollen, eine Kehrtwende im hohen Bogen, da kommt sie auch schon wieder zurück, röhrt an den Zuschauern vorbei und steigt wieder hoch. Gut zehn Minuten lang kann der Deltaflügler in der Luft bleiben, dann ist der Treibstoff im Minitank verbraucht. Josef Battke steuert seinen schnellsten Flieger deshalb rechtzeitig genug wieder auf den Rasen, auf dem er nach zwei Hopsern sicher aufsetzt - mit noch ausreichender Entfernung zum angrenzenden Maisfeld.

Sein "Überschallflugzeug" hat der gelernte Maurer Battke gegenüber dem Originalmodell auf 115 Zentimeter etwas verlängert, um das Cockpit noch etwas schlanker zu machen. Die Deltaflügel haben eine Spannweite von rund 90 Zentimetern. Der Motor mit dem Minipropeller sitzt am Heck - das ist ganz normal bei dieser Flugzeugart, hat aber auch den Vorteil, "dass man die Maschine nicht nach jedem Flug wieder rundum säubern muss". Der Laie meint, beim Bau seien leichte Kunststoffe verwendet worden, doch Battke klärt auf: "Alles ist aus leichten Hölzern und Sperrholz, nur eine dünne Kunststoffhaut wurde darüber gespannt."

Der Frechener ist nicht nur mit seiner Supersonic nach Brüggen gekommen, er hat auch ein Rasantmodell (mit Propeller vorn in der Mitte) und eine um ein Drittel verkleinerte Version dieses Modells dabei, ein weiteres bleibt im Kofferraum seines Autos. Zuhause hat er um die 35 Flugzeugmodelle im Haus und in der Garage - kein Wunder, denn von Kindesbeinen an ist er Modellflieger: "Mein Vater hatte auch dieses Hobby", erzählt der heute 57-Jährige.

Etwas später hat den ebenfalls 57 Jahre alten Uwe Müller die Leidenschaft des Modellfliegens gepackt, der sich auch den Traum der meisten Modellflieger dieser Welt erfüllte: Er baute sich eine Curare zusammen, jenes Flugzeug, mit dem der Österreicher Hanno Prettner 1977 die Weltmeisterschaft im Kunstfliegen gewann. Bevor er seinen Flieger mit "Höhenleitwerk in negativer V-Form" vom Boden aus in die Lüfte steuert, überprüft er sorgfältig den Haltegurt des Treibstoffbehälters und setzt dann wieder die Plexiglasscheibe des Cockpits auf, die mit zwei Minischrauben gesichert ist. Und dann schraubt sich die schreiend bunt bemalte Curare ("Die Originalfarben des Modells von 1977") in den grauen Himmel und trotzt allen Windböen.

Der teilweise heftige Wind aus Westen zwingt einige Motorsegler mit Spannweiten bis zu drei Metern und Antrieb über dem Cockpit zur unfreiwilligen Bodenpause, auch der Doppeldecker, einst Muster für die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, ist eher ein Schönwettermodell.

Das dürfen die Modellflugzeuge von Norbert Albertz (LSV Brüggen-Schwalmtal) nicht sein, denn ihre großen Vorbilder wurden einst im Zweiten Weltkrieg eingesetzt: die Fokke Wulf FB 190 ("Würger"), eine Messerschmidt 163 (Raketen- und Segelflugzeug) und die Messerschmidt 262, das erste Serienflugzeug mit Stahltriebwerken. Nun gehorchen sie auf die computerunterstützte Fernsteuerung von Albertz, der als Siebenjähriger zum ersten Mal mit dem Flugzeugmodellbau in Berührung kam, als "uns ein Lehrer bei der katholischen Jugend erklärte, wie man es machen muss". Obwohl seine Eltern ein Elektrofachgeschäft in Hardt hatten, musste er viele Jahre darauf warten, bis er eine Fernsteuerung erhielt.

Mit der Beteiligung an diesem "Antik-Flugtag" ist der LSV-Vorstand zufrieden, kommen doch trotz der widrigen Windverhältnisse auch Modellbauer aus dem süddeutschen Raum und den Niederlanden. Manche haben ihre Wagen mit Modellen vollgepackt, denn solch ein Flugtag bietet immer Gelegenheit, ein Stück zu verkaufen.

(mme)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort