Viersen Forstdirektor: "Pappeln gehören ins Nierstal"

Viersen · Seit mehr als 200 Jahren prägten Pappeln das Landschaftsbild des Niederrheins. Dieses Fazit zog Forstdirektor Hubert Kaiser bei einer Infoveranstaltung des BUND.

 Arbeiter fällen in diesem Herbst Pappeln an der Niers in Donk: Die Pappeln bringen Bauern schnell Erträge und erfüllen wichtige Funktionen im Ökosystem, sagte Forstdirektor Hubert Kaiser.

Arbeiter fällen in diesem Herbst Pappeln an der Niers in Donk: Die Pappeln bringen Bauern schnell Erträge und erfüllen wichtige Funktionen im Ökosystem, sagte Forstdirektor Hubert Kaiser.

Foto: Busch

Die Bilder erschrecken. Wo einst lange Reihen von Pappeln standen, herrscht gähnende Leere. Gefällte Bäume, unwiederbringlich verloren sind sie als einst landschaftsprägende Merkmale. Mit diesen Fotos stimmte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) von Stadt und Kreis Viersen im Ernst-Klusen-Saal der Viersener Festhalle auf ein Thema ein, das viele Bürger interessiert.

Mehr als 100 Besucher hatten sich eingefunden, um dem Vortrag von Forstdirektor Hubert Kaiser, Leiter der Landesforstverwaltung im Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen, zu den Pappeln am Niederrhein zu folgen.

Kaiser räumte dabei mit Vorurteilen über Pappeln auf. "Pappeln sind natürliche Bäume unserer Region, und sie haben eine wesentliche Funktion in der Landschaft. Sie prägen seit über 200 Jahre das Bild, wobei die Schwarzpappel sogar bis ins Mittelalter nachweisbar ist", sagte der Forstwissenschaftler. Er verwies auf den Windschutz, den Pappeln in hohem Maße leisten. Zudem sorgen Pappeln für nachhaltende Feuchtigkeit auf einer Fläche und so für einen besseren Ertrag umliegender Flächen. Auch ihre Naturschutzfunktion im Bereich der Auen sei nicht zu vergessen.

Zudem hätten Pappeln einen Nutzen für das Ökosystem. So findet man zum Beispiel den eher seltenen gelben Singvogel Pirol in großen Pappelbeständen. "Pappeln haben einen großen Lebensraumwert für Insekten und Vögel. Nur wird der oft nicht sichtbar, weil sie so früh geschlagen werden", sagte der Forstwissenschaftler.

Kaiser erinnerte auch an den Pappelpfennig und die günstige Geldanlage für Bauern, die nach dem Krieg die schnellwachsenden Pappeln anpflanzten, die für hohe Erträge sorgten. "Pappeln sind aber auch ein alter kultureller Bestandteil unserer Region", sagte Kaiser und verwies auf Malerei, Dichtung, Literatur und Mythen, in denen die Baumart eine Rolle spielt. Pappeln gehörten zum Landschaftsbild und niemand könne wollen, dass diese Baumreihen verschwinden, fügte er an.

Er erklärte, dass es ihn befremdet, dass der Forstwirtschaftsplan der Stadt Viersen bewusst nicht in den politischen Ausschüssen besprochen wird. "Es ist normal, einen Forstwirtschaftsplan in die Ausschüsse zu bringen und ihn dort zu besprechen. Schließlich muss eine demokratische Legitimation erzielt werden." Kaiser bestätigte, dass das Ministerium den Kreis Viersen betreffend die Pappelfällungen bereits zweimal angeschrieben hat, die Stadt Viersen indes nicht.

Einen Wunsch gab Horst Meister vom BUND Kaiser mit auf den Weg: Er wünscht sich die Erstellung eines Leitfadens für Pappeln, in dem die aktuellen Kenntnisse niedergelegt werden.

Während der Infoveranstaltung überreichte der BUND Stadt und Kreis Viersen auch seinen Distelpreis 2012. Er ging an die Viersener Bürgerinitiative "Rettet die Pappeln am Niederrhein". Deren Initiator, Ludwig Mertens, nahm die Auszeichnung von Almut Grytzmann-Meister, der Vorsitzenden des BUND Stadt und Kreis Viersen, entgegen.

(tref)
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