Viersen Flüchtlinge für die Arbeit fit machen

Viersen · Der Wunsch nach einem Integrationszentrum und die Forderung nach einer Stelle im Kreisschulamt, die Kinder nach ihren Fähigkeiten auf Schulen verteilt — beim Treffen des Runden Tischs Asyl kamen klare Wünsche zur Sprache

 Für Viersens Sozialdezernenten Paul Schrömbges ist der Integration-Point gefragt, um bei den Flüchtlingen Defizite aufzuarbeiten, die einer Vermittlung in einen Job im Weg stehen.

Für Viersens Sozialdezernenten Paul Schrömbges ist der Integration-Point gefragt, um bei den Flüchtlingen Defizite aufzuarbeiten, die einer Vermittlung in einen Job im Weg stehen.

Foto: Busch

945 Flüchtlinge sind es derzeit, die in Viersen, verteilt auf neun Übergangsheime und 73 angemietete Wohnungen, leben. Darunter fällt auch das ehemalige Dülkener Krankenhaus mit 300 Plätzen, die aber derzeit nicht belegt sind. "Aktuell haben wir rund 500 Plätze als Sicherheitspuffer. Wir sind zwar gut aufgestellt, wissen aber nicht, was sich tut", informierte Michael Theven, Fachbereichsleiter Soziales und Wohnen, beim aktuellen Treffen des Runden Tischs Asyl. Der Beigeordnete Paul Schrömbges (CDU) erinnerte daran, dass durch die Überlappung in den Großstädten jederzeit neue Flüchtlinge dazu kommen könnten. Diese Zuweisungen in die Fläche änderten Zahlen von jetzt auf gleich.

Schrömbges beleuchtete die Flüchtlingsproblematik unter den drei Aspekten Bildung, Wohnung und Arbeiten. Bei den Kindern sieht der Dezernent im Bereich Bildung kein Problem, da diese derzeit gut in Kitas und Schulen untergebracht werden können. Sorge bereitet ihm aber der Bildungsstand der Erwachsenen. Laut einer Studie sind rund zehn Prozent für den ersten Arbeitsmarkt geeignet. "Das heißt im Umkehrschluss, dass 90 Prozent es nicht sind. Das bedeutet größte Anstrengungen", sagte Schrömbges. Zu der schon hohen Zahl der Langzeitarbeitslosen im Kreis könnten diese Menschen dazu kommen.

Der Integration-Point ist gefragt, der unter anderem in dem Bereich Defizitaufarbeitung im Einsatz ist. Das neu aufgelegte Arbeitsmarktprogramm, das bis Ende 2020 läuft und einen Arbeitseinsatz von Flüchtlingen bei Wohlfahrtverbänden, Sozialorganisationen und gemeinnützigen Vereinen vorsieht, könnte ein etwas Abhilfe schaffen. Arbeit mit Begleitung ist das Stichwort. In Viersen sollen 70 solcher Plätze entstehen, die wie Ein-Euro-Jobs gehandhabt werden - allerdings mit einem Einsatz von 80 Cent. Sorgen bereitet auch der Wohnbereich, da in Viersen generell eine hohe Nachfrage besteht und diese trotz etlicher Neubaumaßnahmen nicht gedeckt werden kann.

Es gab aber auch Positives zu berichten. Stephan Fiedler vom Sozialdienst SKM verwies auf die Webseite der Flüchtlingshilfe. Unter www.fluechtlingshilfe-vie.de finden Flüchtlinge und auch Bürger, die sich ehrenamtlich einbringen möchten, eine Fülle von Informationen.

"Nur in der Stadt Viersen haben wir über 60 Projekte", hob Fiedler hervor. In der Kreisstadt laufen allein 29 Sprachkurse, aus denen sich viele Patenschaften ergeben haben, wie Sieglinde Rudat informierte.

100 Ehrenamtler sind im Einsatz, Tendenz steigend. Aus den Reihen der ehrenamtlich tätigen Bürger kam der Vorwurf, dass Kinder von Asylbewerbern nicht ihren Fähigkeiten entsprechend den Schulen zugeteilt werden. Der Ruf nach einer Stelle im Kreisschulamt wurde laut, die Kinder beurteilt und den Besuch der entsprechenden Schulform möglich macht.

Dass ein kommunales Integrationszentrum nach wie vor fehlt, kam ebenfalls wieder zur Sprache. Für Diskussion sorgte der Integrationsplan Viersen. Dieser steht auf der Tagesordnung der Sitzung des Sozialausschusses am 13. September.

"Eine letztendliche Integration erbringen die Bürger. Die Stadt kann viel leisten, ob aber die Menschen integriert werden, entscheidet sich an anderer Stelle", betonte Schrömbges. Der Runde Tisch Asyl und diejenigen, die ihn mit Leben füllen, seien ein Teil dieser bereits geleisteten Integration.

(tref)
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