Viersen Frischer Wind für die „Tafel“

Viersen · Die beiden Gymnasiasten Nadine Hormanns und Jonas Schlabertz engagieren sich ehrenamtlich bei dem Viersener Verein – und widerlegen somit das Vorurteil, dass Jugendliche sich nicht um das Wohl ihrer Mitmenschen kümmern.

Es ist ein gängiges Vorurteil: Jugendliche interessieren sich vielleicht für Videospiele und Klingeltöne – aber nicht im geringsten für das Wohl ihrer Mitmenschen. Und um gar eine Vorliebe junger Menschen für ehrenamtliches Engagement auszudrücken, wurde der zumeist als Klage gebrauchte Ausruf „Die Jugend von heute!“ wohl überhaupt noch nie verwendet.

Nadine Hormanns (15) und Jonas Schlabertz (14) sind der lebende Gegenbeweis. Die beiden Gymnasiasten arbeiten derzeit ehrenamtlich bei der Viersener Tafel, jener Einrichtung also, die gespendete Lebensmittel unentgeltlich an Bedürftige verteilt. „Ich bin hier immer dran vorbeigefahren und habe die Leute vor dem Haus stehen sehen“, erzählt Jonas, der in Viersen wohnt und das Gladbacher St. Marien-Gymnasium besucht. „Für ein Sozialpraktikum habe ich dann angefangen hier zu arbeiten und war sofort total begeistert.“

In dem mit Lebensmitteln prall gefüllten Tafel-Laden helfen die beiden den erwachsenen Ehrenamtlern etwa dabei, Äpfel zu sortieren, Kaffee zu portionieren und Fleisch in Plastikbehälter zu verpacken. „Der beste Freund meines Opas ist auch bedürftig“, erklärt Nadine, die in die neunte Klasse des Gymnasiums Thomaeum in Kempen geht, ihre Motivation. „Meine Eltern arbeiten beide im Krankenhaus, für mich war es also schon immer selbstverständlich zu helfen.“

Die beiden machen allerdings auch kein Hehl daraus, dass das nicht alle ihrer Klassenkameraden genauso sehen. „Viele halten ehrenamtliche Arbeit für Schwachsinn“, sagt Nadine. „Die sagen sich: Wenn schon arbeiten, dann doch bitte auch gegen Bezahlung.“ Im Gegensatz zu einem Aushilfsjob im Supermarkt oder an der Tankstelle mache eine gemeinnützige Tätigkeit jedoch immer Sinn: „Es nützt etwas, es hilft Menschen.“

Die 15-Jährige absolvierte im Februar ein einwöchiges Ganztagspraktikum bei der Tafel, hilft seitdem weiterhin einmal in der Woche nachmittags. „Ich kann mir absolut vorstellen, so etwas auch in der Zukunft zu machen“, sagt sie. „Entweder in etwas anderer Form, so dass ich auch meinen eigenen Lebensunterhalt damit verdienen kann, oder aber weiterhin berufsbegleitend im Ehrenamt.“

Seit zwei Jahren gibt es für Schüler die Möglichkeit, auch bei der Viersener Tafel ein Sozialpraktikum abzuleisten. Nadine und Jonas sind die ersten, die längerfristig bei der Stange geblieben sind. „Die Jugendlichen lernen hier auch, wie man sich einfügt, und sie nehmen die Arbeit sehr gerne an“, lobt Luzia Witthake, die Vorsitzende des Vereins. Und: Auch die übrigen Ehrenamtler profitierten von dem „frischen Wind“, den die jungen Leute mitbrächten.

(RP)
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