Serie M It Dem Rad In Den Frühling Frühjahrscheck für den Drahtesel

Viersen · Mit den warmen Sonnenstrahlen gehen die Fahrräder wieder in den Einsatz. Aber bevor die erste Tour losgeht, sollte der Drahtesel sommerfit gemacht werden.

 Manchmal muss der Fachmann ran: Volker Bruckhaus (l.) und Dustin Bongen bringen in ihrer Werkstatt jeden Drahtesel auf Vordermann.

Manchmal muss der Fachmann ran: Volker Bruckhaus (l.) und Dustin Bongen bringen in ihrer Werkstatt jeden Drahtesel auf Vordermann.

Foto: wolfgang kaiser

In den Wintermonaten fristen die Fahrräder ein eher ruhiges Dasein in Kellern und Garagen. Entsprechend verstaubt und unbenutzt kommen sie in diesen Tagen wieder zum Vorschein. Der Plattfuß ist dabei oftmals das direkt sichtbare Zeichen, dass ein Rad dringend einen Frühjahrscheck von Luftdruck, Bremsen, Licht & Co. braucht. Bei älteren Rädern kann er oft eigenhändig gemacht werden, doch bei vielen der Hightech-Räder ist der Fachmann gefragt. Das liegt allein schon daran, dass in den eigenen vier Wänden dass dafür benötigte Werkzeug gar nicht vorhanden ist. "Wenn ich zum Beispiel eine Schaltaußenhülle schneiden möchte, benötige ich dafür eine Zugschere. Mit einem Seitenschneider geht es nicht", sagt Volker Bruckhaus vom Tönisvorster Radsport Studio "Better Bikes". Zudem ist gerade bei den hochwertigen Rädern sowie bei den E-Bikes absolutes Fachwissen gefragt. Ganz kompliziert wird es bei Rädern im Bereich der luftunterstützten Federgabeln, die teils mit Öl befüllt sind. Das muss nämlich regelmäßig erneuert werden. Das Öl dient als Korrosionsschutz und kann gewisse Mengen von Kondenswasser binden. Aber irgendwann ist Schluss und die Gabel fängt an von innen zu korrodieren. Alle zwei Jahre beziehungsweise alle 5000 Kilometer sollte daher das Öl erneuert werden. Allerdings ist dies eine Aufgabe für den Fachmann. "Die Bremsanlagen und die Federungen bei den hochwertigen Rädern sind heute mit denen von Motorrädern vergleichbar. Hier setzen wir genauso Diagnosegeräte wie im Kfz-Bereich ein. Wobei wir die entsprechende Software nur erhalten, wenn wir die dazugehörigen Schulungen mitmachen, damit wir fachgerecht arbeiten können", sagt Bruckhaus.

Der Fahrradfachmann und studierte CAD-Konstrukteur warnt im gleichen Atemzug davor, dubiose Angebote aus dem Internet zu nutzen, bei denen solche Software angeboten wird. In Sachen Fahrradputzen sollte man nie mit dem Hochdruckreiniger an den Start gehen. Was dem ein oder anderen vielleicht praktisch und ohne viel Zeitaufwand schnell durchführbar erscheint, hat nämlich Folgen. Die Wasserpartikel werden bei dieser Art der Reinigung fein zerstäubt und schießen mit hohem Druck in die Lager und Dichtungen ein. Einmal in den Lagern angekommen, bilden die feinsten Wasserpartikel durch die Oberflächenspannung erneut Tropfen und führen auf diesem Weg Korrosion herbei. Das Fahrrad rostet, zunächst unsichtbar, von innen heraus. Auf den guten alten Lappen kann beim Putzen daher nicht verzichtet werden.

Wer sein Elektrofahrrad mit in den Urlaub nehmen möchte und dieses auf oder hinter dem Auto in entsprechenden Halterungen transportiert, sollte ebenfalls einiges beachten. Untersuchungen im Windkanal eines Autoherstellers nach Reklamationen von Steuerungsfehlern bei Pedelecs ergaben, dass bei der Autofahrt feinste Partikel und Wassertropfen in den Motor gelangten. Diese rückgesaugten Wasser- und Schmutzpartikel dringen durch die Abdichtungen des Motors und sorgen für Defekte der Räder. "Bei der Fahrt gilt daher nicht nur, Akku und Display abnehmen, sondern zusätzlich den Motor des Rades in eine E-Bike Motorschutzhülle, einen sogenannten Motorcover, einpacken", sagt Bruckhaus. So kommt das Pedelec am Urlaubsort und auch wieder daheim ohne Schäden an.

Bei vielen E-Bikes gibt es noch einen weiteren Faktor, den jeder tunlichst eachten sollte, der das Hinterrad seines Elektrorads bei einem Plattfuß repariert. Die Kette darf nicht auf Spannung gesetzt werden, sondern muss locker hängen. "Über die Kettenspannung misst die Elektronik wie viel Kraft der Fahrer einleitet und gibt ihre Unterstützung ab. Bei einer strammen Kette meint das Rad, es muss entsprechende Unterstützung einsetzen, weil der Fahrer stark tritt und fährt los. Das kann zu schweren Unfällen führen.

(RP)
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